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Alle Jahre wieder: In Freital werden die Straßen für Glasfaser aufgerissen

Der Ausbau für das schnelle Internet verlangt Autofahrern und Anliegern einiges ab. Jeder Anbieter verlegt sein Kabel selbst und zieht dafür Gräben. Muss das sein?

Von Mathias Herrmann
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Langsames Internet war einmal in Pesterwitz. Bis Jahresende soll der Ort an Glasfasernetz angeschlossen sein.
Langsames Internet war einmal in Pesterwitz. Bis Jahresende soll der Ort an Glasfasernetz angeschlossen sein. © Daniel Schäfer

Deutschland will schneller werden im Internet. Dafür soll der Glasfaserkabel sorgen. Diese werden in Ortschaften vorrangig unterirdisch verlegt - auch in Freital. Und das ist ein Problem. Denn fast im Jahresrhythmus werden regelmäßig Straßen und Fußwege aufgerissen. Allein im vergangenen Jahr sorgten fast ein Dutzend Glasfaser-Baustellen in der Region für die Staus und Umwege. Auch 2024 sieht es nicht anders aus. Der Baustellenkalender im Amtsblatt der Stadt Freital verzeichnet aktuell zehn Baustellen, bei denen Glasfaser verlegt wird.

Dieses Jahr bauen die Freitaler Stadtwerke (FSW) ihr Netz in Freital weiter aus. Schwerpunkt ist dabei der Ortsteil Pesterwitz. Hier sollen circa 900 Häuser ans Glasfasernetz angeschlossen werden, wie Geschäftsführer Matthias Leuschner informiert. "Weiterhin werden wir Glasfaser in Straßen verlegen, die bisher noch nicht mit dem Netz verbunden sind." Dafür haben die Stadtwerke Freital in den vergangenen Jahren für zwei Millionen Euro einen Vektorring gebaut. Das heißt, dass zu allen Knotenpunkten - die grauen Boxen im Ort - ein Glasfaserkabel liegt.

Modell eines Microrohrverbunds mit vielen Leerrohren. Diese werden bei Bedarf so in die Erde verlegt.
Modell eines Microrohrverbunds mit vielen Leerrohren. Diese werden bei Bedarf so in die Erde verlegt. © Daniel Schäfer

Doch in Pesterwitz gibt es eine Besonderheit. Auch die Deutsche Telekom will Glasfaserkabel verlegen. Bisher hat das Bonner Unternehmen noch keinen Anschluss im in Pesterwitz. Für ihr Kabel möchte der magentafarbene Anbieter die Pesterwitzer Straßen ein zweites Mal aufreißen. Das kündigt die Stadt bereits im Amtsblatt an. Um das zu vermeiden, hat die Stadtverwaltung beide Unternehmen gebeten, sich abzustimmen. Leuschner bestätigt das: "Wir haben der Telekom unsere Baumaßnahme mitgeteilt, aber noch keine Rückmeldung bekommen."

Gesetz erlaubt mehrere Kabel für das gleiche Angebot

Ungewöhnlich ist ein solches Vorgehen nicht, Straßen für jedes neue Kabel wieder aufzureißen. Geregelt wird die Verlegung von Glasfaserkabel im Telekommunikationsgesetz (TKG). Das sagt, dass jeder Anbieter sein Kabel verlegen darf, wann und wie er möchte. Mit dieser Regelung sollte der Ausbau schneller erfolgen.

Die Unternehmen müssen der Kommune nur Ort und Zeit, sowie mögliche Straßensperrungen mitteilen. Die Stadt kann dann nur zustimmen. Sie hat keinen Einfluss darauf, wie die Anbieter ihre Kabel verlegen. Ebenso wenig, ob die Straße dafür geöffnet werden muss. So passiert es, dass die Straßen mehrmals im Jahr aufgerissen werden - für die gleiche Arbeit.

Eigentlich sollte das Gesetz zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetzG) verhindern, dass wiederholt Straßen geöffnet werden für neues Glasfaserkabel. Bei öffentlich teilfinanzierten Bauarbeiten haben Telekommunikationsunternehmen stets das Recht, ihr Glasfaserkabel gleich mitzuverlegen. Doch das wurde zu wenig umgesetzt, weil oft die Planungen der Unternehmen und die Straßensanierungen der Kommunen zeitlich nicht passten. Inzwischen ist das Gesetz aus dem Jahr 2016 angepasst. Derjenige, der das Glasfaserkabel verlegt, ist jetzt verpflichtet, das auch andere Anbieter das Kabel mit nutzen dürfen.

Deutschland liegt hinten beim Glasfaserausbau

Auch wenn zum Jahresende in Pesterwitz fast überall Glasfaserkabel liegen, ist das eine Ausnahme. In Deutschland beträgt der Anteil von Glasfaseranschlüssen an allen stationären Breitbandanschlüssen gerade einmal etwas mehr als neun Prozent, sagt die Statistik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Dezember 2022. Italien erreicht über 16 Prozent und die Schweiz 26 Prozent. Vorreiter in Europa sind Schweden mit fast 80 Prozent und Spanien mit über 81 Prozent des Landes, dass ans Glasfasernetz angeschlossen ist.