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Technologiepark F3: An Freitals Stadtrand wird der Einzug neuer Firmen vorbereitet

Die alte Chemiefabrik an der Coschützer Straße ist abgerissen, die Erschließung fast beendet. Bald kann die erste Firma bauen. Ein anderes Projekt ist dagegen umstritten.

Von Annett Heyse
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Die Erschließungsarbeiten für den neuen Technologiepark F3 sollen Ende Mai abgeschlossen sein.
Die Erschließungsarbeiten für den neuen Technologiepark F3 sollen Ende Mai abgeschlossen sein. © Karl-Ludwig Oberthür

Kipper bringen Ladungen mit frischem Boden an, weiter hinten wird der Verlauf einer neuen Straße sichtbar, dort wurzeln auch schon die ersten Bäume im Boden. Was in zweiter Reihe im Dreieck Coschützer Straße/Birkigter Straße entsteht, ist Freitals neuer Gewerbepark. Nach dem Technologie- und Gründerzentrum F1 und dessen Erweiterung an der Hüttenstraße mit dem Gewerbegebiet F2 wurde nun einfach weiter durchnummeriert. Das neue Gelände für Firmenansiedlungen trägt den Namen F3.

Und der dürfte bald bekannter werden. Denn es geht um insgesamt 16.000 Quadratmeter Baufläche für produzierendes oder verarbeitendes Gewerbe. Baufläche, die in Freital von Firmen dringend gesucht wird. Immer wieder habe man Anfragen von Unternehmen auf Grundstückssuche auf dem Tisch liegen, sagt Alexander Karrei, Geschäftsführer der stadteigenen Gesellschaft TGF. Diese bewirtschaftet und vermarktet nicht nur das F1 und F2, sondern entwickelt nun auch den Technologiepark F3.

Und dort ist man innerhalb der vergangenen Monaten zwar mühsam, aber stetig vorangekommen, wenn auch mit starker Verzögerung. Ursprünglich sollte der Technologiepark F3 Ende 2023 fertiggestellt sein. Das Zeitlupentempo hatte allerdings einige Gründe und die sind im Boden zu suchen.

Boden mit Altöl und Chemiekalien belastet

Rückblick: Das Gelände des F3 war eine stillgelegte Chemiefabrik. Zuletzt hatte Alpha Chemie dort bis in die Nachwendezeit produziert. Direkt an der Birkigter Straße stand zudem eine Metallaufbereitungsanlage.

Im Zweiten Weltkrieg jedoch gehörte das Areal zur Firma Rhenania-Ossag, die in Birkigt Mineralöle unter anderem für Flugzeuge produzierte. Am 24. August 1944 wurde der Freitaler Stadtteil auch deshalb Opfer eines US-Luftangriffs, bei dem zahlreiche Menschen starben. Eine Bombe traf auch die Fabrikanlagen an der Coschützer Straße.

August 2022: So sahen die alten Fabrikgebäude vor dem Abriss aus.
August 2022: So sahen die alten Fabrikgebäude vor dem Abriss aus. © Egbert Kamprath

Ob vor, während oder nach dem Krieg oder erst in tiefsten DDR-Zeiten - Fakt ist, dass solche Firmen die Umwelt und insbesondere das Erdreich stark belasteten. Nachdem die Gebäude abgerissen und auch der Schornstein vom Heizhaus gesprengt war, stießen die Arbeiter bei der Sanierung auf zahlreiche Altlasten, die mehrere Meter tief in den Boden reichten.

"Teilweise steckten Lanzen im Boden, über die irgendwann und von irgendwem Öl in den Boden geleitet wurde", berichtet Alexander Karrei. Man fand sogar riesige alte Tanks im Boden, einer davon war genietet und sah wie ein U-Boot aus Kriegszeiten aus. Als überaus kritisch erwies sich dessen Inhalt - eine Mischung aus Altöl und chemischer Substanzen. "Wir mussten weitere Fördermittel beantragen, um die Entsorgungskosten zu bezahlen und das hat uns ziemlich aufgehalten", berichtet der TGF-Geschäftsführer. Als weiterer Kostentreiber erwies sich der Schornstein des ehemaligen Heizhauses, er musste im März 2023 gesprengt werden.

Erstes Grundstück ist schon verkauft

Mit Abriss, Sanierung und Erschließung kommt man nun auf 5,7 Millionen Euro Kosten, bei einem Zuschuss vom Land Sachsen von 4,6 Millionen Euro. "Ein privater Bauträger hätte das niemals stemmen können. Denn hätte man diese Kosten dann auf den Grundstückspreis umgelegt, hätte das keiner bezahlen können", sagt Karrei.

So jedoch ist nicht nur eine der letzten Industrie-Dreckecken Freitals verschwunden, sondern es steht in Kürze Bauland für Gewerbe zur Verfügung. Das Baufeld Nord direkt an der Birkigter Straße ist bereits fertiggestellt, das mittlere Grundstück schon verkauft. Ein Unternehmen aus der Region möchte hier bauen. Einen Namen darf Alexander Karrei noch nicht nennen, bestätigt aber, dass es sich um einen kleinen Produktionsbetrieb handelt. Wann bei der Firma Baustart ist, entzieht sich jedoch seiner Kenntnis.

Der Lageplan des Technologieparks F3.
Der Lageplan des Technologieparks F3. © TGF Freital

Mit weiteren Interessenten sei man in Kontakt, die Verhandlungen laufen demnächst an. Unter anderem ist ein Freitaler Traditionsunternehmen daran interessiert, seinen Firmensitz an die Coschützer Straße zu verlagern. Platz ist für gut zehn Firmen - je nach Größe der Investition.

Trotz Protest: Stadt plant ein weiteres Gewerbegebiet

Doch so schnell man bei der TGF hofft, die Grundstücke zu verkaufen, um die Sanierungskosten wieder reinzuholen, desto sehr befürchtet man andererseits, bauwilligen Unternehmen bald keine Angebote mehr unterbreiten zu können. "Wenn der Technologiepark F3 komplett vermarktet ist, gibt es keine größeren Flächen mehr, die man für Gewerbe und Produktionsbetriebe erschließen könnte", sagt Karrei.

Die Aufmerksamkeit der TGF und der Stadt Freital richtet sich deshalb nach Wurgwitz ans obere Ende der Zöllmener Straße. Dort erstrecken sich Felder und saftige Wiesen, direkt am Stadtrand und drei Fahrminuten von der A17 entfernt. Es wäre der perfekte Standort für ein neues Gewerbegebiet, zumal man sich dort keine Sorgen über Altlasten bei der Erschließung machen müsste.

Dafür gibt es andere Hindernisse - der Natur- und Landschaftsschutz beispielsweise, vor allem aber zahlreiche Anwohner, die strikt gegen das Vorhaben sind. Noch steckt die Idee vom Gewerbegebiet, das inklusive Grünzonen und Ausgleichsflächen etwa 30 Hektar in Anspruch nehmen soll, im Anfangsstadium - zum Vergleich: das F3 bringt es nur auf 1,6 Hektar. Scharfer Protest gegen die jüngsten Pläne hat sich bereits formiert.