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Ruinierter Storchenbrunnen: Freital schreibt 200 Euro Belohnung für Tippgeber aus

Unbekannte haben das Wasserspiel massiv beschädigt. Die Stadtverwaltung geht von 35.000 Euro Schaden aus. Sie hofft auf Hinweise und zieht Konsequenzen.

Von Annett Heyse
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Der Storchenbrunnen wird im Frühjahr nicht in Betrieb gehen, nachdem er von Unbekannten massiv beschädigt wurde.
Der Storchenbrunnen wird im Frühjahr nicht in Betrieb gehen, nachdem er von Unbekannten massiv beschädigt wurde. © Karl-Ludwig Oberthür

In Freital geht es derzeit zu wie im Wilden Westen. Es wird eine Art Kopfgeld ausgesetzt. Allerdings werden keine Eisenbahnräuber oder schießwütige Revolverhelden gesucht, sondern diejenigen, welche in der Vorweihnachtszeit den Storchenbrunnen an der Albert-Schweitzer-Straße demoliert haben.

"Neben Schmierereien gab es auch massive Beschädigungen an der Brunnenplastik. Ganze Teile wurden abgetreten beziehungsweise abgeschlagen", heißt es aus dem Rathaus. Die Anlage wurde jetzt erst einmal mit einem Bauzaun abgesperrt und wird wohl für längere Zeit nicht sprudeln. "Eine Inbetriebnahme des Brunnens im Frühjahr ist nicht mehr möglich", teilte Rathaussprecher Matthias Weigel mit. Der Sachschaden liege wohl bei 35.000 Euro. Weil die Haushaltslage angespannt sei, könne man auch noch nicht sagen, ob und wann der Brunnen repariert werden kann.

Es war kurz vor Weihnachten, als der Schaden am Brunnen zunächst dem Künstler Olaf Stoy auffiel. Stoy ist selbst Betroffener von Vandalismus. Er schuf das Werk "Tauziehen", welches auf dem Freitaler Neumarkt steht. Die Plastik zeigt zwei Personengruppen, die an einem Tau ziehen. Das Sportgerät, ein Stahlseil, wurde unlängst gekappt. Als Stoy sich den Schaden ansah, spazierte er auch noch mal zum Storchenbrunnen. Er hatte einen Hinweis bekommen und ahnte Schlimmes. "Nun habe ich mir selbst ein Bild davon gemacht und bin fassungslos!", schrieb er am 21. Dezember auf seiner Facebook-Seite.

Storchenbrunnen erst 2011 umgesetzt und saniert

Der Brunnen war möglicherweise als Kletterfelsen genutzt worden. Ein Seil hing herunter, mehrere Teile der filigranen Figuren waren abgebrochen, teils war die Stahlarmierung offengelegt. Zu allem Überfluss wurden mehrere Putten beschmiert - mit Seitenscheitel und kleinem Schnauzer sollten sie wohl dem Konterfei von Adolf Hitler ähneln. Die Stadt hat bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt erstattet.

Die Frage ist: Wird man den oder die Übeltäter finden? Und nach wem soll man suchen? Der Verdacht liegt nahe, dass Jugendliche für die Schäden verantwortlich sind. Jugendgruppen hielten sich wiederholt am Storchenbrunnen auf. Die Anlage befindet sich auf einer Wiese, die Stadt hatte den Brunnen dort im Jahr 2011/12 aufgebaut, zuvor stand er vor den Wohnhäusern an der Dresdner Straße.

Am neuen Standort bekam er ein größeres Wasserbecken und wurde mit einem modernen Dach versehen. Bänke und Rabatten ergänzen die Anlage und laden zum Verweilen ein. Das müssen einige Besucher zuletzt missverstanden haben. Denn es häuften sich Unrat am Storchenbrunnen, wiederholt klagten Freitaler bei Facebook über Scherben von zerbrochenen Glasflaschen, Schmierereien "zieren" Bänke und Dachpfeiler. Menschen, die in den nahegelegenen Häusern wohnen, berichteten zudem von Jugendgruppen, die dort des Öfteren gewütet und ihren Müll zurückgelassen hätten. "Wir haben sie schon oft angesprochen bzw. sind auch lauter geworden, aber denen fehlt jeglicher Respekt", schrieb eine Nutzerin unter Olaf Stoys Facebook-Post.

OB Rumberg: "Respektlos und unnötige Kosten"

Nun ist der Schaden groß. So groß, dass Oberbürgermeister Uwe Rumberg (Konservative Mitte) die Bevölkerung um Hilfe bittet und für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, 200 Euro Belohnung in Aussicht gestellt hat. "Wie respektlos mit der Arbeit und dem Eigentum anderer Menschen umgegangen wird, erschüttert mich immer wieder. Dem gilt es konsequent etwas entgegenzusetzen", sagt Rumberg und hofft auf einen entscheidenden Tipp.

Denn im Rathaus ist man richtig sauer. "Es kann es doch eigentlich nicht sein, dass wir uns von einzelnen in unserer Lebensqualität einschränken lassen, die Stadtentwicklung ausbremsen und dass wir sinnlos Geld zum Fenster rauswerfen für unnötige Kosten. Gerade in Zeiten knapper Kassen führt das dazu, dass wir uns noch weniger leisten können – und schadet damit allen Einwohnern. Hier ist die Mitwirkung aller gefragt, um Täter zu überführen und auch um solche Straftaten zu verhindern", sagt Oberbürgermeister Uwe Rumberg.

Vielleicht richtet es ja nun die Kopfgeldprämie. Wie beim Storchenbrunnen gibt es übrigens auch das "Tauziehen"- Werk von Olaf Stoy betreffend 200 Euro für Hinweise, die die Behörden auf die Spuren der Täter führen.