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Freital will grüner werden - das ist der Plan

Mit Bürgeroasen soll die Natur in die Stadt kommen. Anwohner gestalten und pflegen die Flächen und können sich in den Oasen treffen. So kann man mitmachen.

Von Mathias Herrmann
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Auf der Wiese an der Ecke Körnerstraße, Pestalozzistraße und Lange Straße soll Freitals erste Bürgeroase entstehen.
Auf der Wiese an der Ecke Körnerstraße, Pestalozzistraße und Lange Straße soll Freitals erste Bürgeroase entstehen. © Karl-Ludwig Oberthür

Über viele Jahre prägten unter anderem Industriefirmen die Silhouette Freitals. Für die Natur war wenig Platz. Das soll sich jetzt ändern. Was 2021 mit den 100 Pflanzoasen zum Stadtjubiläum begann, soll mit Bürgeroasen fortgesetzt werden. Damals wurden Pflanzkübel aufgestellt, die Anwohner pflegen.

"Wir fragten uns: warum die Idee nicht weiterentwickeln und ungenutzte Flächen oder Baulücken mit Blumen, Bäumen und Sträuchern gestalten, wo sich Menschen treffen und Zeit miteinander verbringen können?", sagt Anja Fischer, Quartiersmanagerin in Freital-Deuben zu den ersten Gedanken der Bürgeroase.

Um die Idee umzusetzen, gründete sich der Arbeitskreis "Urbane Lebensraumgestaltung". Hier engagieren sich ehrenamtlich Mitglieder des Umweltzentrums und Anwohner, um die Bürgeroasen zu realisieren. Gemeinsam mit der Quartiersmanagerin initiierte die Gruppe das Projekt.

Was ist eine Bürgeroase?

"Wenn ich es ganz einfach beschreibe, dann ist eine Bürgeroase eine kleine Fläche im Stadtgebiet, die begrünt werden soll", erklärt Anja Fischer. Der Plan ist, dass die Menschen vor Ort die naturnah angelegten Flächen im Stadtgebiet gestalten und pflegen. "Bürgeroasen können kleine Beete mit Kräutern, ein Barfußpfad oder beispielsweise eine Naturbühne sein."

Nicht gewollt sind feste Bauwerke wie Spielgeräte. Viel mehr wünschen sich das Umweltzentrum und die Quartiersmanagerin sogenannte mobile Elemente wie Hochbeete oder ein Weidendom in den Oasen. "Die Menschen sollen sich hier begegnen, Zeit miteinander verbringen oder einfach erholen", sagt Fischer.

Anja Fischer leitet das Projekt Bürgeroasen in Freital.
Anja Fischer leitet das Projekt Bürgeroasen in Freital. © Egbert Kamprath

Gestaltet werden die Oasen vor allem mit einheimischen Bäumen und Sträuchern, die wenig Wasser und wenig Pflege brauchen. "Wir haben keinen Wasseranschluss zum Gießen", erklärt die Quartiersmanagerin die Problematik. Hitzeresistente Pflanzen mit geringem Wasseranspruch sollen daher in die Erde kommen.

Wo sollen die Bürgeroasen entstehen?

Ein Platz für die erste Bürgeroase ist schon gefunden. Das Pilotprojekt soll gegenüber dem Weißeritzgymnasium entstehen. Die Fläche zwischen Krönertstraße, Pestalozzistraße und Lange Straße ist rund 600 Quadratmeter groß. Derzeit ist es eine Wiese. Ein Teil des Areals gehört der Wohnungsgesellschaft Freital. Die andere Hälfte ist in privatem Besitz ist. Beide Grundstückseigentümer seien einverstanden mit der geplanten Gestaltung, so Fischer.

Für diese Fläche ist die Vorstellung, unter anderem einen großen Weidendom entstehen zu lassen. "Wir pflanzen Weidenbäume und verflechten sie in den Ästen miteinander", erklärt die Quartiersmanagerin das Prinzip. Die Weiden verzweigen sich so miteinander und spenden dann Schatten. Der Arbeitskreis kann sich vorstellen, dass der Weidendom auch als Naturbühne für schulische und öffentliche Veranstaltungen, wie Stadtteilfest, Lesungen oder Konzerte genutzt wird. Unter dem schattigen Dach könnten außerdem Bänke stehen zum Erholen. "Der Kreativität der Menschen, die im Umfeld leben, lernen oder arbeiten, sind bei der Gestaltung der Oase keine Grenzen gesetzt", meint die Quartiersmanagerin.

Auf diese Grünfläche soll ein Weidendom das Zentrum des Pilotprojektes werden.
Auf diese Grünfläche soll ein Weidendom das Zentrum des Pilotprojektes werden. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Bürgeroase am Weißeritzgymnasium ist erst der Anfang. Weitere sollen in Freital entstehen. "Wir planen Bürgeroasen entlang der Weißeritz", sagt Lukas Vogt vom Umweltzentrum. Weitere Wunschstandorte sind unter anderem am Krankenhaus und am Altenheim. "Ob und wann sie entstehen, hängt vom Erfolg des Pilotprojektes ab."

Wer kann mitmachen?

Die Bürgeroasen mitgestalten kann jeder, der dazu Lust hat, egal wo derjenige in Freital wohnen. Die Organisatoren sehen in dem Projekt die Chance, dass Menschen aktiv ihre Umgebung mitgestalten. "Wir stellen uns vor, dass Institutionen, Vereine oder auch Anwohner ein kleines Teilstück der Oase pflegen." Am Ende soll der Platz ein Begegnungsort sein für jeden, der in der Nähe, wohnt, lernt, arbeitet oder einfach nur pausiert.

Interessenten können sich beim Umweltzentrum Freital melden. Der Arbeitskreis trifft sich einmal im Monat im Stadtteilbüro Freital-Deuben. Der Treffpunkt ist in Dresdner Straße 283. Die nächsten Termine sind für den 16. April und 14. Mai geplant, jeweils 17 Uhr.

Wann geht es los?

Der Zeitrahmen bis zur Eröffnung ist großzügig gesetzt. "Wenn alles klappt, beginnen wir im August mit den ersten Arbeiten", erläutert die Quartiersmanagerin. Bis Juni 2024 soll das Gesamtkonzept fertig sein. Anschließend beginnt das Pflanzen. Die Einweihung der ersten Freitaler Bürgeroase ist im Sommer 2025 vorgesehen. "Die Natur braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Da müssen wir in größeren Zeiträumen denken", so Fischer.

Wie wird das Projekt finanziert?

Eine der größten Herausforderungen der Bürgeroase ist die Finanzierung. Erste Gelder sammelte der Arbeitskreis beim sächsischen Innenstadt-Wettbewerb "Ab in die Mitte". Das Projekt erhielt im November 2023 einen Preis in Höhe von 10.000 Euro sowie Pflanzen im Wert von 2.500 Euro. Eine Teilnahme an weiteren Ideenwettbewerben ist vorgesehen, um das Projekt finanzieren zu können. Wie hoch die gesamten Kosten sein werden, steht erst Mitte des Jahres fest, wenn es ein endgültiges Konzept für die erste Fläche gibt.