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Wendehammer zugeparkt: In Freital bleiben Gelbe Tonnen voll

Weil das Müllfahrzeug nicht wenden kann, wurde in Freital-Pesterwitz ein Exempel statuiert. Die Anwohner sind verärgert, der Entsorger fordert ein Parkverbot.

Von Annett Heyse
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Rudolf Bücker wohnt an einem Wendehammer. Weil dort geparkt wird, bleiben die Gelben Tonnen voll.
Rudolf Bücker wohnt an einem Wendehammer. Weil dort geparkt wird, bleiben die Gelben Tonnen voll. © Egbert Kamprath

Doppelhäuser mit gepflegten Vorgärten und Garagen säumen die kleine Anliegerstraße in Freital-Pesterwitz. Neben einigen Einfahrten stehen Mülltonnen. Mit gelben, blauen, braunen und schwarzen Deckeln. Doch noch viel größer als die Farbpalette ist der Ärger um die Tonnen in der Straße "Am Burgwartsblick".

Denn seit der ersten Januarwoche wurden die Gelben Tonnen nicht mehr geleert. Der Grund: Das Müllfahrzeug kommt nicht durch den Wendehammer, weil dieser von parkenden Autos meistens blockiert ist.

Eigentlich, sagt Rudolf Bücker, der direkt am Wendehammer wohnt, bestehe die Situation seit Jahren. "Ich lebe hier schon lange und immer wurde im Wendehammer geparkt." Bisher sei das auch nie ein Problem gewesen. "Wenn die Müllabfuhr kam, hat sie hin und her rangiert, gewendet und ist wieder weggefahren", schildert er. Mitunter verlor der Baum im Wendehammer dabei mal einen Ast. Aber der Müll wurde abgeholt.

Zettel am Fahrzeug von Anwohnern ignoriert

Zuletzt jedoch erfolgte die Leerung der Gelben Tonnen am 5. Januar. Und der Konflikt kam mit Ansage. Wie Bücker weiter berichtet, hätten Anfang Januar eines Morgens an den im Wendehammer parkenden Autos Zettel geklemmt - vermutlich verteilt von den Fahrern der Firma Kühl, die im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge für die Leerung der Gelben Tonnen zuständig ist.

Sinngemäß habe darauf gestanden, dass der Wendehammer bitte freizuhalten sei, sonst werden die Tonnen nicht mehr geleert. Die Fahrzeughalter ignorierten die Warnung wohl auch deshalb, weil die Konkurrenz von Kühl - die Firma Alba - unterdessen weiterhin anstandslos die braune, blaue und schwarze Tonne leerte. Anwohner beobachteten, wie die Fahrer von Alba weiterhin rangieren, was die Männer der Firma Kühl nun verweigern.

"Als am 19. Januar das Müllauto kam, wurden die Gelben Tonnen von allen Häusern am Wendehammer nicht abgeholt", berichtet Rudolf Bücker. Es traf acht Haushalte. Zwei Wochen später, zum nächsten regulären Entsorgungstermin am 2. Februar, bog gegen 6.40 Uhr morgens ein Müllfahrzeug in den "Burgwartsblick" ein. Die Männer fuhren bis zum Wendehammer, sahen drei parkende Autos, fotografierten diese und stießen rückwärts wieder aus der Straße heraus.

"Alle Mülltonnen, auch der Häuser, die nicht am Wendehammer liegen, blieben ungeleert", berichtet Rudolf Bücker. Es traf dieses Mal knapp 20 Haushalte. Die Fotos wurden Anwohner Bücker später als Beweis per Mail zugesandt, als er sich bei der Firma Kühl beschwerte.

Rückwärtsfahren nicht erlaubt

Parken in einem Wendehammer ist nicht grundsätzlich verboten, solange man die Durchfahrt nicht blockiert. Ausnahme: Es steht ein Parkverbotsschild. Ein solches ist jedoch am Ende der Pesterwitzer Siedlungsstraße nicht angebracht.

Und genau das ist aus Sicht der Firma Kühl ein Problem. "Unsere Fahrzeuge passen dort nicht durch, wenn geparkt wird", sagt Geschäftsführerin Sylvia Bauknecht. Die Fahrer müssten rangieren. Doch genau das sei nicht ohne Weiteres erlaubt. "Laut Bestimmungen der Berufsgenossenschaft ist Rückwärtsfahren verboten", erklärt Bauknecht.

Es werde zwar immer wieder praktiziert, aber man könne ihren Angestellten keinen Vorwurf machen, wenn sie es ablehnen, in einer engen Straße ein Wendemanöver mit Rückwärtsfahren durchzuführen. Und dann noch bei Dunkelheit und Schnee - wie zuletzt im Februar. "Rückwärtsfahren ist nur nach einer Gefährdungsbeurteilung erlaubt", erläutert die Kühl-Geschäftsführerin. Kühl hat das Wendehammer-Problem deshalb der Stadtverwaltung Freital gemeldet.

Ortschaftsrat denkt über Parkverbot nach

Im Rathaus prüft man die Angelegenheit inzwischen. Mitarbeiter waren bereits vor Ort und haben sich die Situation angesehen. Auch der Ortschaftsrat Pesterwitz ist informiert, Rudolf Bücker hat dort in einer Sitzung die Lage geschildert. "Ich verstehe die Müllfahrer, aber sie können den Konflikt doch nicht auf unserem Rücken austragen", sagt er.

Dabei sind es vor allem die Anwohner selbst, die dort parken. Zwar haben alle eine Garage, aber oft zwei Autos. Und auf den Grundstücken ist wenig Platz für Auto Nummer zwei.

Ortsvorsteher Wolfgang Schneider ist dennoch für eine Lösung ohne Rücksicht auf die Autofahrer. "Wir denken über ein Parkverbot nach. Heute beschwert sich der Müllentsorger, aber was ist, wenn dort ein Notfall ist und Feuerwehren oder Rettungsdienst kommen nicht durch?", gibt er zu Bedenken. Deshalb sei ein Parkverbot, das natürlich kontrolliert werden müsste, aus Sicht des Ortsvorstehers die beste Lösung. Entschieden sei aber noch nichts.