Jugendhäuser in Freital vor dem Aus?

Das war so vielleicht gar nicht gewollt, aber die Wirkung ist teilweise verheerend. Das Budget für die Jugendarbeit im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wird nach neuen Kriterien verteilt. Es ist insgesamt nicht weniger geworden, aber so mancher Trägerverein bekommt plötzlich aufgrund der Verteilung deutlich weniger Unterstützung.
So ergeht es beispielsweise dem Kinder- und Jugendhilfeverbund Freital e.V. (KJV) mit dem Oppelschacht in Zauckerode. „Mit der neuen Verteilung steht für das offene Angebot in Zauckerode 25 Prozent weniger Geld vom Landkreis zur Verfügung“, sagt KJV-Geschäftsführer Tobias Schmieder. Die anderen beiden Säulen der Finanzierung – Stadt und Verein – bleiben zwar erhalten, aber unter den neuen finanziellen Bedingungen sei es „inhaltlich und personell nicht möglich, den Oppelschacht so weiter zu betreiben“, sagt Schmieder.
Auch andere Einrichtungen in Freital sind von der Neusortierung betroffen, wenn auch nicht alle gleichermaßen. Das Familienzentrum Regenbogen beispielsweise erhalte in etwa denselben Betrag wie bisher, sagt Peter Pfitzenreiter (parteilos). Der Erste Bürgermeister der Stadt Freital hat ein großes Interesse daran, dass die Jugendarbeit erhalten bleibt. „Wir brauchen die Jugendzentren“, sagt er. Die Stadt Freital beteilige sich an der Finanzierung so wie bisher auch. Das mache circa zehn Prozent des Gesamtbudgets für die Häuser aus. „Dabei reden wir aber nicht nur über Geldmittel“, so Pfitzenreiter. Im Fall des Oppelschachtes beispielsweise könne dem Träger schon seit Jahren eine vergleichsweise günstige Miete angeboten werden, da das Haus der Stadt gehört.
Nicht so gut sieht es für den Schülertreff in der Kantstraße in Potschappel aus, der vom Mundwerk e.V. betrieben wird. Dort wird ernsthaft überlegt, die Arbeit nicht fortzusetzen. Soll das Angebot nicht ganz verschwinden, müsste ein anderer Träger einspringen. Das könnte unter Umständen der KJV sein. „Wir sind dazu in Gesprächen“, sagt Tobias Schmieder.
Kräfte bündeln, neu verteilen
Bisher aber gibt es noch keine Entscheidung. Weder zum Oppelschacht noch zum Schülertreff neben der Lessingschule. Das Verfahren, dass der Landkreis dazu vorgibt, scheint zunächst ins Leere zu laufen. Das sieht vor, dass die Trägervereine in einer Art Ausschreibungsverfahren ihr Interesse bekunden und ein Konzept einreichen. In Freital haben sich weder Mundwerk noch KJV daran beteiligt. Auch kein einziger anderer Träger für Jugendarbeit hat sich gemeldet. Bliebe das so, wäre das das Aus für die beiden Häuser.
Die SPD Freital fordert dazu per Pressemitteilung: „Die Kinder und Jugendlichen müssen weiterhin in ihrem schwierigen Alltag unterstützt werden. Die Stadtverwaltung und der Stadtrat dürfen nicht tatenlos zusehen, wie junge Menschen chancenlos ins Leben starten.“ An der Stelle besteht wohl Einigkeit auch mit Sozialbürgermeister Peter Pfitzenreiter. Er betont, dass die Stadt zu ihrem Wort steht und an einer Lösung arbeitet. „Anfang Oktober gibt es dazu noch einmal Gespräche mit dem Landkreis“, sagt Pfitzenreiter.
Es gehe darum, die Angebote zu erhalten. Man müsse nun sehen, wie man die Kräfte bündeln und verteilen kann, damit das gewünschte Ergebnis herauskommt. „In der Summe ist das zur Verfügung stehende Geld ja genauso viel wie vorher“, betont Pfitzenreiter noch einmal.
Tobias Schmieder hat den Oppelschacht in Zauckerode diese Woche trotzdem erst einmal geschlossen. Die Mitarbeiter sollten Urlaubstage nehmen, damit sie im Ernstfall am Ende nicht verfallen, falls es doch nicht weitergeht. Daran glauben mag er nicht. Ganz im Gegenteil. Es deute sich eine Lösung an, sagt er. Öffentlich darüber sprechen will er aber noch nicht.
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