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Gaslager sorgt für dicke Luft im Dorf

1995 bekam die Firma Tyczka Industriegase vom Landkreis gegen den Willen der Gemeinde die Genehmigung, auf dem Raiffeisengelände in Lampertswalde ein Lager für technische Gase zu betreiben. Die Gemeinde lehnte jetzt auch einen Umbauantrag ab, der das Lager sicherer machen soll.

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Von Thomas Feig

„Uns ärgert am meisten, dass sich von der Betreiberfirma nie einer hat blicken lassen, wenn es um die Bauanträge ging.“ Auch deshalb hat Gemeinderat Werner Vetter gegen die Erweiterungspläne gestimmt.

Vetter betreibt eine Gärtnerei, keinen halben Kilometer vom umstrittenen Gaslager entfernt. Wie er sind auch etliche Anwohner in der Lampertswalder Bahnhofsstraße verunsichert. Keiner weiß so recht, welche Gase da eigentlich gleich neben ihren Häusern aufbewahrt werden. Zudem macht die Lagerfläche nicht den Eindruck, als ob jedem Unbefugten der Zugang wirklich unmöglich ist.

„Anfangs waren wir ziemlich irritiert, dass das so nah am bewohnten Gebiet überhaupt möglich ist“, sagt Anwohnerin Carola Walther. Mittlerweile habe sich die Familie damit abgefunden. „Aber besonders nachts wird einem immer bewusst, da ist etwas, weil das Lager dann so hell erleuchtet ist.“

Andere fragen sich, was denn im Falle eines Brandes sei. Niemand wisse doch, wie dann zu reagieren ist. Wegen dieses Gefahrenpotentials war auch Bürgermeister Wolfgang Hoffmann von Anfang an gegen das Gaslager. „Es hätte haufenweise Standorte abseits von Wohngegenden gegeben. Die ehemalige Kiesgrube in Ottendorf beispielsweise, aber da ging kein Weg ran.“

Obwohl eine Angestellte vorher telefonisch den Termin nachfragte, so der Ortsvorsteher, ließ sich zur Abstimmung über den neuen Bauantrag niemand von der Gasfirma im Gemeinderat sehen.

Gasflaschen sollen besser vor Wärme geschützt sein

Die Angestellte war Claudia Dandars, Chefin des Lampertswalder Standorts der Air Products GmbH, die das Lager vor zwei Jahren von Tyczka Industriegase übernahm. Sie kann diese Kritik nicht nachvollziehen: „Ich habe angerufen, wie weit es mit der Genehmigung ist. Und den Bürgermeister gefragt, ob es Probleme gibt, was von ihm verneint wurde.“

Laut Dandars wartet die Firma schon über ein halbes Jahr auf grünes Licht für den Umbau. Geplant sei keine Erweiterung, sondern eine Modernisierung des Lagerstandorts. Eine Abfüllstation, wie im Dorf gemutmaßt wird, sei nicht vorgesehen. „Wir betreiben hier ein reines Vorratslager.“

Beliefert werden Kunden zwischen Freiberg, Zittau und dem brandenburgischen Guben. Sie kaufen Sauerstoff, Stickstoff, Helium oder das brennbare Acetylen. Gase und Gemische, deren Bestandteile allesamt in der Luft vorkommen. Die Einsatzgebiete reichen vom Schweißen über das Konservieren von Fleisch oder Obst mit Stickstoff bis zum Füllen von Ballons mit Helium. So fuhren beispielsweise 2003 die Champ-Cars auf Reifen voll Stickstoff aus Lampertswalde über den Lausitzring.

Bisher lagern die Gasflaschen auf zwei Flächen. Eine davon ist nicht befestigt und eingezäunt. Das soll sich ändern, so Claudia Dandars: „Wir wollen sie zusammenlegen, damit alle Paletten auf ebenem Untergrund stehen, gut zugänglich sind und abschließbar verwahrt.“ Sowie geschützt vor Hitze und Blitzschlag. Gefährlich sind weniger die Gase, sondern der Druck in den Flaschen. Der steigt, wenn sich der Behälter erhitzt. Wärmeeinwirkung von außen soll deshalb laut Air Products nach dem Umbau ausgeschlossen sein.

Die Sicherheitsstandards lägen dann weit über den gesetzlichen Vorschriften, betont die Lagerchefin. Rund 75 000 Euro will die Firma dafür investieren. Sie setzt darauf, dass das Vorhaben genehmigt wird. „Dann würden sich auch für unsere vier Mitarbeiter die Arbeitsbedingungen verbessern.“

Bürgermeister Hoffmann hat ebenfalls kaum Zweifel daran, dass der Bauantrag vom Landratsamt schließlich bewilligt wird. „Über die Köpfe der Bürger werde da entschieden,“ schimpft Gemeinderat und Gärtnereibesitzer Vetter.

Allerdings, geschlossen steht die Abwehrfront gegen das Gaslager auch in der Bahnhofsstraße nicht. Bewohner Udo Förster ist Schweißer und kennt sich aus. „Irgendwo müssen die Gase ja hin, und wenn sie ordentlich gelagert sind, habe ich damit kein Problem“, sagt er.