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Wechsel in der Bahnhof-Apotheke

Mehr als 40 Jahre hielt Ute Seibt ihren Kunden die Treue. Jetzt wechselt sie in die zweite Reihe – auch wenn’s schwerfällt.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. So eine Bilanz kann auch nicht jeder vorweisen: Ute Seibt hat seit 1975 ununterbrochen in der Bahnhof-Apotheke gearbeitet. Seit 2000 ist sie dort die Inhaberin. Nun steht sie kurz vor der Rente. Deshalb übergibt sie nun die Apotheke an ihren Nachfolger Veit Hanfler. Der hat sich seit einem Jahr bei ihr eingearbeitet und trägt ab dem 1. September die Verantwortung für vier Mitarbeiter und eine Praktikantin. Zu den Mitarbeitern wird auch weiterhin Ute Seibt gehören, die aber auf eigenen Wunsch in die zweite Reihe zurücktritt.

Ein endgültiger Abschied fiele ihr noch zu schwer. Denn ihre langjährigen Kunden seien ihr sehr ans Herz gewachsen. Schließlich sei der Beruf des Apothekers eine Vertrauensstellung. Ute Seibt bedankt sich bei ihren Kunden für das erwiesene Vertrauen und bittet, dieses auch auf ihren Nachfolger zu übertragen.

Diese Herausforderung nimmt Veit Hanfler gern an. Die Zuwendung, die Ute Seibt den vorwiegend älteren Kunden schenkt, sieht auch er als das Wichtigste in diesem Beruf an. Denn es sei nicht damit getan, den Patienten ein Medikament über den Ladentisch zu reichen. Nicht selten bestehe Erklärungsbedarf. „Ich wollte mit Menschen zu tun haben, ihnen hilfreich zur Seite stehen“, so sieht der 35-Jährige seine Motivation, weshalb er 2003 das Pharmazie-Studium aufgenommen hatte. Dabei findet er, es sei ein gutes Omen, dass er, wie auch Ute Seibt in Halle studiert hat.

Ein gewisser Lebenskreis schließt sich für Veit Hanfler auch damit, dass sich die Bahnhof-Apotheke genau gegenüber der Schule befindet, in der er sein Abitur abgelegt hat, nämlich dem Melanchthon-Gymnasium. Der Neschwitzer, der jetzt in Singwitz wohnt, hatte auf Anraten seiner Eltern vor dem Pharmazie-Studium zunächst den Beruf des Mechatronikers erlernt. Doch er merkte schnell, dass er statt mit Maschinen doch lieber mit Menschen arbeiten wollte. Nach dem Studium trat er seine erste Arbeitsstelle in der Marktkauf-Apotheke an.

In der Bahnhof-Apotheke will er nichts Wesentliches verändern. Lediglich das Logo soll ein wenig aufgefrischt und modernisiert werden. Mittelfristig muss er einen behindertengerechten Zugang schaffen, denn die Treppen vor der fast 90 Jahre alten Apotheke sind für Rollstuhlfahrer ein unüberwindliches Hindernis.

Dem jungen Vater eines sechsjährigen Sohnes bleibt für Hobbys wenig Zeit. So nutzt er wenigstens seinen Arbeitsweg dazu, um mit dem Fahrrad zu fahren. Früher spielte er in Milkel noch Fußball, aber für die Teilnahme am Punktspielbetrieb reicht es nun nicht mehr. Und beim Lesen greift er meistens zu Fachbüchern.