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Rittergut von Neonazi versteigert

Einst gehörte das Rittergut in Kohren-Sahlis Karl-Heinz Hoffmann, schillernde Figur der Neonazi-Szene. Nun hat jemand bei einer Zwangsversteigerung 130 000 Euro geboten. Doch wer der Käufer?

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© dpa

Leipzig. Das Rittergut Sahlis, das früher dem Gründer der rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann“ gehörte, soll für 130 000 Euro an einen anonymen Investor aus Nordrhein-Westfalen gehen. Bei der Zwangsversteigerung des Areals am Mittwoch am Leipziger Amtsgericht vertrat der 42-jährige Jurist Christian Stockmann den Investor und gab das Gebot ab. Ob der unbekannte Geldgeber tatsächlich den Zuschlag bekommt, soll erst am kommenden Montag entschieden werden. Bis dahin soll noch geprüft werden, ob er solvent ist. Der ehemalige Eigentümer Karl-Heinz Hoffmann selbst war bei dem Termin nicht anwesend.

Auf dem 60 000 Quadratmeter großen Areal im Landkreis Leipzig sollten künftig Events und Seminare stattfinden, sagte Stockmann. Der Investor, den er vertrete, habe viel Erfahrung mit der Sanierung von großen Objekten. Er sei hauptsächlich in Sachsen tätig und auch schon in Leipzig in Erscheinung getreten. In den kommenden Wochen solle ein detaillierteres Nutzungskonzept vorgestellt werden.

Der neue Eigentümer ist verpflichtet, das denkmalgeschützte Anwesen mit Kegelbahn, Brennerei, Ställen und Lagerhallen in Stand zu setzen. Er muss unter anderem alle offenen Dachflächen schließen, das Gut vom Hausschwamm befreien und den Rokoko-Garten freilegen lassen. Wie viel Geld für die Arbeiten eingeplant seien, sagte Stockmann nicht.

Zu der Zwangsversteigerung war es gekommen, weil der ehemalige Eigentümer Hoffmann Schulden beim Abwasserzweckverband Whyratal angehäuft hatte. Er habe die Rechnung in Höhe von 128 000 Euro nicht beglichen, die für den Anschluss des Ritterguts ans öffentliche Wassernetz ergangen war, sagte die Geschäftsführerin des Verbands, Jana Erler.

Ein erster Versuch, das Areal zu versteigern, war im vergangenen Jahr gescheitert. Der damalige Höchstbietende hatte nicht gezahlt. Seine Bevollmächtigte sorgte zudem für einen Skandal, als sie sagte, das Rittergut solle zu einem Konzentrationslager werden.

Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der gleichnamigen und mittlerweile verbotenen Wehrsportgruppe, galt jahrzehntelang als einer der bekanntesten Köpfe der Neonazi-Szene. Sein Rittergut sorgte vor einigen Jahren für Schlagzeilen, weil Hoffmann für die Sanierung des Guts staatliche Fördermittel erhalten hatte. Das Innenministerium erklärte damals in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken, zwischen 2005 und 2010 seien rund 130 000 Euro geflossen. (dpa)