Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

„Gegen Peter Kotte zu spielen war ein Erlebnis“

Enrico Mühle ist seit 24 Jahren im VfL-Trainergeschäft. Als Aktiver traf er mit Pirna sogar auf ehemalige Nationalspieler.

Teilen
Folgen
NEU!
Er gehört beim VfL eigentlich schon auf die Inventarliste: Trainer Enrico Mühle. Der 53-Jährige spielte bis auf wenige Ausnahmen immer für die Copitzer und arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Trainer beim VfL. Mit Frank Paulus zeichnet er aktuell für die
Er gehört beim VfL eigentlich schon auf die Inventarliste: Trainer Enrico Mühle. Der 53-Jährige spielte bis auf wenige Ausnahmen immer für die Copitzer und arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Trainer beim VfL. Mit Frank Paulus zeichnet er aktuell für die © Marko Förster

Er ist ein Familienmensch, das merkt man sofort. Enrico Mühle, schon seit 1994 im Trainerstab beim VfL Pirna-Copitz tätig, gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er von seiner Frau Andrea, den Kindern Sarah und Sven sowie seinen vier Enkelkindern erzählt. In der vergangenen Saison übernahm der 53-Jährige zusammen mit Frank Paulus die Landesliga-Mannschaft des VfL Pirna-Copitz. Nach dem Punktspiel in Riesa am vergangenen Samstag (2:0) stellte er sich zu einem ausführlichen Interview.

Herr Mühle, wie bewerten Sie das Spiel?

Unsere bisher beste Saisonleistung. Riesa hat stark begonnen, aber die frühe Rote Karte für Stefan Höer war wie eine Initialzündung für unsere Jungs. Jeder ist danach bis an seine Grenze gegangen. Wir haben gut gekontert, unglaublich gekämpft und hatten mit Torhüter Ron Wochnik einen Turm in der Schlacht..

Sie waren Co-Trainer an der Seite von Elvir Jugo und Nico Däbritz. Jetzt gibt es eine Doppelspitze. Überwiegen die Vor- oder Nachteile?

Aus meiner Sicht ganz klar die Vorteile. Frank war bis zuletzt noch Spieler und hat dadurch einen unglaublich engen Kontakt zu den Jungs. Ich bringe meine Erfahrung als Übungsleiter ein, habe zudem die DFB-Elite-Jugend-Lizenz, mit der ich bis zur Oberliga als Trainer arbeiten kann. Ich denke, wir ergänzen uns sehr gut. Auch die Philosophie des Vereins, verstärkt auf die eigene Jugendarbeit zu setzen, kommt mir sehr entgegen. Ich habe schon als Spieler beim VfL Nachwuchsteams trainiert.

Warum haben Sie vor 2017 nie als Cheftrainer gearbeitet?

Weil das laut der Statuten untersagt war, da ich hier seit 2002 als Trainer am DFB-Talente-Stützpunkt arbeite. Inzwischen wurde diese Regelung aber aufgehoben.

Waren Sie als Spieler für Copitz aktiv?

Ja. Geboren bin ich in Oschersleben bei Magdeburg. Mein Vater ging dann zur Wismut und wir sind mit der Familie nach Pirna gezogen. Da war ich vier. Später habe ich auf dem Sonnenstein mit dem Fußballspielen angefangen, wurde nach drei Jahren zum VfL delegiert. Während meiner Armeezeit war ich in Eisenach am Ball, 1997/98 bei TuS Wehlen, sonst aber immer für den VfL.

Wie lange waren Sie aktiv?

Ziemlich lange. Ich bin schon als Junior in die Männer-Mannschaft aufgerückt und habe mit 42 bei der zweiten Mannschaft noch als Spieler-Trainer im Tor gestanden.

In welcher Spielklasse waren Sie damals am Ball?

In der Bezirksliga. Das war die dritthöchste Spielklasse in der DDR. Mit dem VfL gegen Peter Kotte oder Matthias Müller zu spielen, war ein Erlebnis. Beide waren Nationalspieler und nach ihrem Ausschluss bei Dynamo Dresden unter anderem für Neustadt aktiv. Das waren natürlich Ereignisse, die man sein Leben lang nicht vergisst.

Blieben Sie von größeren Verletzungen verschont?

Nein, leider nicht. 1996 zog ich mir einen Kreuzbandriss zu. Wir waren gerade in die Landesliga aufgestiegen. Nach der langen Verletzungspause war es aber sehr schwer, wieder den Anschluss zu finden. Einer meiner Trainer war dann auch noch Matthias Döschner, der unter anderem Andreas Trautmann als Spieler zum VfL holte.

Haben Sie als junger Spieler auch zweimal am Wochenende gespielt?

Ja. Das verrückteste war mal ein Männerspiel samstags in Zittau. Abends 22 Uhr war

ich zu Hause, am nächsten Tag ging es früh um 7 Uhr mit den Junioren nach Görlitz. Man war zwei Tage nur unterwegs. Ich kann daher gut nachempfinden, was es heute für die Jungs bedeutet, wenn sie zweimal am Wochenende im Einsatz sind.

Was sagt Ihre Familie dazu, dass Sie am Wochenende kaum verfügbar sind?

Ich bin mit meiner Frau Andrea 30 Jahre glücklich verheiratet und ihr sehr dankbar, dass sie mir den Rücken so frei hält. Sie bringt sehr viel Verständnis auf, hat früher selbst aktiv Handball gespielt.

Und Ihre Kinder?

Meine Tochter spielt Handball beim SSV Heidenau. Mein Sohn war auch Fußballer und im Nachwuchsbereich beim VfL aktiv. Er lebt jetzt mit seiner Familie in Bamberg, ist aber immer noch hier im Verein Mitglied.

Sind Sie beim VfL fest angestellt?

Ja. Durch den Fußball habe ich damals auch eine Arbeitsstelle bei der Wismut bekommen, seit 1998 bin ich beim Verein fest angestellt.

Verfolgen Sie die Entwicklung Ihrer Schützlinge, die sie beispielsweise am Stützpunkt trainiert haben?

Ja, natürlich. Es doch eine Bestätigung der Arbeit, wenn einer der Jungs dann in der Landesauswahl dabei ist. Oder Anika Metzner, die jetzt bei RB Leipzig unter Vertrag steht und U17-Auswahlspielerin ist. Sie war, als sie beim Hainsberger SV spielte, auch zwei Jahre hier bei mir im Leistungszentrum.

Der VfL setzt auf den Nachwuchs. Warum wurden im Sommer gestandene Spieler wie Stefan Höer oder Eric Prentki aus Kamenz geholt?

Jeder hat ja mitbekommen, wie wir in der Vorsaison kämpfen mussten. Die Jungs waren ein verschworener Haufen, viele sind über sich hinausgewachsen, aber ganz ohne Erfahrung geht es nicht. Sicher waren einige Leute überrascht, dass es zu Beginn nicht so gut lief. Aber auch die neuen Spieler, egal wie alt sie sind, müssen sich in einem neuen Umfeld erst einmal einleben. Und nicht zu vergessen, wir sind im Amateurbereich unterwegs. Die Vorbereitung läuft praktisch nie mit dem kompletten Kader. Es ist schwer, sich gewisse Automatismen anzueignen. Das passiert dann meist im ersten Drittel der Meisterschaft. Und genauso stellt sich die Leistungskurve unserer Mannschaft dar.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.