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Gefangen im Keller für eine Stunde

Die SZ stellt die zehn Ideen vor, die beim Innovationspreis Tourismus in der Endrunde sind. Heute: Im Görlitzer Escape Room lassen sich Leute einsperren.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Ingo Kramer

Der Kellerraum ist nur spärlich beleuchtet. An den Wänden hängen Bilder, in der Mitte eine Absperrung. Ganz am anderen Ende ist eine Filmkulisse zu erkennen, die irgendwie nach 80er Jahren aussieht. „Das Licht mache ich nicht an“, sagt Antje Hawelky. Sie will nicht zu viel verraten, denn das, was ihr Mitarbeiter Michael Eppert hier geschaffen hat, ist ein Escape Room – ein Zimmer, in das sich Gruppen von zwei bis sechs Mitspielern einsperren lassen, um anschließend zu versuchen, binnen 60 Minuten zu entkommen. Damit das gelingt, sind verschiedene Aufgaben zu lösen. „Ohne Hilfe hat es noch keine Gruppe geschafft“, sagt Michael Eppert. Er ist hier der kreative Kopf: Der, der die Ideen hat und auch umsetzt. Antje Hawelky ist die Chefin des Escape Rooms, allerdings ist sie selten vor Ort, denn sie betreibt ein Geschäft für Handy-Zubehör in der Nonnenstraße.

Escape Room ist ein Konzept, das derzeit in vielen Städten auf der ganzen Welt umgesetzt – und sehr gut angenommen wird. Antje Hawelky hat es bei einer Weihnachtsfeier 2016 in Dresden entdeckt. „Das hat damals allen so gut gefallen, dass ich dachte: Das brauchen wir in Görlitz auch“, sagt sie. Als sie dann Michael Eppert kennenlernte, begeisterte sie ihn so von der Idee, dass die Sache schnell ins Rollen kam. Mit Unterstützung der Wirtschaftsförderer von der Europastadt GmbH fanden sie nach einiger Suche die passenden Räume im Keller der Cottbuser Straße 28 bis 30, gelegen zwischen Brautwiesenplatz und Rauschwalder Straße auf der rechten Straßenseite.

Dort hat Michael Eppert zwei Räume geschaffen, die sich durch ihren Lokalbezug von anderen Escape Rooms unterscheiden: „Filmstadt“ wurde Ende September eröffnet, „Historisches Görlitz“ Anfang Dezember. Der kreative Kopf arbeitet inzwischen schon am dritten Raum mit dem Arbeitstitel „Grenzerfahrung“, der noch im ersten Halbjahr 2018 eröffnen soll. Dann wäre nur noch ein Zimmer frei. Es könnte ein Escape Room für Kinder werden, aber das ist noch nicht ganz sicher.

Die bisherigen Räume werden gut angenommen, freut sich Antje Hawelky. Gerade an Wochenenden sei viel los, teils auch unter der Woche. Die Palette der Nutzer ist breit: 18. Geburtstage, Junggesellenabschiede, Familien, Firmenweihnachtsfeiern und viele mehr waren schon da. Feste Öffnungszeiten gibt es nicht. Wer spätestens 48 Stunden vorher bucht, hat einen Raum sicher. Möglich ist das an sieben Tagen pro Woche, jeweils 11 bis 21.30 Uhr. Die Kosten hängen von der Spielerzahl ab. Kommen nur zwei Leute, zahlen sie 30 Euro pro Person, danach sinkt der Preis über 27, 25 und 22 bis auf 20 Euro pro Person bei der maximalen Gruppengröße von sechs Mitspielern. Jeder kann in jedem Raum nur einmal spielen, dann kennt er die Lösungen. Damit die Leute wiederkommen, sollen die Räume umgestaltet werden, wenn der Andrang irgendwann nachlässt.