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Geschenktes Gemälde erweist sich als wertloser Druck

Eine Stadt schickt Freital ein vermeintlich wertvolles Aquarell. Doch beim Auspacken gibt es eine Überraschung.

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© Thomas Lehmann

Von Tobias Winzer

Freital. Eigentlich ist der Direktor der Städtischen Kunstsammlungen auf Schloss Burgk, Rolf Günther, dankbar über jedes geschenkte Gemälde – zumal, wenn es sich um einen namhaften Künstler handelt. Doch die jüngste Schenkung für das Museum sorgte dort eher für wenig Freude, dafür aber für umso mehr Verwunderung.

Ein vermeintliches Aquarell von ihm sorgte nun in der Stadt für Verwunderung.
Ein vermeintliches Aquarell von ihm sorgte nun in der Stadt für Verwunderung. © Stadtverwaltung Freital

Die Stadt Geisingen in Baden-Württemberg hatte zum Jahresanfang beschlossen, der Stadt Freital ein Aquarell des Künstlers Gottfried Bammes zu schenken. Bammes wurde 1920 in Potschappel als Sohn eines Lehrers geboren. 1949 gründete er den ersten Laienkunstzirkel der damaligen DDR im Eisenhammerwerk Dölzschen, 1950 im Edelstahlwerk Freital und war dort jahrelang künstlerisch tätig. Ab 1960 lehrte er als Professor für Künstleranatomie an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seine Lehr- und Handbücher sind Standardwerke der Künstleranatomie. 1965 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Freital. 2004 verlieh ihm die Stadt das Ehrenbürgerrecht. Bammes starb 2007. Das Aquarell, das eine Wald- und Wiesenlandschaft zeigt, so dachten sich die Geisingener, sei deshalb besser in Freital aufgehoben.

Am 3. Mai dieses Jahres beschloss der Stadtrat, die Schenkung anzunehmen. Der Stadtrat ist rein formal zuständig für Schenkungen, weswegen dieser Beschluss notwendig war. Die Stadtverwaltung fertigte danach einen Schenkungsvertrag aus, welcher von der Stadtverwaltung in Geisingen gegengezeichnet wurde. „Das Bild traf dann wenige Zeit später per Post in Freital ein“, wie Rathaussprecher Matthias Weigel mitteilt. „Der Inhalt sorgte allerdings in den Städtischen Sammlungen auf Schloss Burgk für eine Überraschung.“ Direktor Günther musste schnell erkennen, dass es sich bei dem vermeintlichen Aquarell lediglich um einen verblassten Druck ohne größeren Wert handelt. „Die Stadtverwaltung wird den Finanz- und Verwaltungsausschuss am 23. August über den Sachverhalt informieren. Auch ein Brief an die Stadt Geisingen ist in Vorbereitung“, so Weigel.

Dieser wird aber keineswegs bissig ausfallen. Im Rathaus geht man davon aus, dass es sich bei der wertlosen Schenkung um ein Versehen der Geisingener handelt. „Freital ist der Stadt Geisingen dennoch dankbar, dass sie beim Namen Bammes an den Geburtsort des Künstlers gedacht hat und das vermeintliche Werk aus der Feder des Malers als Schenkung zur Verfügung stellen wollte“, so Weigel. Freital werde dies in dem Brief auch noch einmal gegenüber der Stadt Geisingen zum Ausdruck bringen.

Was genau mit dem Druck nun passieren soll, ist ungewiss. Er werde nicht nach Geisingen zurückgeschickt und auch nicht vernichtet, so Weigel. Voraussichtlich soll er in den Städtischen Kunstsammlungen aufbewahrt werden. Wenn der Stadtrat am 23. August über die Umstände der Schenkung informiert wird, können auch sie Vorschläge machen. Vielleicht erfüllt das falsche Aquarell ja seinen Zweck in irgendeinem Rathausbüro?