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Geschenkte Küche ist da

Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde in Weigersdorf darf sich über eine Küche freuen. Vor allem Jungs profitieren davon.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Weigersdorf. Eben ist der Parkplatz vor dem Gemeindehaus in Weigersdorf noch leer, jetzt tummeln sich hier rund dreißig Jugendliche. Sie sind alle gekommen, um Gemüse für den Bauerntopf und Früchte für den Obstsalat zu schnippeln. Was auch ein gewöhnlicher Gruppennachmittag der Pfadfinder in den Räumen der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) mit dem Namen Sankt Trinitatis sein könnte, ist die Feier einer großen Spende, die das Haus erhalten hat: Die Gemeinde hat 5 000 Euro für neue Küchengeräte bei der Aktion „zusammentun“ der R+V Versicherung gewonnen. Die Aktion fördert zehn Projekte mit einer Gesamtsumme von 70 000 Euro, bei denen sich Menschen gegenseitig füreinander einsetzen. Vor Ort fällt auf, dass Versicherungsfachwirt Ralf Wunderlich der älteste Anwesende ist. Gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Biedermann vertritt er die Versicherungsgesellschaft. Die beiden sind zudem die einzigen in Schlips und Anzug. Das helle Oliv der Pfadfinderkluft überwiegt ganz klar.

Michael Biedermann leitet die Filiale in Gebelzig und kommt aus Ober Prauske. „Ich habe die Idee gehabt“, erklärt er, „und angeregt, dass die SELK sich bewirbt.“ Stolz berichtet er, wie das Projekt lange Zeit die meisten Stimmen des ganzen Wettbewerbs gehabt hat, um dann erst kurz vor Schluss auf den siebten Platz abzurutschen. Nach dieser Enttäuschung hat eine Jury das Projekt doch noch ausgewählt – da es so besonders und vielfältig ist.

Und so zieren ein neuer extrabreiter Herd mit passendem Backofen und ein Kühlschrank die Gemeindeküche, deren Decke sogar neu verputzt worden ist. Das hat zwar insgesamt ein bisschen mehr gekostet als das Preisgeld, aber der Eigenanteil der SELK ist relativ gering geblieben. „Für eine kleine Gemeinschaft wie uns sind das große Summen“, erzählt Pfarrer Benjamin Rehr. Er selbst ist mit seiner jungen Familie erst vor drei Jahren nach Weigersdorf gezogen, nachdem er Studium und Vikariat durchlaufen hat – so wie jeder landeskirchliche Pfarrer auch. Die Unterschiede der SELK-Gemeinden in ganz Deutschland zur Evangelischen Kirche Deutschland bestehen in Details wie den Sakramenten oder ob es Pfarrerinnen gibt. Diese werden in den Gemeinden der SELK nicht geweiht. Aber Frauen nehmen wichtige Funktionen in der Gemeinschaft ein. Wie Eva-Maria Schreyer, die mit ihrem Mann ebenfalls vor drei Jahren nach Weigersdorf gezogen ist. Sie kümmert sich um die Belange des Gemeindehauses und hat zum Beispiel die neuen Geräte für die Küche ausgesucht. „Wir haben hier Anschluss gesucht und in der Kirche gefunden“, sagt die junge Frau.

Der Stamm der Christlichen Pfadfinder, der sich immer mittwochs und donnerstags im Gemeindehaus trifft, kommt aus der ganzen Region von Niesky bis Guttau. Leiterin Selma kommt aus Reichwalde und kann gar nicht genau sagen, wie viele Mitglieder ihr Stamm eigentlich zählt. Für die Jugendlichen scheint die Theologie nicht an erster Stelle zu stehen. Sie freuen sich vor allem, dass ihr selbst gedrehtes Bewerbungsvideo angekommen ist. R+V Bezirksdirektor Ralf Wunderlich ist sich sicher, dass dieser originelle Beitrag zum Wettbewerb das Rennen bei der Jury gemacht hat. In dem Film geht das Klopfen mit einer ungeduldigen Pfadfinderin mit dem Kochlöffel gegen die Topfwand in das Besteckklappern der hungrigen Horde Kinder über, die der alte Herd zu lange warten lässt. Die Website der Versicherung betont, dass die Trinitatisgemeinde ausgesucht worden ist, weil sie in einer Gegend, in der die Jungen sonst fehlen, viele von ihnen versammelt. Dies gelingt nicht nur durch die rund 60 Kinder und Jugendlichen in den Pfadfindergruppen, auch ein Jugendkreis wird bei seinen Treffen von der Küche profitieren.

www.youtube.com/watch?v=OEbGIp73RRw