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Landkreis SOE: Zahl der Straftaten sinkt weiter

Zwischen Pirna, Freital, Dippoldiswalde und Sebnitz leben die Menschen vergleichsweise sicher. Der Polizeipräsident sieht aber eine Trendwende kommen.

Von Gunnar Klehm
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Polizeikontrolle auf der B170: Mit der Zahl an Kontrollen steigt auch die Anzahl der aufgedeckten Rauschgiftdelikte.
Polizeikontrolle auf der B170: Mit der Zahl an Kontrollen steigt auch die Anzahl der aufgedeckten Rauschgiftdelikte. © Symbolfoto: Karl-Ludwig Oberthür

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurden im vorigen Jahr insgesamt 10.001 Straftaten erfasst. 2020 waren es 10.728. Der Rückgang entspricht 6,8 Prozent. Darüber informierte die Polizeidirektion Dresden, die auch für den hiesigen Landkreis zuständig ist. Die allgemeine Kriminalität ohne ausländerrechtliche Delikte wurde für 2021 mit 8.709 Fällen angegeben. Das ist ein Minus von 7,5 Prozent.

Aus den Zahlen lasse sich aber kein grundsätzlicher Trend ableiten. "Vielmehr sehe ich einen direkten Zusammenhang zwischen diesen Zahlen und der Corona-Pandemie. Durch die damit einhergehenden Beschränkungen des normalen Lebens verschlechterten sich insbesondere bei Delikten mit hohen Fallzahlen die Tatgelegenheiten", erklärt Polizeipräsident Jörg Kubiessa. Der vermeintliche Rückgang werde die Region nächstes Jahr wieder einholen.

Weniger Kinder als Tatverdächtige ermittelt

Die Polizei konnte immerhin 6.848 Straftaten aus dem vorigen Jahr aufklären. Die Aufklärungsquote lag damit nur wenig unter der des Jahres zuvor. Von den 5.643 ermittelten Tatverdächtigen waren 81,1 Prozent männlich. Es wurden weniger Kinder als Tatverdächtige ermittelt. 2020 waren es noch 336, im Jahr darauf 267 Kinder. Bei den Jugendlichen und Heranwachsenden im Alter bis 21 Jahren erhöhte sich die Zahl leicht.

Angestiegen ist auch die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen von 2.109 im Jahr 2020 auf 2.194. Der Anteil beträgt nun 38,9 Prozent aller Tatverdächtigen. Das bezieht sich laut Polizei auf abgeschlossene Strafverfahren. Hier gehören auch alle ausländerrechtlichen Delikte hinzu. Nimmt man nur die allgemeine Kriminalität, liegt der Anteil aber immer noch bei 22,2 Prozent.

Hohe Aufklärungsrate im Bereich Pornografie

Insgesamt gab es 1.587 Opfer von Straftaten. Davon waren 44 Prozent weiblich. Unter den Opfern waren auch 208 Kinder, 20 mehr als noch im Jahr zuvor.

Der durch Kriminalität im Landkreis registrierte finanzielle Schaden betrug rund 6,5 Millionen Euro. Im Jahr zuvor lag der Schaden mehr als doppelt so hoch (13,8 Millionen Euro) und 2019 bei 11,3 Millionen Euro.

Einen Anstieg gab es in den vergangenen zehn Jahren im Bereich der Sexualdelikte zu verzeichnen. In dieser Zeit gab es nicht nur die "MeToo-Debatte" zur Anzeige solcher Straftaten, sondern auch eine Verschärfung des Strafrechts - etwa der sexuellen Belästigung - hat zur Erhöhung der Fallzahlen beigetragen. Eines sei laut Polizei aber dennoch als Tendenz auffällig: Seit dem Jahr 2019 ist die Zahl der Anzeigen im Bereich der Verbreitung von Pornografie deutlich angestiegen.

Im vorigen Jahr wurden 141 Fälle registriert. Bis 2017 lagen die Fallzahlen noch bei unter 30 pro Jahr. "Wie in gesamten Bundesgebiet stellen auch wir einen sehr starken Anstieg im Bereich der Verbreitung von Kinderpornografie fest", erklärt Kubiessa. Ursache seien unter anderem die gestiegenen Meldungen von Verdachtsfällen durch ausländische Behörden und Organisationen. Ob sich damit die Zahl der tatsächlichen Fälle erhöht hat oder sie nun nur sichtbarer werden, ist ungeklärt. Erst vor wenigen Tagen gab es einen weiteren konzentrierten Einsatz zur Bekämpfung von Kinderpornografie. Den Tätern wird immer öfter auf die Schliche gekommen. Immerhin 106 dieser Fälle konnten 2021 aufgeklärt werden.

Zweimal wurden Mord oder Totschlag aufgeklärt

Die Zahl der Gewaltstraftaten sank auf 204 Fälle. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 85,8 Prozent. Von den 216 Tatverdächtigen waren 39 nichtdeutsch. Die meisten Fälle (152) waren gefährliche und schwere Körperverletzungen. 37-mal handelte es sich um Raubstraftaten. Wie schon 2020 wurden erneut zwei Mord- und Totschlagsdelikte registriert.

Den Hauptteil der Gesamtkriminalität macht jedoch der Diebstahl aus. Ihr Anteil beträgt 24,2 Prozent. Von den 2.420 Fällen wurden 866 aufgeklärt. Die Quote von 35,8 Prozent zeigt, dass es die Polizei hier am schwersten hat. Schwerpunkte waren Ladendiebstähle mit 315 Fällen. Dem folgt der Fahrraddiebstahl mit 307 Fällen.

Autos wurden 54-mal gestohlen, etwa so oft wie im Jahr zuvor. 19 Fälle konnten aufgeklärt und 25 Tatverdächtige ermittelt werden. Darunter waren 15 Deutsche und zehn aus Ländern Osteuropas.

Wohnungseinbrüche wurden 84-mal festgestellt. 33 Fälle fanden tagsüber zwischen 6 und 21 Uhr statt. Die Zahl der Sachbeschädigungen sank auf 1.196 Fälle, das ist der niedrigste Stand der vergangenen zehn Jahre.

Kontrollen decken Rauschgiftkriminalität auf

Bei der Rauschgiftkriminalität stieg die Fallzahl (561) gegenüber dem Vorjahr. "Ich führe diesen Anstieg insbesondere auf die erhöhte Polizeipräsenz im Landkreis zurück. Denn oft waren Rauschgiftfeststellungen ein Beifang unserer pandemiebedingten Kontrolleinsätze", erklärt Kubiessa.

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurden von Beamten der Polizeidirektion Dresden etwa 6,7 Kilogramm Marihuana, 515 Gramm Crystal, 185 Gramm Haschisch und 32 Stück Ecstasy sichergestellt. Bei Kokain, Drogenersatzstoff, Amphetamin und anderem lagen die Sicherstellungsmengen unter 100 Gramm.

In der Statistik tauchen nun auch Straftaten nach Infektionsschutzgesetz auf. Im Jahr 2020 wurden 159 Verstöße erfasst und alle aufgeklärt, teilt die Polizei mit. Dabei wurden 267 Tatverdächtige ermittelt. Im Jahr 2021 hat sich die Zahl extrem reduziert. Im Vorjahr wurden nur noch drei Verstöße in der Polizeilichen Kriminalstatistik nach deren Abschluss erfasst.

Rechnerisch sank die Anzahl der Straftaten je 100.000 Einwohner 2021 auf 4.087. Das ist vergleichsweise niedrig. Die Menschen hier im Landkreis leben demnach besonders sicher. Zum Vergleich: In Dresden liegt die Zahl der Straftaten je 100.000 Einwohner bei 7.369. Im Jahr zuvor lag der Wert sogar bei 8.788. Im Landkreis Meißen waren es 2021 immerhin 4.333 Straftaten. In den Landkreisen Mittelsachsen (3.544) und Erzgebirgskreis (3.008) ist die Wahrscheinlichkeit jedoch niedriger, Opfer einer Straftat zu werden.