SZ + Freital
Merken

Warum Freital viel Geld in die alte Kleinnaundorfer Schule steckt

Wo einst Schüler büffelten, ist das neue Ortszentrum entstanden. Jedoch fällt der Putz von den Wänden. Und das ist nicht das einzige Problem.

Von Annett Heyse
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die alte Schule in Kleinnaudorf wird im kommenden Jahr saniert.
Die alte Schule in Kleinnaudorf wird im kommenden Jahr saniert. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Abkürzung könnte auch von der Bundeswehr stammen: OKZ. Die drei Buchstaben stehen für Kleinnaundorfs alte Schule, die jetzt Orts- und Kulturzentrum ist und vom Heimatverein Kleinnaundorf bewirtschaftet wird.

Und so finden hier keine Mathestunden mehr statt, sondern auf dem Plan stehen die Senioren-Weihnachtsfeier, Skatturniere, Sonntagsbrötchen-Bäckerei, Bücherbörse, Yoga-Kurse. Die alte Schule ist vieles gleichzeitig.

Vor allem aber ist sie in die Jahre gekommen. Durch die alten Holzfenster drückt der Wind, die Fassade hat Risse, der Putz blättert ab, Dachrinnen und Fallrohre sind veraltet. Das soll sich ändern.

Erdgeschoss wird barrierefrei

Wie der Stadtrat Freital vor Kurzem beschloss, soll zunächst die Gebäudehülle der alten Schule saniert werden. Vorgesehen ist, die Fenster zwischen Erdgeschoss und zweitem Obergeschoss allesamt zu tauschen. Lediglich die Kellerfenster bleiben, weil sie erst vor einigen Jahren ersetzt wurden.

Die Bereiche des Sockels, der Gesimse sowie der Fenstereinfassungen, die aus Sandstein bestehen, werden gereinigt, ausgebessert und gestrichen, heißt es weiter aus dem Rathaus. Deutlich größer ist der Aufwand beim Putz: Er soll komplett abgeschlagen und ersetzt werden. Dabei werden auch Dachrinnen und Fallrohre erneuert. Am Hintereingang soll eine Rampe angebaut werden, damit wäre zumindest das Erdgeschoss erst einmal barrierefrei.

Das historische Wandbild an der alten Kleinnaundorfer Schule soll gesichert und von einem Restaurator aufgearbeitet werden.
Das historische Wandbild an der alten Kleinnaundorfer Schule soll gesichert und von einem Restaurator aufgearbeitet werden. © Karl-Ludwig Oberthür

Zudem soll das historische Wandbild an der Schulpforte gesichert und von einem Restaurator aufgearbeitet werden. Es zeigt eine Bäuerin mit Kind neben der linken und einen Handwerker oder Maschinenbauer neben der rechten Türseite. Knapp 640.000 Euro - davon bekommt die Stadt 480.000 Euro Fördermittel - werden die Arbeiten zunächst kosten und dies ist erst der Anfang. Wie Baubürgermeisterin Josephine Schattanek den Stadträten erläuterte, soll es in den Folgejahren weitere Bauabschnitte auch im Gebäudeinneren geben.

Ab 2002 nur noch Interimsnutzung

Die Schule wurde 1893 erbaut, dabei nahmen die Kleinnaundorfer viel Geld in die Hand: So wurde das Gebäude noch während des Baus um ein weiteres Obergeschoss ergänzt, weil die Schülerzahlen stark angestiegen waren. Außerdem bekam es ein markantes Glockentürmchen mit Uhr aufs Dach gesetzt. Die Gemeinde, vorher ein von der Viehzucht geprägter Ort, hatte im Zuge des Steinkohlebergbaus einen Aufschwung erfahren und konnte sich deshalb einen der modernsten Schulneubauten in der Region leisten.

Die Reliefs am Eingang kamen erst in den 1940er-Jahren hinzu. Zu DDR-Zeiten wurden hier zehn Klassenstufen unterrichtet, doch nach der Wende musste die Schule bei sinkenden Schülerzahlen ums Überleben kämpfen. Im Sommer 2002 lief der Schulbetrieb in Kleinnaundorf aus.

Seitdem wird die Schule nur noch als Ausweichlernort genutzt. So waren 2015 bis 2017 die Wurgwitzer Schüler dort untergebracht, während die Grundschule "Am Albertschacht" aufwendig saniert wurde. Anschließend lernten in Kleinnaundorf die Gymnasiasten aus Wilsdruff, bis 2020 ihr Schulneubau eröffnet wurde. Danach wurde die Schule noch als Interimskindergarten für die "Naturbande" genutzt, bis diese in einen Neubau nach Freital-Döhlen umzog.

Es war diese Zeit, als die Stadt einen Verkauf der Schule erwog, ein Dresdner Verein wollte dort eine freie Schule betreiben. Der Handel kam dann nicht zustande - zum Glück für den äußerst rührigen Heimatverein.

DDR-Spielzeugsammlung wird noch bis Juni gezeigt

Wie es mit dem Schulgebäude grundsätzlich weitergehen soll, wurde im Ortschaftsrat und im Heimatverein schon vor Jahren diskutiert. Heraus kam das Konzept eines "Multiplen Hauses", also ein Mehrzweckgebäude für die Kleinnaundorfer Bürger, Vereine, Initiativen, Freizeitgruppen.

In der ersten Etage stellt der Sammler Eric Palitzsch aus Rabenau derzeit sein DDR-Spielzeug aus. Die Schau, welche noch bis Juni 2024 geht, ist jeden ersten Sonntag im Monat und in diesem Monat zusätzlich noch am Wochenende 16./17. Dezember sowie am 23. und 25. Dezember geöffnet. Im Gespräch ist auch, die eingelagerte Kleinnaundorfer Heimatgeschichte wieder aufzubereiten und in der Schule dafür ein kleines Museum einzurichten.

Zudem gibt es die Idee, einen digitalen Dorfladen, der 24 Stunden geöffnet hat, in der Schule einzurichten. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten sind für die Kleinnaundorfer ein Stück entfernt in Dresden oder Bannewitz.

Im kommenden Jahr wird die Schule aber zunächst Baustelle. Die Stadt rechnet mit einem Start der Arbeiten im April 2024, die Bauzeit beträgt etwa acht Monate.