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Geschichte auf Rädern

Die Zuverlässigkeitsfahrt der Ottendorfer Oldtimerfreunde lockte 120 Teilnehmer – mit teils besonderen Gefährten.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Ottendorf-Okrilla. Darauf können sich die Oldtimerfreunde verlassen: Ihre Zuverlässigkeitsfahrt ist für Oldtimerfreunde in Sachsen und Brandenburg ein Höhepunkt im Jahr. Und die Teilnehmer brachten natürlich ihre Fans mit. Der Andrang war groß. Und jede Menge Schaulustige säumten die Straßen. Und da gab es allerhand zu sehen. Denn die Radeberger Straße in Ottendorf-Okrilla war blumengeschmückt. Die Oldtimerfreunde staunten nicht schlecht.

Bilder von der Oldtimer-Zuverlässigkeitsfahrt

Am Sonnabend organisierte der Heimatverein der Gemeinde ein Straßenfest der besonderen Art. Hunderte kleine und große Blumentöpfe mit zum Teil exotischen Gewächsen standen aufgereiht auf dem Bürgersteig. Eine Augenweide! Den Teilnehmern der Zuverlässigkeitsfahrt erschien das als eine zusammenhängende Veranstaltung. Manche jubelten vor Freude über so viel Herzlichkeit. Und diesmal konnten sich die Ottendorfer Automobilfreunde über reges Interesse freuen. Gefahren wurden zwei Strecken. Hundert Kilometer maß die große Strecke, 55 Kilometer die kleine. Um die 120 Starter hatten sich eingetragen. Zwischenzeitlich standen die Teilnehmer Schlange. Und dabei gab es viele freudige Begrüßungen.

Besonderer Gast

Bernd Fehrmann aus Dresden gehört schon seit vielen Jahren zu den besonderen Gästen der Zuverlässigkeitsfahrt. Sein Protos C1 ist nämlich ein Blickfang. Weil er Deutsche Automobilgeschichte erlebbar macht. Dieser edle Wagen ist höchst selten zu sehen. Grund: Dieses Protos-Modell ist nur 6 000-mal gebaut worden. In der automobilen Weltgeschichte hat die 1898 gegründete Firma Protos ebenfalls Furore gemacht. Die Berliner Autobauer nahmen an einer Weltreise teil. Die führte 1908 von New York nach Paris. Kanada, Alaska, China, die Mongolei, Sibirien und Russland waren zu durchqueren. Oberleutnant Hans Koeppen erreichte als erster das Ziel in Paris. Leider hatte er Alaska ausgelassen. Deshalb wurde ihm nur Platz zwei zuerkannt.

Diese Geschichte wird immer wieder gern erzählt. „Ich habe den Wagen von meinem Chef übernommen. Der musste ihn altershalber in gute Hände abgeben. Seine Wahl fiel auf mich“, sagt Bernd Fehrmann. Wie hält man so ein einzigartiges Gefährt fahrbereit? Bernd Fehrmann ist vom Fach. Und er hat Freude an den damit verbundenen Herausforderungen. Wenn er vorn fertig ist, geht’s hinten wieder los. Ersatzteile sind schwer zu kriegen.

Isetta sorgt für Aufsehen

Großes Aufsehen erregte gestern eine BMW Isetta. 1956 lief dieser Wagen in den Bayrischen Motorenwerken vom Band. Ein Modell landete bei Irene Wünsche in Radeburg. Der Volksmund gab diesem Modell den liebevollen Beinamen Knutschkugel. In jedem Fahrzeug steckt eine Geschichte.

Bis die Startflagge hochging, gab es interessante Erzählungen. Auch Helmut Noack ist wieder mit seinem Dixi DA 1 aus dem brandenburgischen Tettau angereist. Er ist hier ein alter Bekannter. Die Ausfahrt nimmt ihren Lauf. Ein Schmuckstück ist der BMW von Olaf Stallmach. Für die Zuverlässigkeitsfahrt ist der Wagen extra poliert worden. Wer gestern in der Ottendorfer Kühnmühle von Modell zu Modell schlenderte, dürfte sich wie in einem Museum gefühlt haben. Ein sehr Lebendiges. Denn nach der Registrierung folgte die Fahrerbesprechung. Dabei wurden die Besonderheiten der Strecke vorgestellt.

Duftnote von Zweitaktern

Wenig später ging es an den Start. Motoren drehen auf, die Luft war benzingeschwängert. Auch Zweitakter trugen mit Klangbild und Duftnote dazu bei. Gestartet wurde einzeln. Doch bevor die Flagge für den Teilnehmer hochgeht, bekommen die Zuschauer noch eine Fahrzeugvorstellung von Hans Uwe Walter. Ja, dieser Mann ist ein wandelndes Fahrzeuglexikon. Zu jedem Automobil weiß er Interessantes zu erzählen. Das war beieindruckend, weil die Zuhörer ein Gefühl für die Aufschwünge und Abschwünge im Fahrzeugbau bekamen. Hervorragende Fahrzeug-Designer und Konstrukteure lösten damals viele technische Probleme. Doch nicht immer waren sie die perfekten Kaufleute. Fest steht: Auch die gestrige Zuverlässigkeitsfahrt hat gezeigt, welchen enormen Stellenwert die Oldtimerfreunde Ottendorf-Okrilla der gesamten Region verleihen. Dafür haben sie Applaus verdient.