Freitaler Rockgitarrist interpretiert unsterbliche Lieder neu

Es gibt da diese Szene in dem legendären Film "Blues Brothers", in der Jake und Elwood Blues in einer Kneipe irgendwo im tiefsten Amerika auftauchen. Was man denn hier so für Musik spiele, fragen sie Frau an der Bar von Bob's Country Bunker. "Ach, wir haben hier beides, Country und Western", sagt sie. Dann bringen die Blues Brothers mit "Rawhide" den Saal zum Toben.
Country, Western - wo auch immer der Unterschied ist, auf Tino Zetzsches neuem Album gibt es mindestens beides und "Rawhide" sowieso. Und auf jeden Fall noch ein bisschen mehr. Der Musiker, in Freital aufgewachsen, im Stahlwerk gelernt, später ausgewandert und in der Ferne zu einem vielseitigen Gitarristen gereift, lebt heute in Kreischa. Hier hat Tino Z, so sein Künstlername, sich ein Studio eingerichtet, in dem er "Highwayman" eingespielt hat.
Der Silberling ist die zweite Scheibe in einer als Tetralogie angelegten Serie und nun seit Anfang Mai erhältlich. Das Projekt, vier aufeinander abgestimmte CDs zu veröffentlichen, entsprang dem Zufall.
Ein Blatt Papier und 50 Songs
Oder besser gesagt: der Not. Denn Zetzsche wurde 2020 von der Pandemie mit all den Einschränkungen und Verboten mit voller Härte getroffen. Er, der vor allem von Live-Auftritten als Solist lebt, war von einem auf den anderen Tag arbeits- und einkommenslos.
Er habe in der Zeit von Rücklagen und dem Einkommen seiner Frau gelebt, sagte er im SZ-Gespräch vor einigen Monaten rückblickend. Dennoch, damit ihm die Decke nicht auf den Kopf fiel, schnappte er sich im Studio seine Gitarre und ein Blatt Papier. Darauf schrieb er all die Lieder, die er schon immer einmal einspielen wollte.
Klassiker wie "Solitary man" oder "These boots are made for walking" sind dabei, bekannte Rocksongs wie "Heroes" aber auch ein Stück wie Depeche Modes "Personal Jesus". Eine Zeitreise quer durch die populäre Musik sozusagen.
Dann machte sich Zetzsche an die Arbeit, spielte erste Lieder nur mit Gitarre und Gesang ein, schickte die Dateien an befreundete Musiker, die dann Drums, Bassgitarre, Backgroundgesang hinzufügten.
Wunderbare Autofahrmusik
Klingt gar nicht so rockmusikromantisch und war es auch nicht. "Musik produzieren ist richtig viel Arbeit", sagt Zetzsche, der vor Jahren eine eigene Plattenfirma - Tzet Records - gründete. Die erste Scheibe, "Solitary Man" war noch 2020 fertig und ist eine Mischung aus einigen Klassikern verschiedener Jahrgänge.
Doch die Pandemie war noch lange nicht vorüber und Tino Zetzsche arbeitete sich weiter an seiner gut 50 Lieder umfassenden Hitliste ab. Nun ist Album Nummer zwei fertig. Für vier Alben, so hat Zetzsche ausgerechnet, reicht das Material. Die Hälfte hat er also geschafft.
"Highway Man" ist deutlich countrylastiger als der Vorgänger, womit wir auch bei den Blues Brothers wären. Jenes "Rawhide" aus dem Country-Bunker findet sich auf der CD wieder, genauso wie "Ring of fire", vielen Hörern in der Version von Johnny Cash bekannt, und "(Ghost)Riders in the sky", das von jedem schon gespielt wurde, der eine Westerngitarre irgendwie halten kann.

Es ist wunderbare Autofahrmusik geworden, die sich flott, aber nicht zu schnell entfaltet. Mal lässig, mal entspannt, mal sonnig, mal staubig. Man bekommt beim Hören das Gefühl, auf einem Highway mit verhaltenem Tempo zu rollen.
Tino Z demnächst auf Tour
Ganz am Ende wird es dann noch bluesrockig. In "Bluesman", einer Eigenkomposition, gibt Zetzsche schon mal einen Ausblick auf Album Nummer drei, das "Bluesman" heißen soll.
Jetzt geht es aber erst einmal auf Tour. In den nächsten Wochen stehen Auftritte unter anderem in Kreischa, Freital, Königstein an. Im Sommer geht es an die Ostsee, im Herbst ist Zetsche dann wieder in der alten Heimat unterwegs.
"Highwayman" hat er immer mit dabei, aber Zetzsche ist ohnehin eine singende Musikbibliothek mit riesigem Repertoire. Er selbst bezeichnet sich als One-Man-Band. Fehlt eigentlich nur noch ein Lied namens "Selfmade Man". Das muss aber noch geschrieben werden, am besten irgendwas zwischen Country und Western.
Nächste Auftritte:
- 12. Mai Kreischa, Vereinshaus, 19 Uhr Tino Z & Olaf Stoy
- 26. Mai - Glashütte, Bretthäus'l, Männertag, 12 bis 18 Uhr
- 3. Juni - Freital-Pesterwitz, Kräuterhof SALVIA, 18 Uhr, Tino Z & Francis Mohr
- 6. Juni - Pirna, Schloßcafé, 19 Uhr
- 7. Juni - Königstein, Klassikgarten (Stadtplatz), 19 Uhr
- 18. Juni - Freital-Deuben, Kunst im Hof, große Bühne, 18.30 Uhr