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Gastronomie-Roulette in Striesen

Das Viertel ist nach Jahren der Flaute wieder im Aufschwung. Viele neue Restaurants eröffnen.

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© René Meinig

Von Julia Vollmer

Fast 2 500 Weine stapeln sich in den Regalen von Silvio Nitzsche. Dazu gibt es Käse in verschiedensten Variationen. Wer in Striesen zum Feierabend Lust auf ein Glas Wein verspürt, muss sich nicht ins Auto oder die Bahn setzen. Ein kleiner Spaziergang in die Wittenberger Straße zur „Weinbar“ reicht aus.

Der Sommelier setzte als einer der Ersten auf das Konzept, das nun im Viertel Furore macht. „Seit ein paar Monaten beobachte ich den Trend, dass immer mehr Leute aus dem Viertel in die kleinen Eckläden gehen“, erzählt er. Ganz nach dem uralten Sprichwort „Willst du das Leben genießen, geh nach Striesen“, bleiben die Anwohner zum Ausgehen in ihrem Kiez. Das Publikum der Eckläden ist meist zwischen 40 und 45 Jahre alt und hat das nötige Kleingeld im Portemonnaie, beobachtet Silvio Nitzsche. Immer mehr neue Läden machen auf. Dabei setzen die Striesener Gastronomen auf kleine, feine Dinge: Tapas, Sushi und eben Wein und Käse bei Silvio Nitzsche. Damit folgen sie einem Trend. Striesen ist nach Jahren der Flaute wieder im Aufwind, neue Läden machen auf. Laut dem Amt für Wirtschaftsförderung gibt es in Striesen 126 Restaurants und Cafés, im gesamten Ortsamtsgebiet Blasewitz, zu dem Striesen gehört, sind es 155. Doch das waren früher deutlich mehr. 2010 gab es noch 174 Cafés und Restaurants. Dass es in Striesen wieder aufwärts geht, bestätigt Industrie- und Handelskammer-Sprecher Lars Fiehler. Als Ursachen sieht er die vielen Straßensanierungen und damit neue Parkplätze für die Anwohner und Besucher. Striesen gilt als angesagtes Pflaster, viele neue und vor allem kaufkräftige Paare ziehen zu und gehen gern abends essen, sagte Fiehler.

Silvio Nitzsches kleine Eckbar hat sich mittlerweile etabliert. Der 42-Jährige feiert bald zehnjähriges Jubiläum. Die Gäste schätzen seine Erfahrung in der Sterne-Gastronomie. Silvio Nitzsche weiß, wovon er spricht, wenn er einen Wein empfiehlt. Gerade im qualitätsbewussten Striesen kommt das gut an.

Darauf setzen auch Sandra und Herbert Schmidt. Kleine und feine Köstlichkeiten gibt es seit Kurzem in ihrer Cantina in der Wittenberger Straße. Das Paar eröffnete Ende August seine Tapas-Bar. Wer mag, kann seinen Tag gleich früh um 9 Uhr mit den südländischen Köstlichkeiten beginnen – von Frühstück, über Kaffee und Kuchen bis zu Wein am Abend reicht das Angebot. Das Ehepaar erfüllte sich mit dem eigenen Laden seinen Traum von einem Stück Spanien in Dresden. Kleines, schnelles und vor allem unkompliziertes Essen wollen sie anbieten. In einfachem, aber stilvollem Ambiente werden spanische Klassiker wie Datteln im Speckmantel oder Hühnchen in Knoblauchsoße serviert. Dazu passend gibt es spanischen Wein, 150 verschiedene Sorten lagern im Weinkeller.

Vietnamesische Leckereien stehen im Thai-Palast auf der Karte. Als die Türen des Restaurants in der Schandauer Straße vor zwei Wochen mit Brettern vernagelt wurden, sorgten sich viele. Hat das Restaurant geschlossen? Nein, der Laden zieht nur um. Bald sollen gebratene Nudeln mit Hühnchen und Frühlingsrollen in der Salbachstraße über den Tresen gehen. Für die alten Räume lief der Mietvertrag aus, so Inhaber Pham Dinh Phuoc. Die Lüftungsanlage muss noch gewartet werden und dann kann das Restaurant eröffnen.

Kleine feine Sushi-Röllchen in allen Varianten gibt es dagegen seit Kurzem in der Behrischstraße im Yukito. Neben Röllchen mit frischem Lachs und Thunfisch gibt es auch vegetarische. Wer mit rohem Fisch nichts anfangen kann, für den gibt es gebratene Nudeln oder Reisgerichte. Von der Behrischstraße in die Wittenberger Straße sind es etwa 800 Meter. Genau die richtige Länge für einen kleinen Abendspaziergang. Bei Silvio Nitzsche gibt es sicher noch einen Wein vor dem Schlafengehen.