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Fürs Singen braucht man Muskeln

Die Sopranistin Sonja Maria Westermann lebt von der Musik. Das zeigt sie jetzt in Riesa.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Mancher Sänger schwört auf Steak. Wegen der Eiweiße. Mancher Sänger schwört auf Fische und Nüsse. Wegen der Omega-3-Fettsäuren. Sonja Maria Westermann ist da unkomplizierter. „Ich esse alles – Hauptsache, es liegt nicht schwer im Magen“, sagt die Sopranistin. Denn das wäre schlecht, wenn man als Solistin bei einem Auftritt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und Hunderte Augen auf einen schauen. So wie am kommenden Wochenende in Riesa, wenn Sonja Maria Westermann beim Open-Air-Konzert der Elbland Philharmonie im Klosterinnenhof zu erleben ist. Das Motto des Programms: „Reisen wir durchs Liebesland.“

„Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“, singt sie dort. „Hab ich nur deine Liebe“ oder mit Patrick Robeck das Duett „Komm mit nach Varasdin!“ der Gräfin Mariza. „Ich liebe Operettenmusik“, sagt die Künstlerin, die auch in der Dresdner Staatsoperette als „Rosalinde“ zu erleben ist. Auftritte hat die gebürtige Odenwälderin auch in Wiesbaden, in Kiel oder Österreich. Seit zwei Jahren aber liegt der Lebensmittelpunkt der Sopranistin in Sachsen: Sie war am Theater Plauen-Zwickau engagiert.

Dennoch lebt sie ständig zwischen den Auftrittsorten auf Achse. „Vor allem die Wochenenden und Feiertage sind oft bespielt“, sagt Sonja Maria Westermann. „Wenn die Leute frei haben, wollen sie ausgehen – dann müssen die Künstler ran.“ Aber das gehöre eben zum geliebten Beruf. „Der Koch im Restaurant muss schließlich auch spätabends arbeiten und der Bäcker in aller Frühe.“

Das Besondere am Sängerdasein sei allerdings, dass die immer schön schlafen müssen – und besonders auf die Gesundheit achtgeben. Deshalb macht die Sopranistin, die schon als Kind im Kirchenchor sang, viel Sport. Aber nichts Gefährliches mehr. „Mit Reiten und Schlittschuhlaufen habe ich aufgehört, seit ich professionell singe.“

Zu groß das Risiko, dass ein Unfall einem Auftritt dazwischen kommt. Stattdessen sind jetzt Jogging und Nordic Walking angesagt. Und Gymnastik: „Das ist beim Singen sehr wichtig. Für die Stimme braucht man die richtige Muskulatur, nicht nur am Hals.“ Auch auf den Hals gilt es, Rücksicht zu nehmen. Und deshalb sind für Sonja Maria Westermann Rauchen und Alkohol tabu. „Ich brauche das auch nicht. Weder gegen die Nervosität noch um in Schwung zu kommen. Dafür bin ich lustig genug.“ Im Zweifel reicht ein Glas Wasser. „Kaffee geht bei mir gar nicht. Das macht mich nervös und belegt die Stimme.“

Dabei muss man als Sänger lange fit sein: Die Proben gehen abends oft bis 22 Uhr. Und zu spät aufstehen sollte man als Solist auch nicht. „Die Stimme braucht drei Stunden, um richtig wach zu werden“, sagt Sonja Maria Westermann, die nach einem Schicksalsschlag allein lebt. Und was ist mit den Diven, die bei Proben gern mal zu spät kommen, um die ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen? „Da gehöre ich nicht dazu. Pünktlichkeit ist auch eine Art von Respekt gegenüber den anderen!“ Professionell sei es, zur festgesetzten Zeit eine Bestleistung abzugeben.

Im schlimmsten Fall könne aber auch die Stimme weg sein – wie bei einem Kollegen, der von einem Auftritt in Italien zum nächsten nach Schweden flog und bei einem Temperaturunterschied von 20 Grad plötzlich die Stimme verlor. „In solchen Fällen kann man nichts machen. Dann muss kurzfristig ein Ersatz ran.“ Das sei wie beim Fußball.

Am Wochenende in Riesa droht diese Gefahr eher nicht. „Bei der Elbland Philharmonie fühlt man sich als Künstler umsorgt: Man merkt schon bei der Probe, dass die Musiker ihren Beruf lieben und bei der Arbeit Spaß haben.“

„Reisen wir durchs Liebesland“: Die Sommergala der Operette ist Sonnabend, 16 Uhr, im Klosterinnenhof Riesa zu hören und Sonntag um 18 Uhr im Theater Meißen. Karten gibt es im Theater Meißen, Telefon 03521 41550.