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Dorfhain: Holzkunst mit Bernsteinschimmer

Beeindruckende Kunstobjekte und Designmöbel aus uraltem Kauri-Holz aus Neuseeland waren erst in Paris zu sehen und nun in Dorfhain.

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Kunst aus dem ältesten bearbeitbaren Holz der Welt präsentiert Jon Lister in Dorfhain.
Kunst aus dem ältesten bearbeitbaren Holz der Welt präsentiert Jon Lister in Dorfhain. © Egbert Kamprath

Von Lilli Vostry

Vor einer üppig grünen Teichlandschaft mit Wald in einer Fotografie laden Holzhocker mit länglichen, an Baumstämme erinnernden Sitzflächen zum Verweilen ein. Ein Wandbehang aus lichten und dunklen Holzfeldern, dazu ein Tisch in floraler Form, unter einer Glasplatte ruhend, begegnen dem Betrachter. Und ein kugeliger Kaffeetisch mit gespiegeltem Erdrund, dessen Oberfläche feine Linien und Risse durchziehen und an den Rändern teilweise tiefe schwarze Einschnitte, die wie verkohlt aussehen. Zumeist leuchten sie in hellen, warmen Holztönen, von honig- bis bernsteinfarben, die wundervollen, skulpturalen Objekte und künstlerischen Möbel aus über 3.000 Jahre altem Kauri-Holz aus den Sümpfen Neuseelands. Einige Stücke wurden zudem aus Algen gefertigt.

Zurückgewonnen aus der Natur und eindrucksvoll verwandelt, sind diese derzeit zu sehen in einer Ausstellung mit dem Titel „Giant's Orchestra“ in der Galerie der Georado Stiftung in Dorfhain am Tharandter Wald. Urheber ist der aus Neuseeland kommende und in Freital lebende Designkünstler Jon Lister. Seine Arbeiten basieren auf Zeichnungen der neuseeländischen Künstlerin Heather Hunt, die urwüchsig in lichtvollem Grün und erdigen Farbtönen und Formen gehalten an den Ursprungsort der Kauri-Hölzer führen.

Tausende Jahre unter der Erde konserviert

Sie zeichnet und zieht in ihren Bildern mit Ästen hauchzart die Bäume und ihre Struktur, die Jahresringe und Verästelungen, die gewölbte Erde, aufragende Stümpfe wie Boote, den Himmel und das tiefblaue Wasser; alles ist miteinander verwoben. Beeindruckend und berührend ist das Zusammenspiel der Bilder mit dem form- und spurenreich „sprechenden“ Holz und der sensiblen, filigranen Gestaltung und nachhaltigen Nutzung. Denn es wird nur Holz verwendet, das sonst entsorgt werden würde.

Bei Heather und ihrem Mann Martin Hunt, einem Stumpfsammler, Unternehmer und Umweltschützer, auf deren Grundstück in den Torf-Sümpfen im Norden Aotearoas/Neuseeland fand Jon Lister die uralten Hölzer für seine besonderen Kunst-Objekte, als Land für die Landwirtschaft trockengelegt wurde. 2018 verbrachte er ein Auslandsjahr in der alten Heimat mit seiner Familie.

Ein Beistellschrank mit Algenfurnier.
Ein Beistellschrank mit Algenfurnier. © Egbert Kamprath

„Wie die Mooresche kommt das Kauri-Holz aus dem Sumpf und ist das älteste der Welt, das man noch verarbeiten kann“, sagt Lister. Es enthält ein Gummiharz, welches das Holz der umgestürzten Bäume tausende Jahre unter der Erde konserviert. Die noch erhaltenen Kauri-Bäume werden geschützt, haben immergrüne, farnähnliche Blätter, stattliche Stämme von neun Metern und wachsen bis zu 50 Meter in den Himmel.

Künstler bringt Ordnung ins Chaos

Ihr Holz sei vergleichbar mit Linde und Nussbaumholz in der Festigkeit. „Das Besondere am Kauri-Holz ist neben dem enormen Alter die brillant strahlende Holzfarbe. Es ist schwer zu bearbeiten, man braucht viel Zeit, Erfahrung und Feingefühl, weil das Holz so wild ist - optisch gesehen. Daher ist es wichtig, Ordnung ins Chaos zu bringen“, erzählt Lister, der 1977 in Hastings geboren wurde.

Taurin-Holz hat eine faszinierende Struktur.
Taurin-Holz hat eine faszinierende Struktur. © Egbert Kamprath

Seine Vorfahren waren Schotten, die nach Neuseeland auswanderten. Seine Eltern und vier Schwestern leben noch dort. Seit 1999 ist er in der Welt unterwegs. Nach einer Spezialausbildung als Tischler in Rabenau arbeitet Jon Lister seit 2014 selbstständig als Designer und Künstler in einer Gemeinschaftswerkstatt mit dem Holzgestalter Jan Dunkel in Freital-Deuben. Hier erweckte er die uralten Kauri-Hölzer, die gesägt, gut verpackt und transportiert per Schiff aus Neuseeland ankamen, zu neuem Leben und nun sind sie in einem der kleinsten Dörfer Sachsens, in Dorfhain, nebst originalen Holzstücken mit Bernsteinschimmer zu sehen.

Seine Kunstobjekte aus Kauri-Holz, die einmalig seien in Europa und jedes ein Unikat, zeigte Lister schon in Paris im Maison des Objets, auf der Art Kunstmesse in Basel und kürzlich auf der Handwerksmesse in München.

In Dorfhain ist er nicht der einzige Aussteller. „Es sind vor allem Werke von Künstlern aus der Region in Dorfhain zu sehen, die mit dem Ambiente der Industriekultur harmonieren. Licht und Raum wirken mit und die Verbindung zwischen Kunst und Natur ist das Sahnehäubchen obendrauf“, sagt Olaf Stoy, Porzellangestalter, der sein Atelier gleich nebenan hat und Ausstellungskurator der Galerie von der Georado Stiftung ist.

Führungen und Öffnungszeiten

  • Es werden Führungen mit Jon Lister angeboten (telefonische Anmeldung unter Telefon: 0177 3165658) am 12. und 26. Februar, von 16 bis 18 Uhr.
  • Die Midissage der Schau findet am 10. Februar, ab 18 Uhr, statt.
  • Die Ausstellung von „Giant's Orchestra“ ist noch bis Sonntag, dem 26. Februar in Dorfhain zu sehen. In der Regel geöffnet: Mo. – Fr. 15 bis 18 Uhr.
  • Weitere Informationen: www.giantsorchestra.com