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Gebelzig wieder attraktiv für junge Familien

Gleich drei Baustellen im Ort zeigen, wie wichtig die Absage an die Grauwacke gewesen ist.

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© Bernhard Donke

Von Bernhard Donke und Sabine Ohlenbusch

Gebelzig. Nachdem der Grauwackeabbau seit vergangenem Jahr endgültig vom Tisch ist, ist in Gebelzig wieder Baugeschäftigkeit eingekehrt. Bereits im Juli sind die vier kommunalen Wohnungen im Inspektorenhaus auf dem Gutshof am Schloss fertig geworden, die viele Jahre im Rohbauzustand ausgeharrt haben. Sofort sind junge Mieter eingezogen. Außerdem haben sich weitere drei junge Familien entschlossen, sich ihr eigenes Haus zu bauen.

So blicken Daniel und Nicole Kreusch mit Töchterchen Alena zufrieden auf den Baufortschritt an ihrem neuen Eigenheim in Gebelzig auf der Dorfstraße. „Wir hatten schon immer den Wunsch, hier in Gebelzig zu wohnen. Das Dorf bietet eine sehr angenehme Wohn- und Lebenskultur“, sagt Nicole Kreusch. Dazu tragen in ihren Augen die gute Infrastruktur und eine rege Vereinstätigkeit bei. Denn durch die kurzen Wege sei sie ebenso schnell auf der Autobahn, bei der Kita oder Grundschule wie beim Friseur- und Kosmetiksalon – auch ihre Arbeitsstelle in Bautzen ist nur rund 15 Autominuten von hier entfernt.

„Wäre aber der Grauwackeabbau gekommen, dann hätten wir mit Sicherheit nicht hier in Gebelzig gebaut. Vielleicht wären wir auch weggezogen“, sagt ihr Mann Daniel. „Wir könnten uns ein Leben in der Nähe eines Steinbruchs mit seinem ständigen Abbaulärm und Staub hier nicht vorstellen.“ Das Paar stammt nicht aus Gebelzig und wohnt hier nur zur Miete. Allerdings haben die beiden hier geheiratet und sich gut in die Dorfgemeinschaft eingelebt. Nun freuen sie sich auf ihre Zukunft in Gebelzig. Diese wird schon bald starten: Zu Ostern will die Familie bereits in ihr neues Heim einziehen. Bereits im Frühjahr dieses Jahres haben sie das Fertigteilhaus zu bauen begonnen.

Bürgermeister Denis Riese hat bekanntlich maßgeblich zur Abwendung des geplanten Steinbruchs beigetragen. Er freut sich über die wieder begonne Bautätigkeit im Ort. „Die begonnenen Bauvorhaben beweisen eindrucksvoll: Die drohenden Auswirkungen des geplanten Tagebaus sind weitreichender für die Einwohner Gebelzigs gewesen, als die Befürworter des Tagebaus je einräumen würden“, meint er zufrieden. Mit Bekanntwerden der Abbaupläne seien keine privaten Bauvorhaben mehr von den Bürgern geplant worden. In den Jahren zuvor aber habe es jährlich mindestens ein privates Bauvorhaben gegeben. Seit die Montagsdemos und sonstigen Protestaktionen gegen den Steinbruch zum Erfolg geführt haben, hat sich die positive Bilanz noch potenziert. Zunächst zeigt die Vermietung der vier gemeindeeigenen Wohnungen, dass junge Menschen gerne hierher ziehen wollen. Die jetzt im Bau befindlichen drei privaten Einfamilienhäuser beweisen ebenfalls eindrucksvoll, dass der Ortsteil Gebelzig für Familien wieder attraktiv geworden ist.

Der Umbau des Schlosses, in dem jetzt außer Schule, Kindertagesstätte und kommunale Wohnungen untergebracht sind, ist sicherlich ein Grund dafür. Was durch das erheblich gestiegene Interesse für kommunales Bauland in Gebelzig auch deutlich belegt wird. „Wenn dieser Trend anhält, haben sich die Mühen für die Modernisierung des Schlosses und zur Abwendung des Tagesbaus doppelt gelohnt“, kommentiert Denis Riese.

Auch die Familie von Manuela Kasper sehnte sich schon lange nach einem eigenen Haus. Aber auch sie legte den Plan erst einmal auf Eis, solange der Grauwackeabbau drohte. So haben sie weiter mit im elterlichen Haus in Nieder Gebelzig gewohnt. „Wir haben gleich im vergangenen Jahr losgelegt. Jetzt hoffen wir, dass wir im nächsten Frühjahr einziehen können“, sagt die dreifache Mutter.

Nur etwa 200 bis 300 Meter Luftlinie von der Baustelle von Manuela Kasper steht im ehemaligen Nieder Gebelziger Schlosspark ein drittes Haus im Rohbau. Das Schloss selbst ist 1754 erbaut und Anfang der 1990er Jahre wegen Baufälligkeit abgerissen worden. Der Platz ist dann kurze Zeit wegen der Einflugschneise zum Flugplatz Bautzen-Litten als Baustelle gesperrt gewesen. Nach Aufhebung der Sperre wurde der Platz dann zum Hausbau freigegeben. Für Sandy Dutschmann aus dem nahen Weißenberg-Gröditz und ihren Lebenspartner Marcel Weise aus Kemnitz ist es genau die richtige Stelle für ihr künftiges Eigenheim: ruhig und geradezu idyllisch zwischen Gröditzer Wald und Nieder Gebelziger Weinberg gelegen. „Wäre der Tagebau immer noch ein Thema, dann hätten auch wir hier die Hände davon gelassen“, sagt die junge Frau. Gebelzig kann sich freuen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, um Nachwuchs anzusiedeln.