Merken

Für ihn zählen die Bibel und Zusammenhalt

Die Görlitzer Landeskirchliche Gemeinschaft hat einen neuen Pastor. Der wünscht sich mehr junge Anhänger.

Teilen
Folgen
NEU!
© nikolaischmidt.de

Von Ines Eifler

Eine Freikirche erschien ihm als zu frei, eine klassische evangelische Gemeinde als zu konservativ. „Ein bisschen Liturgie muss schon sein“, sagt Veit-Sebastian Dietrich. Also suchte er nach einem Mittelweg und fand die Landeskirchliche Gemeinschaft, die sowohl als Freikirche zählt als auch Teil der Evangelischen Landeskirche ist. Nach seinem Theologiestudium hielt er Ausschau nach einer Pastorenstelle und fand diese in Görlitz. „Es ist der schönste Ort, an dem ich jemals gelebt habe“, sagt der 27-Jährige, der in Niedersachsen geboren wurde, am Bodensee aufgewachsen ist und in Gießen studiert hat.

Eigentlich arbeitet er schon seit März 2017 in der Villa am unteren Ende der Görlitzer Gartenstraße, wo die Landeskirchliche Gemeinschaft ihr Domizil hat. Doch erst am letzten Märzsonntag, nach einem Jahr „Probezeit“, wurde Veit-Sebastian Dietrich hier im Beisein von etwa 100 Christen zum Dienst als Pastor in Görlitz und Löbau eingesegnet.

Die Görlitzer Gemeinschaft ist aber kleiner. 60 Mitglieder treffen sich hier, etwa 30 Besucher kommen regelmäßig dazu. Anders als die Mitglieder reiner Freikirchen sind diese Christen meistens Teil einer klassischen evangelischen Gemeinde, etwa der Kreuzkirchen-, der Versöhnungskirchen- oder der Innenstadtgemeinde. Zusätzlich treffen sie sich in der Gartenstraße zur Pflege der Gemeinschaft, zu Bibelstunden und Gesprächskreisen. Seit 1894 gibt es die Landeskirchliche Gemeinschaft in Görlitz. Die Wurzeln liegen im 19. Jahrhundert, als sich Glaube und Alltag immer weiter voneinander entfernten, als christliche Bräuche zu formalen Handlungen erstarrten und nur noch wenige Menschen die sonntäglichen Gottesdienste besuchten. Aus Erneuerungsbewegungen, die einen Weg aus der Säkularisierung suchten und den Glauben wieder leben wollten, entstanden mehrere Freikirchen. So hat die Landeskirchliche Gemeinschaft ihre Wurzeln in der amerikanischen Heiligungsbewegung, der deutschen Erweckungsbewegung, aber auch im deutschen Pietismus.

„Wir wünschen uns, dass Menschen Christen werden, indem sie Vergebung ihrer Schuld vor Gott und Gewissheit des ewigen Lebens bekommen“, sagt Veit-Sebastian Dietrich. Dabei habe die Bibel als Wort Gottes höchste Priorität. Deshalb dauere die Predigt bei den Treffen der Landeskirchlichen Gemeinschaft wesentlich länger als in anderen christlichen Gemeinden.

Der junge Pastor kommt aus einem christlichen Elternhaus, sein Großvater war Pfarrer und ein großes Vorbild. Aber zum eigenen Glauben fand er erst später. Mit neun Jahren entschied sich Veit-Sebastian Dietrich, als Christ zu leben. In seiner Jugend hatte er eine Glaubenskrise, in der er sich fragte, ob Muslime oder Evolutionsbiologen nicht eher recht hätten. Als 19-Jähriger entschied er sich, der Bibel zu folgen. Sein Glaube hatte sich gefestigt. Und er entschloss sich, Theologie zu studieren.

Inzwischen ist er froh, in der Görlitzer Gemeinschaft angekommen zu sein. Diese hatte sich schon fast daran gewöhnt, ohne Pastor klarzukommen. Ein Jahr lang war die Stelle vakant, nachdem Christina Wagler sie nach zweijähriger Tätigkeit verlassen hatte. Weil viele Mitglieder der Gemeinschaft schon älter sind, möchte Veit-Sebastian Dietrich vor allem den Zusammenhalt der Generationen stärken und wünscht sich, mehr junge Menschen zu erreichen. Deshalb freut er sich, dass in der Gartenstraße 7, wo es bereits einen christlichen Kids-Treff gibt, ab Mai ein Jugendtreff „Teens for Jesus“ einzieht.