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Frühstück beim Inselfest

Die Organisatoren machten in Frauenhain ein verführerisches Angebot. Doch die Gäste blieben aus.

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© Sebastian Schultz

Von Kevin Schwarzbach

Frauenhain. Der Plan klang reizvoll: Einfach ein paar Marmeladen, eine Butterdose und ein bisschen Wurst und Käse in den Picknickkorb packen und dann ab nach Frauenhain zum Inselfest. Dort für den kleinen Obolus von 50 Cent Brötchen und Kaffee bekommen und entspannt zur Musik des Dresdner Künstlers Konrad Kuechenmeister frühstücken. Dabei mit den anderen Gästen ins Gespräch kommen und die mitgebrachten Aufschnitte und Aufstriche miteinander teilen. Ein Frühstück mit Livemusik, ein gediegenes Konzert gleich am Morgen, nebenher das große Familienfest. Was gibt es Schöneres an einem sonnigen Sonnabendvormittag?

Offenbar ist manchen dann doch etwas eingefallen. Helferin Dana Ickert jedenfalls bleibt am vergangenen Sonnabendvormittag auf einem Großteil ihrer Brötchen sitzen. Dana Ickert spricht die Vorbeigehenden an, macht ihnen die Aktion im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft. Auch die Farbe vom Kinderschminken in ihrem Gesicht passt zur Inselfest-Atmosphäre. Da sollten die Besucher bei Brötchentellern, Kaffeekannen und Eierbechern doch Hunger bekommen. Die Auslage ist prall gefüllt und schon von Weitem zu sehen. Doch die meisten Leute, die im Festzelt sitzen oder daran vorbei spazieren, greifen lieber zu Pommes oder Brezel. Dazu ein Bier oder eine Limo. Der Plan der Organisatoren, das 36. Inselfest mit einem gemeinsamen Frühstück zu beleben, ist nicht ganz aufgegangen.

„Leider haben nur ganz wenige das Angebot wahrgenommen“, berichtet Dana Ickert. Auch nach zwei Stunden Verkaufszeit sind erst wenige Brötchen weggegangen. „Ein paar Familien haben etwas Aufschnitt mitgebracht und sich dazu dann Brötchen und Kaffee geholt. Aber erwartet hatten wir schon etwas mehr Nachfrage.“ Von 10 bis 13 Uhr ist die Aktion angesetzt, eigentlich beste Frühstückszeit.

Während Konrad Kuechenmeister mit einer sogenannten Loop-Machine verschiedene Klänge aufnimmt und immer wieder abspielt und sie so zu komplexen Liedern komponiert, macht sich Dana Ickert Gedanken über den geringen Andrang beim Frühstück. „Natürlich wird dieser Punkt in den Nachbetrachtungen thematisiert werden“, sagt sie. „Das Organisationsteam ist da stets sehr engagiert und beleuchtet alles, was geklappt und nicht geklappt hat, eingehend.“ Wurde zu wenig Werbung gemacht? War es der falsche Tag? Hat die Atmosphäre nicht gepasst? „All diese Fragen müssen beantwortet werden, wenn wir es im nächsten Jahr besser machen wollen“, so Dana Ickert. Einen weiteren möglichen Schwachpunkt sieht sie darin, dass das Inselfest erst das Vertrauen seiner Besucher zurückgewinnen muss. Nachdem die Veranstaltung in den Vorjahren mehrfach erhebliche Defizite erwirtschaftet hatte, die die ohnehin klamme Gemeinde finanziell belasteten, mussten das Budget gekürzt und das Konzept neu ausgerichtet werden. Die Inselfest-Ausgabe des Vorjahres war die erste mit stark reduziertem Budget.

Seither stehen die unzähligen Helfer wie Dana Ickert noch mehr im Blick. Ohne sie ist das Fest nicht möglich. Mit größtem Engagement und reichlich Hingabe arbeiten sie am Gelingen der Veranstaltung mit. Und sind selbst am meisten enttäuscht, wenn ein Plan nicht aufgeht. „Natürlich hätte ich mir reichlich Gäste zum Frühstück gewünscht. Ein volles Zelt und gute Stimmung, das wär’s gewesen“, sagt die Frau, die derzeit ehrenamtlich bei der Gemeinde Röderaue arbeitet. Dort koordiniert sie rund 30 Menschen, die im Bundesfreiwilligendienst für die Gemeinde aktiv sind und sich um die soziale, kulturelle und ökologische Bereicherung und Pflege der Region kümmern. Vor einem Jahr noch war sie selbst eine dieser Freiwilligen. „Ich bin wirklich mit Herzblut dabei, weil diese Arbeit eine tolle Möglichkeit für mich ist, mich in das Gemeindeleben einzubringen“, so Dana Ickert. „Doch man kann die Leute ja nicht zum Inselfest zwingen. Vielmehr müssen wir versuchen, ihnen tolle Angebote zu machen.“ Ob das Frühstück weiterhin eines dieser Angebote sein wird, wird die Nachbetrachtung zeigen.