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Genossenschaften erhöhen Mieten

Die Wohnungsgenossenschaften stecken Millionen in Instandhaltung und Neubau. Und sie orientieren sich mit ihren Mieten am Markt.

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© René Meinig

Von Kay Haufe

Für Romy Fischer könnte der Mai doppelt so viele Tage haben wie normal. Mitte Juni erwartet die 29-Jährige ihr erstes Kind und möchte bis dahin ihre neue Wohnung auf der Blasewitzer Straße beziehen. Doch darin erledigen Handwerker noch letzte Handgriffe. „Ich hoffe, dass wir Mitte Mai den Schlüssel von der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt bekommen, dann klappt alles mit dem Umzug“, sagt die junge Frau. Auf mehr als 20 Wohnungen hat sie sich mit ihrem Freund beworben, meist nicht mal eine Antwort erhalten. „Wohl auch wegen unseres Hundes“, schätzt sie. Für die Bewerbung bei der WGJ hat sie deshalb nicht nur ihre kleine Familie vorgestellt, sondern auch den Terriermischling Leni. Mit Erfolg.

Neun Euro kalt pro Quadratmeter zahlen Fischer und ihr Freund für die Wohnung, die neu auf das bestehende Wohnhaus aufgestockt wurde. Ein normaler Preis für einen Neubau, wie WGJ-Vorstand Alrik Mutze sagt. „Da bewegen wir uns von acht bis 9,50 Euro, und das ist aufgrund der Baupreisentwicklung nicht billiger zu machen.“ Das bestätigen auch die Vorstände der anderen sieben Genossenschaften. Fünf bauen dieses Jahr neu oder können die Fertigstellung 140 neuer Wohnungen feiern. Rund 34 Millionen Euro sollen in die Projekte fließen, fast doppelt so viel wie 2016. Möglich machen das gute Umsatzerlöse. Im letzten Jahr verdienten die Genossenschaften 302 Millionen Euro aus der Hausbewirtschaftung. Aber auch die niedrigen Zinsen spielen mit rein, sagt Mutze.

Wesentlich mehr, nämlich 73,7 Millionen Euro, investieren die Genossenschaften in Instandhaltung und Modernisierung. Weil die Mieter immer älter werden, ist vor allem der Einbau von Aufzügen geplant, aber auch der Anbau von Balkonen, die Sanierung der Fassaden und die Heizungsmodernisierung. Auch Spielplätze werden neu gebaut. „Wenn wir heute eine Wohnung umbauen, in der eine Familie vorher 30 Jahre gelebt hat, stecken wir dort zwischen 20 000 und 30 000 Euro rein“, sagt Christoph Menzel, der Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Glückauf Süd.

Neubauprojekte der Wohnungsgenossenschaften

WGA: Wohnpark Leuben an der Dieselstraße, 49 Wohnungen, fertig 2017,
Johannstadt-Süd, 45 Wohnungen fertig 2018/19

EWG: Alte Ziegelei Briesnitz am Felix-Dahn-Weg, 36 Wohnungen, fertig 2017, Kräuterterrassen Gorbitz, 184 Wohnungen, fertig bis 2020

WGJ: Aufstockung Wohnblock Blasewitzer Straße, 16 Wohnungen, fertig Mai 2017, Striesener Straße, 24 Wohnungen, fertig Dezember 2018, Haydnstraße 17, 14 Wohnungen, fertig Juni 2018

SWGD: Struvestraße 2, zwei Mehrfamilienhäuser mit 52 Wohnungen, fertig Ende 2018

WGS: Heinrich-Greif-Straße mit 39 Wohnungen, fertig April 2017 (Quelle: Genossenschaften)

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Dass sich diese Investition lohnt, bestätigen alle Vorstände. Die derzeit starke Nachfrage auf dem Dresdner Wohnungsmarkt sichere ihnen die wirtschaftliche Basis. Immerhin wohnt jeder dritte Dresdner in einer Genossenschaftswohnung. Deren Durchschnittsmieten liegen zwischen 5,20 und 5,55 Euro kalt pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Vergleichsmiete laut Mietspiegel der Stadt beträgt 6,09 Euro.

Doch auch die Genossenschaften orientieren sich am Markt. In diesem Jahr erhöht die Wohnungsgenossenschaft Aufbau die Mieten für 1700  Wohnungen um rund 50 Cent pro Quadratmeter. Die Eisenbahner Wohnungsgenossenschaft (EWG) sieht eine Erhöhung für 500 Wohnungen vor, die WG Süd für rund 700 Wohnungen. Bei der Sächsischen Wohnungsgenossenschaft sind Steigerungen von zehn bis 20 Euro für einen Teil der Bestände geplant. Lediglich die WGJ hat noch keine Anpassung an Vergleichsmieten vorgenommen.

Der Arbeit der neuen Woba sehen die Genossenschaften gelassen entgegen. „Aber deren Neubaupreise von angekündigt 6,20 Euro wecken Bedürfnisse, die wir nicht erfüllen können.“ Zugleich stünden auch Grundstücke nicht mehr zur Verfügung, mit denen die Genossenschaften gerechnet hätten. „Wir wünschen uns eine bessere Kooperation mit der Stadt, denn wir sichern faire Mietpreise“, sagt Mutze.

Sport- und Familientag der Wohnungsgenossenschafen auf der Cockerwiese am 14. Mai von 10 bis 17 Uhr.