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Fastenzeit: Bei dieser Frau gibt's nur Wasser und Tee statt Pfannkuchen und Sekt

Anke Herrmann fastet jedes Jahr. Bei Bombastus in Freital gibt die Heilpraktikerin Tipps, wie man den Verzicht durchhält und es richtig macht.

Von Beate Erler
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Fasten kann auch Spaß und sogar ein bisschen süchtig machen, sagt Anke Herrmann. Zum Start der Fastenzeit gibt sie Tipps zum Nahrungsverzicht.
Fasten kann auch Spaß und sogar ein bisschen süchtig machen, sagt Anke Herrmann. Zum Start der Fastenzeit gibt sie Tipps zum Nahrungsverzicht. © Egbert Kamprath

Dass Fasten sogar fast süchtig machen kann, hat Anke Herrmann schon selbst erlebt. In diesen Hochphasen dachte sie, dass sie am liebsten nicht wieder mit dem Essen anfangen würde. „Man fühlt eine Leichtigkeit, wie man sie noch nie gespürt hat“, erklärt sie das Wohlgefühl, „man ist energiegeladen und ganz klar im Kopf.“

Am Aschermittwoch beginnt die traditionelle Fastenzeit der Christen als Vorbereitung auf das Osterfest, die bis einschließlich 30. März, dem Karsonnabend, dauert. Im Mittelalter durfte man in dieser Zeit nur eine Mahlzeit am Tag einnehmen - meist am Abend. Fleisch, Milchprodukte, Alkohol und Eier waren verboten.

Heute fasten auch nicht-gläubige Menschen und sehen es als einen freiwilligen und bewussten Verzicht. Manche essen keine Süßigkeiten, andere verzichten auf das Auto oder das Handy und wieder andere trinken keinen Alkohol.

Wenn Anke Herrmann vom Fasten spricht, meint sie das Heilfasten nach Buchinger. Für diese Methode muss man besonders stark und diszipliniert sein, denn feste Lebensmittel sind nicht erlaubt. „Ich nehme nur Getränke wie Brühe, Wasser und Tee zu mir“, sagt die Heilpraktikerin aus Großschirma bei Freiberg.

Ein Apfel als letzte feste Mahlzeit

Am Montag vor dem Aschermittwoch ist sie beim Heilmittelproduzenten Bombastus in Freital zu Besuch. In ihrer Praxis in Großschirma bietet Anke Herrmann auch Fastenberatungen an und bezieht für die Patienten Fastentees und andere Produkte von Bombastus. Sie ist seit 1996 Heilpraktikerin. Zur Fastenberatung kommen etwa 20 Prozent ihrer Patienten und meist Leute, die gar keine oder nur wenig Erfahrung mit dem Fasten haben.

Sie selbst hat es zum ersten Mal als Studentin und aus Neugier ausprobiert. Die ersten Male hat sie einiges falsch gemacht, sagt sie. „Ich hatte furchtbaren Appetit und wenn ich einen Tiefpunkt hatte, habe ich mir einen Kakao geleistet.“ Denn Tiefpunkte gehören beim Fasten dazu: Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, schlechte Laune und auch unangenehme Körpergerüche treten auf.

In den Fastenberatungen fragen ihre Patienten meistens, wie sie richtig fasten und vor allem, wie sie es durchhalten können. Dafür sind bereits die sogenannten Entlastungstage vor dem eigentlichen Fasten wichtig. Etwa drei bis vier Tage vorher beginnt man die Ernährung umzustellen und nur noch Obst und Gemüse zu essen. „Am besten schließt man diese Tage mit einem Apfel ab, dann ist der Darm gut vorbereitet“, sagt Anke Herrmann. Eine vollständige Darmentleerung mittels Abführmittel am Tag vor dem Fastenbeginn nimmt das Hungergefühl.

Darauf erst mal eine Schokolade

Während der Fastenzeit trinkt man früh Tee, mittags Gemüsebrühe und abends wieder Tee. Es wird empfohlen, mindestens zweieinhalb Liter Wasser oder Tee am Tag zu trinken. Außerdem ist ein strukturierter Tagesrhythmus wichtig. „Man muss sich eine Ablenkung zum Essen suchen“, sagt Anke Herrmann, „zum Beispiel Musik hören, spazieren gehen oder lesen.“

Und wenn eine Tiefphase kommt, kann man sie ausleiten, so die Heilpraktikerin. Die Tees und Pulver, die sie in den Bombastus-Werken kauft, erleichtern das Fasten, sagt sie. So hilft zum Beispiel Salbeiblüten-Extrakt, dass die Beweglichkeit der roten Blutkörperchen erhöht und somit die Durchblutung gefördert wird. Oder die Basen- und Fastentees, die Säuren neutralisieren, die beim Fasten aus dem Gewebe gelöst werden und Schmerzen und Entzündungen auslösen können.

Besonders in der Fastenzeit steigt bei Bombastus die Nachfrage nach diesen Tees. „Egal welche Form des Fastens man wählt, in dieser Zeit muss besonders viel getrunken werden“, sagt Grit Schuster, Vertriebsleiterin der Bombastus Werke. Der Heilmittelproduzent verkauft jährlich etwa 3.000 Packungen Fastentee und 11.000 Packungen Basentee an Apotheken oder Einzelkunden, so Grit Schuster.

Und auch von dem Naturphilosophen und Alchimisten Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, hat Anke Herrmann einen allgemeinen Ernährungstipp. So empfahl er zum Beispiel das kräftige Würzen mit Knoblauch und Pfeffer, wie es die Böhmerländer und Meißner gemacht haben. Als erste feste Nahrung nach dem Fasten steigt sie mit einem halben Apfel ein. „Danach bin ich schon satt“, sagt Anke Herrmann. Ihr Mann, der auch fastet, macht es etwas genussvoller. Er beginnt das Fastenbrechen mit Schokolade.