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Freitaler Firma findet Riesen-Senftöpfe

Die Beräumer aus Freital entrümpeln derzeit ein altes Anwesen in Dresden-Altkaitz. Nostalgisches, Trödel und Antikes wird bald auch online verkauft.

Von Siri Rokosch
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Welche Geheimnisse verbirgt dieses alte Haus aus dem 17. Jahrhundert? Die Beräumer aus Freital leeren momentan die Zimmer.
Welche Geheimnisse verbirgt dieses alte Haus aus dem 17. Jahrhundert? Die Beräumer aus Freital leeren momentan die Zimmer. © Daniel Schäfer

Viel zu tun hat das Team der Freitaler Firma "Die Beräumer" derzeit. Obwohl die beiden großen A&V-Antik-Geschäfte an der Coschützer Straße 88 und in Dresden seit Mitte Dezember geschlossen sind, gibt es genügend Arbeit, sagt Geschäftsführer Jens Michalzik: "Wir beräumen momentan viele Häuser und Wohnungen. Es sind tatsächlich mehr als sonst."

Unter den Objekten ist auch ein altes Haus in Dresden, Altkaitz. Das Haus gehörte einer Dame, welche im Alter von 90 Jahren verstarb. Die Käufer des Anwesens haben Jens Michalzik und sein Team nun beauftragt, das Objekt zu beräumen und wollen das Haus offenbar danach sanieren. "Der Nachbar hatte mich angesprochen", erzählt der Beräumer-Geschäftsführer: "Er sagte, bei dem alten Haus, das wir jetzt entrümpeln, handelt es sich um ein Rittergut. Ganz früher sollen hier sogar Pferde gezüchtet worden sein."

Und das stimmt. Wie Jens Krämer vom Geschichtsverein Dresden-Kaitz Sächsische.de sagt, ist das Haus in Altkaitz ein kleiner Teil des ehemaligen Ritterguts aus dem 17. Jahrhundert: "Es steht nur noch rund ein Viertel der Häuser die zum Rittergut gehörten. Die Bausubstanz des Bestandshauses, was früher Stallungen waren, stammt noch aus dem Befreiungskrieg im Jahr 1813 und die Struktur geht bis ins 17. Jahrhundert zurück." Seiner Aussage nach handelt es sich um das Amtslehngut Kaitz, welches damals dem Hauptsalzkassenwart des Dresdner Kurfürstenhofes im Zuge der Amtsausführung zur Verfügung gestellt wurde.

Die letzten Rittergutsbesitzer - die Familien Brendel und Voß - seien nach dem zweiten Weltkrieg enteignet und nach Rügen deportiert worden - so wie auch die Besitzer des Schlosses Nöthnitz in Bannewitz. Nach 1945 zogen Vertriebene aus Schlesien in das Haus ein und zu DDR-Zeiten diente es als Wohnhaus für höhere LPG-Beschäftigte, sagt Jens Krämer vom Kaitzer Geschichtsverein.

Nun soll das alte Ritterguthaus offenbar saniert werden. Ob es dann vermietet, verkauft oder privat genutzt wird, ist bislang nicht bekannt.

Jens Michalzik (50), beräumt ein Zimmer des alten Hauses. Gegenstände, wie antike Schränke, Tische, Bücher, Gemälde und Schmuck werden später in den beiden A&V-Geschäften in Freital und Dresden verkauft.
Jens Michalzik (50), beräumt ein Zimmer des alten Hauses. Gegenstände, wie antike Schränke, Tische, Bücher, Gemälde und Schmuck werden später in den beiden A&V-Geschäften in Freital und Dresden verkauft. © Daniel Schäfer

Antikes ab Montag per Click and Collect

Auch bei Jens Michalzik und seinem Beräumer-Team hat der Corona-Lockdown Spuren hinterlassen. Seit Mitte Dezember dürfen die beiden großen Geschäfte nicht öffnen. "Wir haben einige Dinge online über Ebay-Kleinanzeigen verlaufen können. Doch das reicht nicht aus", sagt der Geschäftsführer.

Deshalb soll die Homepage umgestaltet werden und künftig auch eine Online-Shopping-Funktion bieten, sagt Jens Michalzik: "Allerdings kennt sich damit bei uns niemand aus. Wir suchen dafür noch jemanden, der sich komplett um den Online-Verkauf kümmern kann."

Zu verkaufen seien dann viele Dinge, die bei Haushaltsauflösungen anfallen, wie Bilder, Schallplatten, Möbel, Modelleisenbahnen und Zubehör, meist wertvolle Geschirre und Vasen sowie Fahrräder und Kleidungsstücke. "Zudem wünschen sich unsere fünf Mitarbeiterinnen noch kräftige männliche Hände, die beim Ausräumen von Gebäuden helfen wollen", sagt Jens Michalzik lachend.

Ab Montag bieten die Beräumer aber erst einmal den Verkauf per "Click and Collect" an. Die Kunden rufen an, bestellen und holen die Waren zu einer vereinbarten Uhrzeit ab - damit zu viele Kontakte vermieden werden.

Cilly Freudenberg (37), beräumt im Untergeschoss ein Zimmer. Dort fand das Team auch drei große Tontöpfe, die früher zum Einlegen von Gurken und zum Fermentieren von Kohl genutzt wurden.
Cilly Freudenberg (37), beräumt im Untergeschoss ein Zimmer. Dort fand das Team auch drei große Tontöpfe, die früher zum Einlegen von Gurken und zum Fermentieren von Kohl genutzt wurden. © Daniel Schäfer

Ausbau der Verkaufshalle in Freital geht weiter

Einige der Dinge, die nun in Altkaitz gefunden wurden, können die Kunden zeitnah auch in den beiden Trödelhallen kaufen. In dem Rittergutshaus wurden zwei Etagen, ein Dachboden und ein Gewölbekeller geleert. Alte Kleiderschränke fanden sich dort ebenso wie Bilder und drei große Tontöpfe. Für Jens Michalzik kommt das einer Sensation nahe. "So große Senftöpfe habe ich noch nie gesehen. Ich kenne sie nur kleiner, aber diese hier gehen bis zum Bauchnabel", sagt der große Mann begeistert. In den Tongefäßen legten die Menschen früher saure Gurken ein oder fermentierten Weißkohl zu Sauerkraut. Ob die Töpfe verkauft werden, stünde noch nicht fest. Zuvor müssten sie auf Risse und andere Beschädigungen geprüft werden, sagt Michalzik.

Die große Trödelhalle in Freital wird derzeit noch weiter aus-und umgebaut. Dort sollen neue Verkaufsbereiche entstehen und das Lager im hinteren Teil vollständig verschwinden. Das Lager zieht an der Coschützer Straße 88 auf die gegenüberliegende Seite um. Das Team rund um Jens Michalzik hofft, dass die Verkaufshallen bald wieder öffnen können und dann auch der Laden in Freital fertig umgebaut sein wird.

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