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Fundort des Münzschatzes enthüllt

Eigentlich war der Ort streng geheim. Nun fürchten die Behörden illegale Schatzsucher in der Sächsischen Schweiz.

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© Mike Jäger

Von Carina Brestrich

Sächsische Schweiz. Hervorragend zum Klettern, selten besucht und mit anspruchsvollen Routen: Der Kanstein im Zschandgebiet ist ein außergewöhnlich guter Kletterfelsen, schwärmt Bergsteiger Mike Jäger. Doch der Felsen ist nicht nur ein Geheimtipp für Bergsportler, sondern möglicherweise auch ein guter Ort, um einen Schatz zu verstecken. Denn war die Stelle bislang ein großes Geheimnis, ist sich Mike Jäger nun sicher: Der Kanstein ist der Ort, an dem zwei Kletterer vor vier Monaten den größten Münzschatz Sachsens gefunden hatten.

Jäger selbst hatte schon länger geahnt, dass es sich um den Kanstein handeln muss. Genauer um den Kanstein-Vorgipfel, einem 40 Meter hohen Sandsteinturm, der dem eigentlichen Felsberg Kanstein vorgelagert ist. Anhand der wenigen Fotos von der Felsspalte, die die Archäologen nach dem Fund veröffentlicht hatten, erkannte Jäger den Felsen wieder. Dass er mit seiner Vermutung richtig liegt, bestätigt ihm kürzlich ein Insider. Wer genau seine Quelle ist, will Jäger nicht preisgeben. Es handele sich aber um jemanden, der gute Kontakte in die Nationalparkverwaltung hat, versichert er. „Ich bin dann zum Felsen, habe Fotos gemacht und meine Bilder dann mit denen der Archäologen verglichen, und siehe da: Es passt“, sagt Mike Jäger.

Fundort soll geheim gehalten werden

Die Nationalparkverwaltung selbst ist von der Enthüllung wenig begeistert. Wie auch das Landesamt für Archäologie will sie den Fundort geheim halten, um nicht illegale Schatzsucher anzulocken. „Wir wollen nicht die als Straftat zu wertende Suche nach archäologischem Kulturgut herausfordern“, sagt Cornelia Rupp, Sprecherin des Landesamts. Zum anderen wolle man verhindern, dass Sondensucher die Regeln im Nationalpark verletzten.

Deshalb hatten die Behörden den Fundort nur grob eingegrenzt: Von einer Felsspalte zwischen Bad Schandau und Sebnitz ist von offizieller Seite die Rede. Dass es sich nun tatsächlich um den Kanstein handelt, kann das Landesamt für Archäologie dagegen nicht bestätigen. Da der Felsen aber in der streng geschützten Kernzone liegt, werde die Nationalparkverwaltung nun schärfer ein Auge auf das Gebiet werfen: „Wir werden die Einhaltung des Wegegebots stärker kontrollieren“, sagt Sprecher Hanspeter Mayr. Das heißt: Wer in dem Gebiet abseits der ausgewiesenen Wege angetroffen wird, dem droht ein Ordnungswidrigkeitsverfahren.

Finder wollen anonym bleiben

Was er mit seiner Information möglicherweise anrichten kann, ist Mike Jäger bewusst. Dennoch will er den Ort nicht geheim halten: „Es sind ohnehin zu viele Menschen im Nationalpark unterwegs“, sagt er. Inzwischen habe sich eine Art Abenteuertourismus entwickelt, den der Bergfreund nicht für gut hält. Erst kürzlich etwa habe er beobachtet, wie sich eine Gruppe Schüler zu einer Boofe aufgemacht hätte. „Die paar Neugierigen, die sich am Fundort umschauen, wird der Nationalpark dann auch noch aushalten“, sagt Mike Jäger. Der Bergsteiger will sogar noch mehr herausgefunden haben. Wie Jäger meint, hat er auch Hinweise auf die beiden Kletterer, die die Münzen gefunden hat. Mehr aber will er dazu noch nicht sagen. Die Finder selbst wollen bislang anonym bleiben.

Im April hatten sie beim Klettern in einer Felsspalte Münzen entdeckt und den Fund der Polizei gemeldet. Die Geldstücke werden derzeit noch vom Landesamt für Archäologie in Zusammenarbeit mit dem Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen untersucht. Mit knapp 1 500 Münzen ist es der größte in Sachsen entdeckte Münzfund aller Zeiten. Die Geldstücke stammen aus der Zeit zwischen 1693 und 1817. Wie und wann sie in die Felsspalte gelangten, ist noch unklar. „Um diese Frage – wenn überhaupt vollständig möglich – seriös beantworten zu können, bedarf es ausgiebiger Recherche, die teilweise auch weit über das archäologische Fachgebiet hinaus geht und nur interdisziplinär beantwortet werden kann“, sagt Cornelia Rupp. Die Chancen am Fundort weitere Geldstücke zu finden, stehen allerdings schlecht: „Der Fundort ist vollständig untersucht.“