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Gefiederte Junggesellen

In Lawalde haben sich am Wochenende etwa 40 Störche getroffen und auf ihren Flug gen Süden vorbereitet.

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© Marcus Scholz

Von Marcus Scholz

Lawalde. Auf den Wiesen und Feldern entlang der Löbauer Straße in Lawalde hat am Wochenende reger Flugverkehr geherrscht. Rund 40 Störche haben sich dort getroffen und es sich dabei richtig gutgehen lassen. „Bei den Tieren handelt es sich um sogenannte Junggesellentrupps“, teilt Joachim Benitz mit. Der Großdehsaer ist Storchenbeauftragter im Altkreis Löbau-Zittau und beobachtet die Vögel schon seit Jahren. Laut seinen Aussagen hat es sich in Lawalde um Tiere gehandelt, die nicht älter als drei Jahre und damit noch nicht geschlechtsreif sind. „Auf abgeernteten Feldern gehen sie gemeinsam auf Nahrungssuche“, so Benitz. Dabei schlagen sich die Langbeiner mit Mäusen und Heuschrecken den Bauch voll und tanken Kraft für den langen Flug zu ihrem afrikanischen Winterquartier.

Sind die Störche nach drei Lebensjahren in der Lage, Nachwuchs zu zeugen, dann trennen sich ihre Wege. Doch zuvor sind die, eigentlich 15 bis 20 Tiere zählenden Trupps, richtig dicke Kumpels und verbringen die meiste Zeit des Jahres gemeinsam. „Sie fliegen umher, finden sich und bleiben dann zusammen“, sagt Joachim Benitz. Das bestätigt auch sein Olbersdorfer Kollege Dietmar Spittler. „Tagsüber sind die Störche auf den bestellten Feldern aktiv, abends suchen sie sich eine Unterkunft“, sagt er. Meistens würde es sich dabei um Baumreihen handeln. Aber auch Häuserdächer würden zu beliebten Schlafplätzen der gefiederten Junggesellen gehören, so Spittler.

Dass sich die Tiere ausgerechnet in Lawalde verabredet haben, ist Zufall. Denn laut Storchenexperte Benitz gebe dort sowie in den Ortsteilen eigentlich keine besetzten Nester mehr. Er habe lediglich Kenntnis über bewohnte Nester in Oelsa, Ruppersdorf und Bischdorf. Im letztgenannten Örtchen habe es in diesem Jahr sogar zwei Jungstörche gegeben, so Benitz.

Allesamt machen sich Ende August auf den Weg in Richtung Süden. Oder besser gesagt: Zuerst in Richtung Westen, wo sie sich mit anderen Artgenossen treffen und dann wegen besserer Thermik nicht etwa über das Mittelmeer, sondern über den Landweg zum türkischen Bosporus fliegen. „Dort kann man zur richtigen Zeit Tausende Tiere pro Tag beobachten“, so Joachim Benitz. Danach geht es dann weiter über Israel nach Afrika. Glückt der lange Flug ohne Turbulenzen, kehren die Störche im nächsten Jahr wieder zurück und feiern die nächste Junggesellenparty.