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Rotkopf Görg als Gassenhauer

Der Freitaler Musiker Willi Papperitz plant ein neues Whysker-Album. Für die Finanzierung hatte er eine gute Idee.

Von Thomas Morgenroth
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Willi Papperitz alias Whysker in seinem Studio in Freital.
Willi Papperitz alias Whysker in seinem Studio in Freital. © Thomas Morgenroth

Hoch über der Stadt Freital beschwört ein Mann mit rauher Stimme und Gitarre den Geist des Hügels, auf dem er gerade steht. Es handelt sich um den Windberg, 353 Meter hoch, gekrönt von einem Funkmast und einem Denkmal für den sächsischen König Albert. Willi Papperitz trotzt dem Wind auf dem Plateau und singt von einem Geiger namens Rotkopf Görg, der einst im Zauberschloss im Windberg auf seiner Fidel „wie der Teufel“ spielte. Sein Lohn: Eine Schaufel voll glühender Kohlen, die ein Zwerg in Görgs Hut schaufelte.

Die Sage von Rotkopf Görg ist die wohl bekannteste Legende Freitals, wenngleich deutlich älter als die Stadt selbst. Ein Stoff, der im Weißeritztal gern auf die Theaterbühne kommt, vor allem, seit der Deubener Lehrer Otto Roth in den Zwanzigern daraus ein Märchenspiel machte. Auf Schloss Burgk gibt es ein Denkmal zu Rotkopf Görg und vor dem Potschappler Rathaus einen Brunnen, mit Ex-Oberbürgermeister Klaus Mättig als einen der Zwerge.

Nun also fügt der Freitaler Liedermacher Willi Papperitz, der sich als Künstler Whysker nennt, der Görg-Verehrung einen Gassenhauer hinzu. Das Lied, sagt der aus Dresden stammende Musiker, wäre bei seinen Konzerten ein Renner. Mancher hätte es gern auf einer CD. Und die soll es nun bald geben – im Frühjahr 2021.

„Es ist Zeit für ein neues Album“, sagt Papperitz, der im vergangenen Jahr mit der „Zookapelle“ eine CD für Kinder veröffentlichte und 2018 mit „In der Ferne“ ein Album mit zehn eher melancholischen Liedern. Das neue Werk soll nun stimmungsvollere Stücke in der Tradition des Irish Folk und der Shantys der Matrosen vereinen, mit denen Whysker bei seinen Konzerten punktet. Mit deutschen Texten, die Papperitz zusammen mit Jörg Dahlbeck aus Nordrhein-Westfalen schreibt.

Den Text zu „Rotkopf Görg“ hat Papperitz allein geschrieben, wie auch die Musik. Es ist ein Lied, das er vor sechs Jahren schon mal auf dem Album seines Duos „Die Feigen Blätter“ veröffentlichte – ohne Geige, die diesmal dabei sein wird. Zwölf Titel sollen auf den neuen Tonträger, der noch keinen Namen hat. „Nur drei, vier Lieder sind bereits aus meinen Auftritten bekannt, der Rest ist neu“, sagt Papperitz.

Das Projekt nimmt bereits Gestalt an, dank eines erfolgreichen Crowdfundings über die Plattform Startnext. Wie schon bei „In der Ferne“ hat Papperitz via Internet nach Unterstützern für die Finanzierung gesucht. Mindestens 7.000 Euro wollte er einsammeln. Um auch ein paar Videos realisieren zu können, setzte er als zweite Funding-Schwelle 9.000 Euro an.

Zuspruch ist "unfassbar" groß

„Die Unterstützung ist unfassbar groß“, sagt Whysker. Schon 24 Stunden nach dem Hochladen hatte er die Hälfte des Geldes zusammen. Inzwischen sind es mehr als 8.800 Euro, einschließlich einer Förderung der Stadt Dresden in Höhe von 2.500 Euro im Rahmen des Programms „Kunst trotzt Corona“. Wer die Produktion des neuen Whysker-Albums mit finanziert, bekommt dafür je nach der Höhe des Einsatzes die CD, ein Picknick am Musikbaum, den Papperitz im Rahmen der Aktion „100 Bäume für eine Hundertjährige“ am Neumarkt gepflanzt hat, ein Wohnzimmerkonzert – oder einen Mund-Nasen-Schutz.

„Eigentlich wollte ich die Produktion diesmal selbst finanzieren“, sagt Papperitz. Die staatlichen Verbote im Zuge der Pandemie durchkreuzten seine Pläne – Whysker durfte monatelang nicht auftreten, hielt sich mit Gute-Nacht-Geschichten bei Facebook über Wasser. Und jetzt steht wieder alles still. „Allein im November fallen zehn Konzerte aus“, sagt Papperitz.

Wegen der Beschränkungen nimmt die Band das Album auch nicht wie das vorangegangene gemeinsam im Schloss Röhrsdorf auf. Die Musiker spielen es stattdessen einzeln in verschiedenen Studios ein. Einen Teil der Grundspuren der Gitarre hat Papperitz bereits aufgenommen, bei Ludwig Schmutzler in Dresden, dem Produzenten. Dort wird er auch die Ballade von „Rotkopf Görg“ einsingen – und das Geheimnis der glühenden Kohlen lüften.

https://whysker.de/

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