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Mit coolen Projekten und fetzigen Sounds gegen Rassismus

Das berufliche Schulzentrum Otto Lilienthal Freital-Dippoldiswalde wird in das Netzwerk "Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage" aufgenommen. Was ändert sich damit?

Von Viktoria Langenhuizen
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Das BSZ-Freital setzt sich aktiv gegen Diskriminierung ein. Jetzt ist es Teil des Bündnisses "Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage".
Das BSZ-Freital setzt sich aktiv gegen Diskriminierung ein. Jetzt ist es Teil des Bündnisses "Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage". © Egbert Kamprath

Im großen Foyer "geht die Post ab". Die Musiker des Kollektivs Banda Comunale heizen die Schülerinnen und Schüler mit rhythmischen Klängen ein. Der Sound kommt gut an. Die Jugendlichen klatschen begeistert, einige bewegen sich zu den Beats. Die Dresdener Künstler sind aber nicht nur vor Ort, um für eine ausgelassene Stimmung zu sorgen, sondern sie agieren als Partner des Projekts: "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage." In dieses Netzwerk wird das berufliche Schulzentrum an diesem Tag aufgenommen.

Internationales Musikkollektiv als Projektpartner

Schulleiterin Ina Driesel sieht es als besonderes Zeichen, dass 27 Prozent der Schüler nicht nur gesagt haben "Nein wir wollen das nicht", sondern versuchen sich auch noch selbst gegen Rassismus stark zu machen. Ein wichtiger Partner wird La Banda Comunale sein. Von der Zusammenarbeit erhofft sie sich "einen ganz anderen Input und einen völlig neuen Zugang zu den Jugendlichen." In der Berufsausbildung am Schulzentrum spielt der Musikunterricht keine tragende Rolle. Daher wünschen sich die Verantwortlichen, die jungen Menschen über dieses Thema besser erreichen zu können.

Lernen aus bisherigen Vorfällen mit Rassismus

Aktuell besuchen 1.344 junge Menschen das Schulzentrum. Ungefähr 25 Prozent haben einen Migrationshintergrund. "Selbstverständlich gab es bei uns auch schon rassistische Vorfälle", sagt Ina Driesel, "aber wir arbeiten offensiv dagegen".

In den Unterrichtsfächern Ethik, Geschichte und Gemeinschaftskunde werden Probleme wie Diskriminierung aufgegriffen. Noch wichtiger sind allerdings praktische Workshops, an denen sich die Jugendlichen auf freiwilliger Basis beteiligen können. Die Schüler und Schülerinnen scheuen sich auch nicht davor, Themen, die ihnen wichtig sind, anzusprechen und selbst einzubringen.

Vor zwei Jahren organisierten Angehörige der LGBTQIA+-Community * einen Toleranztag mit verschiedenen Projekten und Referenten. "Oftmals entsteht Ablehnung aus Nichtwissen", daher findet die Schulleiterin es besonders wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler mehr aufeinander zugehen. "Es wird ja oft gesagt, dass sich Jugendliche gar nicht einbringen wollen. Hier gibt es das aber noch und das finde ich unheimlich schön", sagt die 55-Jährige.

Austausch mit anderen Schulen in Sachsen

Marlene Jakob, Landeskoordinatorin von "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" ist es besonders wichtig, den Schulen dabei zu helfen, ihre Projekte und Ideen zu den Themen Diskriminierung, Menschenfeindlichkeit und Respekt zu bündeln. Außerdem sollen sie dabei unterstützt werden, sich untereinander besser auszutauschen.

123 Schulen aus Sachsen sind bereits Teil des Projekts und kommen jährlich auf einem landesweiten Netzwerktreffen zusammen. Aus der Region Dresden, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen beteiligen sich mittlerweile 20 Schulen. "Natürlich passiert es manchmal auch, dass das Engagement der Schulen plötzlich abknickt", klagt Marlene Jakob. Daher seien die persönlichen Treffen besonders wichtig, um junge motivierte Leute zu erreichen und in ihrer Arbeit zu bestärken.

Aktuell sei das Engagement wieder recht hoch, freut sich Regional Koordinatorin Anica Kraft. "Es werden mehr Themen gesetzt, das ist ein guter Prozess in dem wir uns befinden", betont sie. Das Problem Diskriminierung sei durch die aktuellen Debatten sehr präsent. Auch soziale Ungleichheiten wären durch die Coronapandemie stärker in das Bewusstsein junger Menschen gerückt. In diesem Jahr sind 14 neue Schulen dem Netzwerk beigetreten.

(*) LGBTQIA* steht für die englischen Worte: lesbian, gay, bisexual, transgender/transsexual, queer/questioning, intersex, asexual. Übersetzt heißen die Begriffe: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, queer/fragend, intersexuell, asexuell.