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„Fußball muss ein Ganzjahressport bleiben“

Auch Trainer Jens Hieckmann kritisiert die lange Winterpause und fordert beim SV Bannewitz ein stärkeres „Wir-Gefühl“ ein.

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Als „sportlich eher enttäuschend“ bezeichnet Jens Hieckmann, der auch im Dynamo-Aufsichtsrat sitzt, die Hinrunde seiner Schützlinge beim SV Bannewitz.
Als „sportlich eher enttäuschend“ bezeichnet Jens Hieckmann, der auch im Dynamo-Aufsichtsrat sitzt, die Hinrunde seiner Schützlinge beim SV Bannewitz. © Dirk Zschiedrich

Die Bannewitzer sind die „Remiskönige“ der Fußball-Landesklasse. Die Hälfte ihrer zwölf Punktspiele endete unentschieden, nach der Hinrunde steht Platz sechs zu Buche. Trainer Jens Hieckmann und seine Mannschaft waren mit acht Zählern aus den ersten vier Partien gut gestartet, aber danach ging es sportlich bergab. Auch der letzte Platz in der Fairplay-Wertung ist ein Indiz dafür, dass innerhalb des Teams nicht alles rund lief. Der Tiefpunkt war ohne Zweifel die 2:7-Heimniederlage gegen Stahl Freital. Dennoch war der SVB offensiv das viertbeste Team der Liga. Bester Torschütze ist bisher Jakob Schulz mit vier Treffern.

Herr Hieckmann, es war eine sehr durchwachsene Hinrunde des SVB. Wie fällt Ihr Urteil aus?

Durchwachsen würde ich sie nicht bezeichnen, eher sportlich enttäuschend. Zu Saisonbeginn konnten wir die Ausfälle von Paul Szuppa, Florian Schmieder und Markus Stephan kompensieren. Zwei dieser drei Spieler waren in der Vorbereitung quasi noch komplett dabei, der Konkurrenzkampf entsprechend hoch. Dementsprechend kamen wir topfit zum Saisonstart und konnten diese Lücken schließen. Das ließ spürbar mit dem mangelnden Konkurrenzkampf nach, es fehlten einfach plötzlich überall ein paar Prozente, die auch wir als Übungsleiter-Team nicht energisch genug eingefordert haben.

In der Fairplay-Wertung liegt Ihre Mannschaft weit hinten. Fehlt es einigen Spielern an Disziplin?

Diesen Punkt, vor allem die Roten Karten, habe ich intern sehr deutlich angesprochen. In Wilsdruff und zu Hause gegen Freital gab es zwei völlig unverständliche Reaktionen von Spielern, die uns als Mannschaft einfach schaden.

Viele Landesklasse-Vereine klagen über fehlenden Nachwuchs. Wie sieht es in Bannewitz aus?

Eine eigene A- oder B-Junioren-Mannschaft haben wir nur als Spielgemeinschaft. Im Kleinfeldbereich wuselt es ordentlich in Bannewitz. Kommt man vor dem Training am Kunstrasen vorbei, sieht man engagierte Trainer und eine Menge Kinder. Da kommt etwas nach, die Lücke bei A-, B- und C-Jugend ist allerdings bedenklich.

Am 9. Dezember hat die Winterpause begonnen, am 10. März geht es für den SVB weiter. Macht eine Pause von einem Vierteljahr Sinn?

Sinn oder Unsinn, es geht im Sport um den direkten Vergleich und dort hauptsächlich im Wettkampfbetrieb. 13 Mannschaften in unserer Staffel machen 24 Spiele pro Saison, dazu kommen maximal vier Pokalspiele. Das bedeutet, dass wir praktisch ein halbes Jahr keine Pflichtspiele haben. Es steht die Frage, ist da jemand zu Hause beim Verband? Es ist doch die ureigene Aufgabe eines Verbandes, auf solche Entwicklungen zu reagieren und gegenzusteuern. Fußball muss ein Ganzjahressport bleiben. Also organisieren wir sieben, acht Testspiele pro Halbserie und machen das Beste daraus. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass man beim Verband munter wird.

Werden Ihre Schützlinge in der Halle zu sehen sein?

Der Verein verzichtet auf Hallenturniere. Vielleicht „bäbbelt“ der eine oder der andere der Jungs privat irgendwo mit.

Wie sieht der Winterfahrplan beim SV Bannewitz aus?

Wir treffen uns Mitte Januar, festgezurrt sind bis jetzt sechs Spiele. Wichtig wird sein, wieder ein stärkeres „Wir-Gefühl“ zu entwickeln und das in der Rückrunde dann auch abzurufen. Daran werde ich am Ende der Saison viel festmachen.

Wer steigt auf und welches Ziel definieren Sie für Ihre Mannschaft?

Wer aufsteigt, weiß ich nicht, das müssen die Vereine, die am Ende vorn stehen, für sich entscheiden. Wer das Titelrennen macht, hängt auch davon ab, ob sich Freiberg oder Wilsdruff im Winter noch einmal verstärken. Beide sind aus meiner Sicht aktuell die besten und beständigsten Teams der Liga. Unser Ziel muss es sein, dass sich in der Mannschaft und im Verein wieder die Erkenntnis durchsetzt, dass nur kontinuierliche Arbeit und damit Freude, Motivation, Teamgeist und natürlich auch Erfolg, eine Grundlage dafür sind, sich beim SVB zu engagieren.

Was wünschen Sie sich als Aufsichtsratsmitglied der SG Dynamo Dresden?

Nichts anderes, wie ich es mir als Mitglied und natürlich auch als Fan wünsche: eine stabile Saison im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich. Einen Teil kann ich, in dem ich mich durch meine Tätigkeit einbringe, ein kleines Stück positiv mit beeinflussen.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.