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Internetanbieter Pyur: Falscher oder echter Techniker in Freital unterwegs?

Derzeit klingeln Vertriebsmitarbeiter an Haustüren. Möglicherweise gibt es Trittbrettfahrer, die andere Absichten haben. Was es damit auf sich hat und wie man Betrug vermeidet.

Von Annett Heyse
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Pyur verspricht schnelles Internet zum schmalen Preis auch in Freital. Doch sind die Werber in der Stadt alle echt?
Pyur verspricht schnelles Internet zum schmalen Preis auch in Freital. Doch sind die Werber in der Stadt alle echt? © SZ/Georg Moeritz

Wovon mancher auf dem flachen Lande nur träumt, ist in Freital längst Wirklichkeit. Hier konkurrieren gleich mehrere Internetanbieter um Kunden und werben mit dem schnellen Internet. Ob die kommunalen Freitaler Stadtwerke FSW, die Telekom, Vodafone oder 1&1 - jeder ist auf Kunden aus. Auch Pyur, früher unter dem Namen Telecolumbus, mischt auf dem Markt mit.

Und dabei scheint es entweder zu einem Missverständnis oder aber zu einer üblen Masche gekommen zu sein. Zunächst schilderten einige Freitaler auf Facebook, dass ein oder mehrere Pyur-Mitarbeiter klingelten und darum baten, in den Wohnungen die Anschlussdosen zu prüfen und zu fotografieren. Konkret soll sich das auf der Schachtstraße, im Mühlenviertel und auch in Potschappel zugetragen haben. "Vorsicht Drücker", warnte einer. Ein anderer schrieb: "Also ich habe die nicht reingelassen."

Womöglich war er damit gut beraten. Denn in Zauckerode könnte es im Namen des Internetanbieters zu einer Straftat gekommen sein.

Der Trick mit dem Glas Wasser

Dem Vernehmen nach klingelte Ende vergangener Woche ein Pyur-Techniker bei einer älteren Dame. Diese habe ihn in die Wohnung gelassen, wo der Mann die Anschlussdosen kontrollieren und fotografieren wollte. Dabei habe er gefragt, ob er ein Glas Wasser bekommen könnte. Die Senioren wollte nicht unhöflich sein und ging in die Küche. Später, da war der Mann längst gegangen, will sie bemerkt haben, dass die Kundenkarte ihrer Bank fehlte. Soweit bekannt, ist zunächst kein finanzieller Schaden entstanden.

Doch es stellen sich Fragen, was es mit den Pyur-Mitarbeitern auf sich hat. Sind sie echt oder sind Trickbetrüger unterwegs? Und falls wirklich Werber in Freital an Türen klingeln: Gibt es Trittbrettfahrer, die Böses im Schilde führen?

In der Pyur-Zentrale in Berlin bestätigt Unternehmenssprecher Mario Gongolsky, dass in Freital derzeit Vertriebsmitarbeiter unterwegs sind. Vertrieb ist ein anderes Wort für Verkaufsgespräch, die Pyur-Mitarbeiter werben demnach an den Wohnungstüren um Kunden. "Diese Mitarbeiter werden ohne vorherige Terminabsprache vorstellig", sagt Gongolsky. Techniker hingegen würden in der Regel einen Termin vereinbaren.

Polizei ermittelt und gibt einen Ratschlag

Jedoch, sagt der Pyur-Pressesprecher weiter, sei die Prüfung der Kabeldose im Zusammenhang mit einem Beratungsgespräch, insbesondere zu Internetprodukten, die über den Kabelanschluss gebucht werden können, durchaus wesentlich. Gongolsky: "Es muss sichergestellt sein, dass bei Buchung eines Internetprodukts die Kabeldose hierfür geeignet ist." Mit anderen Worten: Die Werber-Teams, die Verträge abschließen möchten, wollen durchaus auch einen Blick auf die Anschlussdosen werfen - aus technischen Gründen.

"Gleichwohl steht in keiner unserer Verfahrensanweisungen, dass hierfür Fotos anzufertigen sind. Das wird bei der Auftragserfassung auf dem Tablet vermutlich eher aus Bequemlichkeit gemacht", gibt der Pressesprecher zu und ergänzt: "Wir können aber gut verstehen, wenn den betroffenen Mieterinnen und Mietern unwohl dabei ist. Wir haben die Teams darum gebeten, keine Fotos mehr in den Wohnungen anzufertigen."

Und der Fall aus Zauckerode? Der bleibt erst einmal unklar. Pyur teilt mit, die Mitarbeiter würden sich ausweisen. Die Polizei teilt mit, dass die mutmaßlich bestohlene Seniorin den Fall angezeigt hat und ein Ermittlungsverfahren läuft. "Grundsätzlich rät die Polizei davon ab, fremde Personen in die Wohnung zu lassen", sagt ein Polizei-Sprecher.