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Gerichtsdirektor wird Vizepräsident am Amtsgericht Leipzig

Dr. Dominik Schulz klettert die Karriereleiter nach oben. Trotzdem verlässt der 43-Jährige Döbeln nicht ganz.

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Von Elke Görlitz

Amtsgerichtsdirektor Dominik Schulz hat sich um die Stelle des Vizepräsidenten des Amtsgerichts Leipzig beworben – und sie auch bekommen. Am Dienstag tritt er seinen Dienst in Leipzig an und bleibt Döbeln dennoch treu. „Zu einem Fünftel“, wie er sagt. Denn zunächst wird er auch das Döbelner Amtsgericht weiterhin leiten und einen Arbeitstag pro Woche hier verbringen. Aber nur noch mit Verwaltungsaufgaben.

Diese Kontinuität bei der Leitung des Gerichts, die der 43-Jährige am 1. August 2008 übernahm, sei für die Mitarbeiter wichtig, so Schulz. Sie seien wegen der Verwaltungs- und Justizreform doch etwas verunsichert. „Wenn 2013 das Amtsgericht Hainichen dem Döbelner untergeordnet wird, gibt es gewiss eine neue Lösung“, glaubt er.

Ein wenig Trennungsschmerz

Zu den spannendsten Döbelner Fällen zählt der Amtsgerichtsdirektor den Prozess gegen die sogenannten Containerer. Angeklagt waren zwei Männer, die bei Marktkauf weggeworfene Lebensmittel gestohlen haben sollten – ein Protest gegen die Wegwerfgesellschaft, der auch in die Öffentlichkeit getragen wurde. Sogar die Feuerwehr musste anrücken, um Plakate von den Fahnenmasten am Gerichtsgebäude abzunehmen. Die Protestler, die sich mit den Angeklagten solidarisiert hatten, sorgten für Aufruhr – auch im Gerichtssaal. Für Schulz, der vorrangig Zivilrechtssachen verhandelt, ist aber jede Verhandlung spannend: „Weil auch hinter offenbar banalen Dingen wie dem Nachbarschaftsstreit um herunterfallende Kiefernnadeln Menschen stecken.“ Erst diese Woche habe er einen Fall verhandelt, bei dem Mutter und Tochter vor dem Richter standen. Beide konnten sich als Erbengemeinschaft nicht einigen, wer nun in dem geerbten Häuschen wohnen soll. „Da geht es um Schicksale. Langweilig, wie manche über das Zivilrecht denken, ist das nicht.“ Überhaupt gerät der künftige Vizepräsident des Leipziger Amtsgerichts ins Schwärmen, wenn er über die fünf Jahre in Döbeln spricht.

„Döbeln – das war für mich eine bombige Zeit“, sagt Dominik Schulz. „Ich mag die Stadt sehr, ich mag die Leute. Und das Team am Amtsgericht hat mir meine Arbeit auch immer leicht gemacht.“ Ein bisschen Trennungsschmerz gebe es deshalb schon. „So lange wie in Döbeln war ich aber noch nirgends“, sagt Dominik Schulz, der sich auf seine neue Aufgabe in Leipzig freut. Die sei für ihn schon deshalb eine Herausforderung, weil das Leipziger Amtsgericht mit seinen etwa 550 Mitarbeitern ganz andere Dimensionen habe als das Döbelner, an dem 43 Mitarbeiter beschäftigt sind: „Da kann ich völlig neue Erfahrungen sammeln.“ Und das als Vizepräsident zu tun, sei „eine prima Sache“.

Leipziger will Dominik Schulz aber nicht werden. Auch wenn der Arbeitsweg nun noch weiter wird, will er mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter im Haus der Familie in Limbach-Oberfrohna wohnen bleiben.Hier fühlt er sich heimisch, obwohl er eigentlich aus dem mittelfränkischen Dinkelsbühl stammt. In Regensburg studierte Schulz Jura, kam 1997 ans Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal und arbeitete vor seiner Döbelner Zeit am Oberlandesgericht Dresden.