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Geschenk von Gojko, Stimme von Klara

Zum 90. Geburtstag des Karl-May-Museums ist ein Friedensengel geweiht worden und ein Tondokument aufgetaucht.

Von Peter Redlich
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Ein Segen für den neuen Friedensengel im Karl-May-Garten Radebeul vor der versammelten Schar der Museumssponsoren und Freunde aus ganz Deutschland.
Ein Segen für den neuen Friedensengel im Karl-May-Garten Radebeul vor der versammelten Schar der Museumssponsoren und Freunde aus ganz Deutschland. © Norbert Millauer

Radebeul. Das hat die Karl-May-Szene aus Deutschland noch nicht erlebt – zum 90. Geburtstag des 1928 von Klara May, Patty Frank und Euchar Schmid gegründeten Karl-May-Museums gab es am Samstagnachmittag in Radebeul ein Feuerwerk an Ereignissen. Der Auftakt: Im Park des Museums bekam der neu aus Sandstein für 70 000 Euro hergestellte Brunnenengel seine feierliche Weihe. Die Pfarrer Christof Heinze von der Lutherkirche Radebeul und Willi Stroband von der katholischen Kirche in Gelsenkirchen weihten den Engel zum Friedensengel. Ganz im Sinne des großen Abenteuerschriftstellers, der die Religionen der Welt in seinen über 200 Millionen Mal gedruckten Bänden zusammenführte.

Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos) und Karl-May-Stiftungsvorstand Werner Schul nannten das große kulturelle Erbe Mays für die Stadt als die Grundlage für einen neuen Aufbruch mit dem neuen inhaltlichen Plan samt Neubau für das Museum. Um genaueres zu erfahren, waren die über 300 Sponsoren und Freunde des Museums in die Lutherkirche eingeladen. Das „Ave Maria“, von Karl May einst selbst vertont und vorgetragen von der Chorgemeinschaft Lindenau, war dafür zum Advent der passende Auftakt.

Die Festrede hielt Jochen Bohl, Landesbischof der evangelischen Kirche von 2004 bis 2015 und Radebeuler. Bohl erinnerte sich an seine Kindheit, als er die grünen Abenteuerbände mit der Taschenlampe bis in die Nacht unter der Bettdecke schmökerte. Er verglich die Romanhelden Winnetou und Old Shatterhand und die Romanschufte wie Old Wabble der Bücher als Gleichnis für das Leben in der christlichen Welt. Wo selbst die ruppigsten Ganoven am Ende den Segen vor dem Ableben haben wollen. Also Versöhnung stattfindet. Aber auch den ganzen kritikwürdigen Karl May zu zeigen – mit der Friedenssehnsucht im Spätwerk –, das sei eine wichtige Aufgabe des Museums, so Bohl.

Genau darauf ging Museumsdirektor Christian Wacker ein, als er das inhaltliche Konzept des neuen Museums als Masterplan vorstellte. Den Besucher dort abholen, wo er heute noch Karl May erlebt – in Filmen und auf der Theaterbühne. Und ihn dann Stück für Stück in die Abenteuerwelten eintauchen lassen. Die Kulturen der Indianervölker erlebbar zu machen und Karl Mays Gedanken auch heute zu verstehen, das sind die Kerngedanken des neuen Museumsplanes. Dieser soll im vorgesehenen Neubau an der Meißner Straße über die Villa Bärenfett, den Karl-May-Garten, die Villa Shatterhand bis zum Karl-May-Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite gestaltet werden.

Auch Defa-Indianer Gojko Mitic (78) hat in der Lutherkirche ein Geburtstagsgeschenk mitgebracht.
Auch Defa-Indianer Gojko Mitic (78) hat in der Lutherkirche ein Geburtstagsgeschenk mitgebracht. © Peter Redlich

Einen Mini-Vorgeschmack auf die neue Herangehensweise zeigen jetzt schon die am Sonnabend eröffneten Ausstellungen mit dem Mystiker Karl May im Garten, vor allem aber die Schau „Und Friede auf Erden ...“ zum Spätwerk. Erstmals gibt es in der kleinen, feinen Schau für den Besucher die Möglichkeit, per Audiodokumenten in die Werke unkompliziert reinzuhören. Auf Bildschirmen werden Szenen aus Karl-May-Filmen erläuternd gezeigt.

Neue Zielgruppen als Besucher gewinnen, das will die Museumsmannschaft mit dem Leiter, Robin Leipold als Verantwortlichem für die Sammlung, Anne Barnitzke im Marketing, Hausmeister Rolf Raubach sowie weiteren elf festen Mitarbeitern. Schon im Frühjahr wollen Christian Wacker und seine Mannschaft im Garten des Museums ein großes Veranstaltungstipi mit zehn Meter Durchmesser und Platz für 50 Besucher errichten. Dort soll es auch Bewirtung mit Getränken und Speisen am Lagerfeuer geben. Wacker: „Hier können Vorträge, aber auch Hochzeiten stattfinden.“

Und freilich gab es zum 90. Geburtstag des Museums auch Geschenke. Defa-Indianer Gojko Mitić ist gerade als Häuptling Tokei-ihto mit den Büchern von Liselotte Welskopf-Henrich („Die Söhne der großen Bärin“) auf Lesungen unterwegs. Er überreichte von den Einnahmen einen Scheck mit 500 Euro. Ex-Museumsdirektor und Vorsitzender des Fördervereins Renè Wagner brachte den neuesten Sammelband zum „Beobachter an der Elbe“ mit, der Zeitschrift zum Karl-May-Geschehen.

Eine Sensation offerierte Bernhard Schmid vom Karl-May-Verlag, der 1913 in Radebeul gegründet wurde und heute seinen Sitz in Bamberg hat. Schmid ließ die über 300 Gäste als erste in gerade erst entdeckte historische Tondokumente reinhören – die von Klara May, Patty Frank und seinem Großvater Euchar Schmid, dem Gründer des Verlags, als Radioaufnahmen gemacht worden sind.

Mit einem gelungenen Slapstick a la „Dinner for One“, hier mit Klara May (Museumsvolontärin Sonja Braun), Patty Frank (Old Shatterhand-Darsteller Roland Wichmann) und den unerschienen am Tisch sitzenden Renè Wagner, Claudia Kaulfuß, Christian Wacker (als ehemalige und heutige Museumsdirektoren) und Meister Karl May selbst, endete der Abend in der Lutherkirche unter großem Applaus.

www.karl-may-museum.de