Motorradlos im Bikerclub „Harte Raben“

Von Peter Salzmann
Ob man im Rathaus von Rabenau fragt, im Heimatverein, im Stuhlbaumuseum oder anderswo: Er sei „die gute Seele von Rabenau“, bekommt man unisono als Antwort. Da überrascht es kaum noch, dass Rentner Horst Lorenz auch im Bikerclub „Hard Raven“ – die „Harten Raben“ – gern gesehen ist. Wenn er sich ehrenamtlich engagiert, dann ohne Wenn und Aber.
„Das Gemeinwesen braucht immer Hilfe“, erklärt Lorenz. Wer sich mit ihm trifft, kann sich auf eine Lektion zum Thema Vereinsarbeit freuen. Die gedrungene, kräftige Figur, starke Armmuskeln und gradlinige Worte lassen den Schwerstarbeiter erahnen. Bis 1993 habe er im Freitaler Edelstahlwerk an der Walze kräftig zugepackt – „als 1. Walzer“, sagt das Rabenauer Urgestein nicht ohne Stolz. „Ich organisiere gern“, bekennt der 77-Jährige, der das „Flair der Stadt, die wunderschöne Umgebung und die gute Nachbarschaft“ lobt. Aber er verstehe jene Zeitgenossen nicht, die „nur schimpfen, ohne was zu tun“. Schließlich gebe es genügend Vereine, in denen jedermann gerngesehen ist.
„Vom Stift im Amtshof zum Maitre de Plaisir“ ist auf einer Fotomontage im Format 100 mal 70 Zentimeter zu lesen. Nahezu 50 Biker der „Harten Raben“ hatten sich für das Bild vor dem einstigen Gasthof postiert, den 1920 die Großeltern von Horst Lorenz gekauft hatten. „Wir wünschen dir beste Gesundheit; behalte deine Neugier nach fernen Ländern und bleibe unserem Club als Chef vom Dienst erhalten.“ So ist das herzliche Dankeschön an Horst Lorenz formuliert.
Er sei derzeit zwar kein Motorradfan, sagt er, der in jungen Jahren mit einer legendären MZ durch die Gegend brauste. Doch in unseren Tagen ist Lorenz Hauptorganisator der Clubausfahrten, die er in seinem Skoda begleitet – auch über Landesgrenzen hinaus. Lorenz übernahm sogar noch bis 2019 mittwochs und freitags den Bardienst im Vereinshaus – natürlich uneigennützig.
Dieses Faible der Geselligkeit und der Ausfahrten habe er schon zu DDR-Zeiten geschätzt, resümiert er. Von 1975 bis nach der Wende organisierte Lorenz über 30 private Busfahrten, die der Ratskeller-Stammtisch unternahm. Die Erinnerungen an Schlösser und Burgen, an Städte und Dörfer sind bei ihm und seinen Stammtisch-Gesellen bis heute hellwach. Als Service-Kraftfahrer und Reiseleiter hat Lorenz nach 1992 viele Staaten kennengelernt. Doch die Neugier nach anderen Ländern ist bei ihm ungebrochen.
Eine Urkunde – 2012 von Staatsministerin Prof. Dr. Sabine Schorlemmer unterschrieben – ziert die Lorenzsche Wohnung. Dank und Anerkennung des Freistaates Sachsen erhielt er „Für Verdienste ehrenamtlicher Arbeit zur Förderung des Deutschen Stuhlbaumuseums“.
Auch dort wird das 22-jährige Ehrenamt von Lorenz gewürdigt: „Als Kassendienst, Museumsaufsicht auch für Führungen steht er jederzeit zur Verfügung. Vorstandsmitglied Horst Lorenz ist unser Mann für alle Fälle“, sagt Daniela Simon. Auch während der Baumaßnahmen war er stets helfend zur Stelle.
Lorenz lächelt, wenn er seine vier Original-Karikaturen des Malers Hans Döpp zeigt. „Er ist Rabenauer.“ Seit 2006 ist er auch noch Schatzmeister im Heimatverein. Seine Gespräche mit Zeitzeugen, seine Recherchen sind geschätzt. Voller Stolz erzählt er, dass es in Rabenau noch in den Sechziger-Jahren drei Turnvereine gab. Er sei „einer der letzten Turner und Trainer“ gewesen. Aktiver Sportler ist Horst nicht mehr, dennoch gilt dem Biathlon und dem Fußball sein Interesse.