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Dümmer als die Olsenbande

Einbrecher wählten eine krimireife Variante, um Heiligabend in ein Freitaler Tabakgeschäft zu gelangen. Doch der Weihnachts-Coup ging nicht ganz auf.

Von Annett Heyse
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Die Täter kamen durch die Wand und hinter dem Zeitschriftenregal heraus.
Die Täter kamen durch die Wand und hinter dem Zeitschriftenregal heraus. © privat

Am Montag nach den Feiertagen herrscht normaler Betrieb im Tabakgeschäft von Volker Hartmann. Kunden kommen und gehen. Hier, gegenüber dem Bahnhof Potschappel, gibt es Tabakspezialitäten, Zeitungen und Zeitschriften, Kaffee zum Mitnehmen, Spirituosen und Teespezialitäten. Auch Lottoscheine können abgegeben werden.

Auf das große Glück hofften wohl auch einige, die am Heiligabend Hartmanns Tabakladen einen Besuch abstatteten. Nur kamen sie nicht durch die Tür und auch erst deutlich nach Ladenschluss.

Mit dem Kopf durch die Wand

Was sich am 24. Dezember zwischen 16 und 21 Uhr abgespielt haben muss, ist noch gut zu erahnen. In der Rückwand des Zeitschriftenregals klafft ein großes Loch. Dahinter verdeckt eine provisorisch eingesetzte Holzplatte einen Durchbruch zum benachbarten Beauty Salon von Anna Zeisler.

Die junge Frau erhielt am 24. Dezember abends gegen 22 Uhr einen Anruf von der Polizei. Die Einbrecher waren durch den Hintereingang des Beauty Salons gelangt - vermutlich, weil sie einen Schlüssel hatten. "Mein Lebensgefährte hatte den wohl versehentlich stecken lassen oder verloren", berichtet die Salon-Betreiberin mit großem Bedauern.

Doch lange hielten sich die Ganoven nicht im Beauty Salon auf. Sie wandten sich der Wand zum Tabakgeschäft zu und brachen ein Loch genau an der Stelle, wo Gipskarton einen ehemaligen Durchgang versperrt. "Es war alles ruiniert", beschreibt Anna Zeisler den Anblick vor Ort. Ein bisschen fühlt man sich an die Olsenbande erinnert. Auch die konnte geniale Coups planen, wenn es sein musste auch durch die Wand.

Sicherheitsdienst war wach

Volker Hartmann kann über den Vergleich nicht so richtig lachen, sondern nur den Kopf schütteln. Der Geschäftsinhaber des Tabakladens wurde bereits kurz nach 20 Uhr vom Sicherheitsdienst alarmiert. "Wir haben hier einiges an Technik und merken, wenn ungebetener Besuch kommt", sagt er.

Hartmann fuhr zu seinem Laden, inspizierte Fenster, Türen, Ladentheke - und sah zunächst nichts Außergewöhnliches. "Ich dachte schon an einen Fehlalarm und wollte wieder gehen. Erst da sah ich den Schaden vor dem Zeitschriftenregal."

In den Tabakladen Hartmann gegenüber dem Bahnhof Potschappel wurde am Heiligabend krimireif eingebrochen.
In den Tabakladen Hartmann gegenüber dem Bahnhof Potschappel wurde am Heiligabend krimireif eingebrochen. © Annett Heyse

Zwei Regalbretter und etliche Zeitschriften lagen auf dem Boden. In der Wand klaffte ein knapp schultergroßes Loch. Ob sich die Täter überhaupt dort hindurchgeschlängelt haben, ist unklar.

Der Händler vermutet, dass die Einbrecher gestört wurden, bevor sie ihren Plan vollenden konnten. Denn geklaut wurde nichts. Tabakpfeifen, Zigarren, Liköre, Whiskyflaschen, Teedosen - alles stand fein säuberlich wie immer an seinem Platz. Ebenso unberührt blieben Kasse und Technik. In dem Fall waren die Täter noch erfolgloser als die sympathischen Filmganoven aus Dänemark.

Nachbar hat nichts gehört

Der Ärger bei Volker Hartmann ist dennoch groß. Er musste bis weit nach Mitternacht auf den Beinen bleiben, um die Arbeit der Polizei und der Spezialisten von der Spurensicherung abzuwarten - und das am Weihnachtsabend. "Am ersten Feiertag habe ich dann aufgeräumt, den Durchbruch provisorisch verschlossen, das Regal wieder aufgebaut und sauber gemacht."

Die Polizei ermittelt nun. Bisher geht sie von mehreren Tätern aus - so meldet es der Polizeibericht. Zeugen gibt es nach ersten Erkenntnissen keine. Der Beauty Salon hat zur Straße hin blickdichte Außenrollladen. Der direkte Nachbar, der in der Erdgeschosswohnung lebt, hat nichts mitbekommen.

Volker Hartmann ist, was Einbrüche in sein Potschappler Geschäft betrifft, inzwischen einiges gewöhnt. Es sei der dritte Fall innerhalb von drei Jahren gewesen, erzählt er. Aber so eine Nummer hat er auch noch nicht erlebt.

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