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Keiner will den „Steiger“

Nicht ein Gastronom hat sich bislang für das leere Restaurant an der Wilsdruffer interessiert - obwohl es im touristischen Zentrum Dresdens liegt.

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© André Wirsig

Als „Szeged“ und „Steiger am Landhaus“ hat das Restaurant zu den größten in der Altstadt gehört, inzwischen stehen die Gasträume an der Wilsdruffer Straße seit einem halben Jahr leer. Nach der Kündigung des alten Mieters hat sich nicht ein einziger Gastronom für die Fläche interessiert, so die Vermieterin Vonovia, die aus der Gagfah hervorgegangen ist. „Leider sind wir bis dato bei der Suche noch nicht fündig geworden“, sagt Sprecherin Bettina Benner. Dabei hatte die Gagfah im Mai behauptet, es gebe bereits Interessenten.

Obwohl das Restaurant im touristischen Zentrum Dresdens liegt, hatte der alte „Steiger“-Wirt Sebastian Matthes die Lage zuletzt als schwierig bezeichnet. Selbst Werbekampagnen zusammen mit der damaligen Gagfah hätten nicht geholfen, genügend Gäste an das Stadtmuseum zu locken. Baustellen hätten die Situation damals zusätzlich erschwert.

Möglicherweise ist einigen Gastronomen die Fläche auch einfach zu groß: Auf 600 Quadratmetern bietet die Gaststätte rund 300 Plätze. Noch einmal so groß sind Küche und Lager. Vonovia gibt allein die Nebenkosten mit 5 000 Euro im Monat an. Was der Konzern an Kaltmiete verlangt, teilt er in seinem Inserat nicht mit. „Preis auf Anfrage“ heißt es dort. Zu haben wäre das Restaurant ab sofort.

Warum der „Steiger am Landhaus“ überhaupt schließen musste, ist unklar. Sebastian Matthes behauptete zuletzt, er hätte das Mietverhältnis selbst auflösen wollen, weil der Umsatz nicht stimmte. Die Gagfah widersprach, die Kündigung wäre von ihr ausgesprochen worden. Das Unternehmen räumte zugleich Differenzen mit dem Wirt ein. Zu möglichen Mietschulden äußerten sich beide Seiten nicht.

Die Gagfah teilte bereits am Tag der Schlüsselübergabe mit, die Räume neu vermieten zu wollen. Weil Abluftanlage, Fettabscheider und Lastenaufzug in dem 1961 gebauten und 2002 sanierten Haus bereits eingebaut sind, sollte die Immobilie auch wieder als Gaststätte genutzt werden. Als ungarisches Spezialitätenrestaurant „Szeged“ zählte sie in der DDR zu den beliebtesten Adressen in der Stadt. Steiger-Wirt Matthes wollte an die sächsische Bergbautradition erinnern. (SZ/sr)