Merken

Generationswechsel im Heiteren Blick

Die Aussicht von der Terrasse des Gasthofs ist legendär. Doch nicht nur sie zieht die Gäste an.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber und Karoline Clausnitzer

Altendorf. Der Heitere Blick macht seinem Namen alle Ehre. Wer schon einmal auf der Panoramaterrasse der Gaststätte den Rundblick über die Festung Königstein und den Lilienstein bis hin zum Großen Winterberg genossen hat, lässt sich so schnell nicht dazu überreden, wieder drinnen im Gasthof zu speisen. Wer ganz auf einen Besuch im Heiteren Blick verzichtet, dem entgeht allerdings auf jeden Fall etwas.

So sieht die Gaststätte von außen aus.
So sieht die Gaststätte von außen aus. © Dirk Zschiedrich

Die Spezialitäten des Landgasthofes sind allesamt selbst hergestellt. Darunter befinden sich zum Beispiel selbst gemachte Wildbratwurst und Hirschroulade, Wildschinken oder Knacker. Diese werden – genau wie viele andere Produkte – in der zum Gasthof gehörenden Fleischerei von Bernhard Kirpal hergestellt. Natürlich kommen die Zutaten aus der Region. Senior Bernhard Kirpal war bis vor Kurzem nicht nur Fleischer, sondern auch Gastwirt. Er hat die Geschäfte jetzt an seine Schwiegertochter Antje Kirpal übergeben, die das Gasthaus von ihm gepachtet hat und nun Restaurant sowie Beherbergungsbetrieb fortführt. Bernhard Kirpals Sohn Jens ist mit seinen goldenen Händen der Techniker im Haus.

Vor etwa einem Jahr hat Bernd Kirpal seine Schwiegertochter angesprochen, ob sie nicht in das Geschäft einsteigen wolle. „Sie ist die richtige Frau dafür“, hatte der Seniorchef gesagt. Seit 2001 ist Antje Kirpal schon im Heiteren Blick, kennt alles bestens. „Etwas Angst war schon dabei, als ich zugesagt habe. Eigentlich sollte es auch noch eine Weile dauern. Doch dann hatte sich mein Schwiegervater zu einem schnellen Schritt entschieden und wollte die Geschäfte innerhalb von zwei Monaten übergeben“, sagt Antje Kirpal.

Und innerhalb dieser Zeit war dann tatsächlich für die neue Pächterin alles vorbereitet. Ganz klar werde sie auch mit ihrem Konzept auf die Markenzeichen des Hauses setzen. Denn ein Gasthaus mit Fleischerei, einem Ladengeschäft und Beherbergungsbetrieb ist selten geworden.

Fünfte Generation steht bereit

Mit seinem Angebot frischer Fleisch- und Wurstwaren lockt das Geschäft viele Urlauber aus dem Elbtal nach Altendorf. Es gibt Stammkunden, aber auch Durchreisende. Beliebt unter den Besuchern ist auch der hauseigene Kräuterlikör „Kirpals Haustropfen“. Der Schnaps ist ebenfalls im Laden erhältlich und wird von Gästen gern als Erinnerung an eine schöne Urlaubszeit in der Sächsischen Schweiz mitgenommen.

„Kirpals Haustropfen“ wurde erstmals am 5. August 1993 abgefüllt. Die erste Flasche steht noch heute im Gasthof und erinnert mit einem Stammtischlied auf ihrem Etikett an frühere Zeiten, in denen im Heiteren Blick wohl nicht nur gegessen und getrunken wurde. Wenn es nach ein paar Haustropfen so richtig gemütlich wurde, sang ein vielstimmiger Chor. Viele Fotoalben gibt es inzwischen im Heiteren Blick – und ein Bild, auf dem sich immer die jeweiligen Nachfolger verewigen. Antje und Jens Kirpal fehlen in der Reihe noch, in den vergangenen Wochen gab es schließlich viel zu tun. Der Fototermin werde aber auf jeden Fall nachgeholt, das sei Tradition im Haus und werde auch beibehalten, sagt Jens Kirpal.

Seine Familie führt das Unternehmen in mittlerweile vierter Generation. Begonnen hatte alles mit Hermann Eysold. Er hatte die heutige Gaststätte eigentlich als Wohnhaus bauen lassen, sicherlich aber in weiser Voraussicht, das Haus auch einmal anderweitig zu nutzen. Denn schon damals kamen die Urlauber aus Bad Schandau und aus dem Kirnitzschtal nach Altendorf, um hier zum Beispiel auf dem Adamsberg die Sommerfrische zu genießen. 1909 wurde die Schankkonzession erteilt. Und die Ausflügler konnten von hier aus den Blick auf das Elbsandsteingebirge genießen. Zu der Zeit gab es noch insgesamt vier Gaststätten in Altendorf – ein Zeichen dafür, dass der Tourismus schon vor etwa 110 Jahren in Schwung gekommen war. Und das wusste die Familie zu nutzen.

Heute ist es der Malerweg, der viele Wanderer nach Altendorf bringt. Hier endet die dritte Etappe, eben auch Zeit für eine Rast oder Erholungspause. Der Malerweg sei ein echter Gewinn, sagt Antje Kirpal. Und da die Gäste den schönen Blick genießen wollen, wurde 2012 die Außenterrasse erweitert, um noch mehr Besuchern den imposanten Blick zu gewähren. Gebaut werden soll noch weiter, alles in Etappen. Für 2017 ist erst einmal das Schlachthaus geplant. Im Übrigen steht die fünfte Generation auch schon in den Startlöchern. Der Sohn von Antje und Jens Kirpal lässt sich im ersten Lehrjahr zum Fleischer ausbilden.