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Vandalismus in Freital: Anwohner, die etwas unternehmen

Die Liste der Vorfälle ist lang. Vor allem am Busbahnhof Deuben gibt es Probleme mit Jugendlichen. Eine Gruppe Anwohner hat schon einiges versucht.

Von Beate Erler
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Die Anwohner vom Busbahnhof in Freital Deuben, wo auch immer wieder Böller fliegen. Sie wollen anonym bleiben.
Die Anwohner vom Busbahnhof in Freital Deuben, wo auch immer wieder Böller fliegen. Sie wollen anonym bleiben. © Egbert Kamprath

Es sei eher schlimmer geworden, sagt ein Familienvater, der am Busbahnhof in Freital-Deuben wohnt. Er will lieber anonym bleiben, denn er hat so schon genug Ärger mit der Situation. Seit 2018 wohnt er mit Frau und Sohn in der Nachbarschaft vom Busbahnhof. "Ein Jahr später ging es mit den ersten Gruppen von Jugendlichen los", erzählt er.

Was er hier schon alles gesehen und erlebt hat, ist kaum zu glauben. Es geht um Gruppen von 20 bis 50 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren. "Bei dieser Anzahl kann man sich ja vorstellen, wie laut es da zum Teil ist", sagt er. Doch der Lärmpegel, vor allem im Sommer und am Wochenende, ist nicht das größte Problem.

Die Liste ist lang: Böller fliegen das ganze Jahr, zerbrochene Glasflaschen, an denen sich Hunde verletzten, liegen auf den Wegen, vor allem an den Wochenenden liegt Müll am Busbahnhof und Spielplatz, einige Jugendliche betreten die Privatgrundstücke oder werfen mit Steinen gegen die Fenster. Am Busbahnhof hinterlassen sie Schmierereien und Sachbeschädigungen. "Hier liegen hin und wieder auch Spritzen in den Hecken und die Jugendlichen nehmen hier Drogen", berichtet der Mann.

Versteck im Park mit Böllern und Drogen

So stand er einmal am Fenster und hat beobachtet, wie Jugendliche eine große Tüte mit Böllern im Park versteckten. Er vermutet, um sie nicht die ganze Zeit dabei haben zu müssen. Er ging runter, nahm die Tüte, in der auch Drogen lagen, und brachte sie zur Polizei. Die Wache Freital-Dippoldiswalde ist nur 900 Meter vom Busbahnhof entfernt.

Mit dem Auto sind die Polizisten in drei Minuten vor Ort. Umso unverständlicher für die Betroffenen, dass sich die Situation nicht bessert. Die Polizei fahre hier schon öfter mal vorbei. "Aber wenn die angefahren kommen, rennen die Jugendlichen natürlich weg", sagt er. Im Sommer ruft die Familie die Polizei im Schnitt einmal pro Woche, an manchen Abenden sogar mehrmals.

Im Rathaus Freital ist man sich der Situation bewusst. Das Problem besteht schon länger und die Stadt ist mit Polizei und Ordnungsamt im Austausch, so Pressesprecher Matthias Weigel. Der Busbahnhof sei kein Brennpunkt, aber die Streifentätigkeit und Kontrollen ohne Anlass wurden bereits erhöht.

Auch in anderen Freitaler Stadtteilen gab es zuletzt immer wieder Zerstörungen. So zum Beispiel Ende Dezember am Storchenbrunnen an der Albert-Schweizer-Straße, Anfang Januar am Tauziehen-Werk am Neumarkt und an der öffentlichen Toilette im Mehrgenerationenpark. Zuletzt hatte Oberbürgermeister Uwe Rumberg wiederholt eine Belohnung von 200 Euro für Hinweise ausgesetzt.

Jugendliche beschimpfen Anwohner

Ob es sich dabei um die Jugendlichen handelt, die am Busbahnhof in Freital-Deuben unterwegs sind, ist unklar. In den Freitaler Facebook-Gruppen sorgen die Zerstörungen für viel Unmut. Einige erwähnen betrunkene Jugendgruppen auch am Storchenbrunnen. Andere fragen sich, warum die Polizei nicht zu den Kernzeiten im Dienst ist.

Mit einer kleinen Gruppe von fünf Anwohnern hat der Freitaler, der am Busbahnhof wohnt, schon einiges versucht. "Wir sind auch hingegangen und wollten mit den Jugendlichen sprechen", erzählt er. Aber bei der Gruppengröße sei das nicht so einfach möglich. "Im Prinzip ist es zwecklos", sagt er. "Im besten Fall lachen sie uns aus und im schlimmeren Fall werden wir beschimpft und beleidigt."

Sie haben beim Ordnungsamt und der Polizei angerufen, tragen die Probleme bei Stadtratssitzungen vor, aber bisher habe sich nichts verbessert. Die Anwohner ärgern sich, dass die Polizei nicht proaktiver mit den Jugendlichen umgeht. "Wir fragen uns, warum sie immer erst kommen, wenn wir sie rufen." Denn schließlich seien die Probleme seit Langem bekannt.

So war er auch der Hinweisgeber bei der zerstörten Tischtennisplatte in Freital-Deuben Anfang des letzten Jahres. Er stand mit einem Nachbarn draußen als es plötzlich knallte. "Ich bin hingerannt und konnte ein Foto von den Jugendlichen machen", sagt er. So bekam die Polizei dank eines engagierten Anwohners den entscheidenden Tipp.