Merken

Geschichten unter dem Apfelbaum

Steffen Pahl und seine Tochter Lisa-Maria aus Braunsdorf haben ein Kinderbuch geschrieben. Das fand sofort einen Verlag.

Teilen
Folgen
NEU!
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Hauke Heuer

Wilsdruff. Das gemeinsame Lesen und Vorlesen von Kinderbüchern gehört für viele Eltern und Kinder zur absoluten Lieblingsbeschäftigung. Die Gedanken können auf Reisen gehen und die Kinder lernen in Geschichten etwas über das Leben und dessen Unwägbarkeiten. Steffen Pahl und seine Tochter Lisa-Maria aus Braunsdorf war das auf Dauer nicht genug. Nach Jahren des gemeinsamen Lesens haben sie einfach ein eigenes Kinderbuch verfasst und einen Verlag gefunden, der es auf den Markt bringt.

„Auf dem Bauernhof steht ein großer, alter Apfelbaum. An heißen Sommertagen suchen alle Tiere des Bauernhofes in seinem Schatten ein wenig Abkühlung. ‚Bitte erzähle uns eine Geschichte‘, sagt das Schaf Johannes und der Baum fängt an zu erzählen ...“ Mit diesen Sätzen beginnt „Geschichten unter dem Apfelbaum“, das Buch ist jüngst im Wismarer Persimplex Verlag erschienen. Pahl und seine Tochter erschaffen darin mit kleinen fantasievollen Geschichten eine kleine traumhafte Kinderwelt, bevölkert von zahlreichen Tieren eines Bauernhofes, die gemeinsam viele lustige und lehrreiche Geschichten erleben und meistern.

„Meine Tochter hat schon immer Mätzchen veranstaltet und eine blühende Fantasie“, berichtet der Dachdeckermeister. Er selber sei schon immer an kreativer Arbeit interessiert, habe dies jedoch bisher kaum in die Tat umgesetzt. Das Buch sei vielmehr ein Zufallsprodukt und eine Veröffentlichung nicht von Anfang an geplant gewesen, so Pahl. „Wir saßen einfach immer wieder im Wohnzimmer und haben uns die Gedanken durch den Kopf schießen lassen. Lisa-Maria hat alles aufgeschrieben“, beschreibt er den gemeinsamen Arbeitsprozess, in dem das Kinderbuch entstand.

Doch die Pahls beschränkten sich nicht nur auf das Texten. Die Geschichten wurden mit lustigen Zeichnungen und Aquarellen illustriert, die so aussehen, als wären sie von Kinderhand geschaffen. Frösche, Ziegen, Vögel, Katzen und Schafe, gezeichnet mit Buntstiften und Aquarellfarben, zieren fast jede der rund 40 für ein Kinderbuch relativ eng bedruckten Seiten. Die Mitarbeiter des Verlages hätten kurz überlegt, die Zeichnungen durch professionell gestaltete zu ersetzen. Letztlich habe man sich jedoch für die kindlich-naiven Motive entschieden, so Pahl.

Das Gesamtergebnis der kreativen Arbeit, die rund ein Jahr in Anspruch nahm, kann sich in jedem Fall sehen lassen. Das erkannten auch die Mitarbeiter des kleinen Verlages, der das Buch nun druckte. Stolz zeigt Pahl den Brief, in dem sich die Verlagsleitung für die Einsendung des Manuskriptes bedankt und ankündigt, das Kinderbuch veröffentlichen zu wollen.

Zu Testzwecken hatten die Mitarbeiter das Buch sogar vor einem Kindergartenpublikum vorgelesen. Die Resonanz der Kleinen auf die einfachen, kindgerechten Texte sei überwältigend gewesen. „Dass wir gleich beim ersten Versuch eine positive Rückmeldung bekommen und das Buch gedruckt wird, hätten wir wirklich nicht erwartet“, wundert sich Pahl noch heute über sein Glück. Insbesondere seine Tochter, die gerade Prüfungen in der Schule zu absolvieren hatte und deshalb nicht an dem Gespräch teilnehmen konnte, habe sich riesig gefreut.

Ob sich Lisa-Maria auf ihrem weiteren Lebensweg wieder mal als Autorin verdingen will, kann der Vater nicht sagen. „Sie hat auf jeden Fall etwas im Kopf und soll ihre eigenen Entscheidungen treffen. Ich mische mich da nicht ein“, stellt er klar. Theoretisch könnten die beiden jedoch schon vor Lisa-Marias Abitur in zwei Jahren weitere Geschichten veröffentlichen. Das nächste Kinderbuch sei bereits so gut wie fertig. Allerdings fehle im Moment die Zeit, um es fertigzustellen, erklärt der Vater.

Auf die Frage nach seiner Lieblingsstelle in „Geschichten unter dem Apfelbaum“ muss Pahl nicht lange überlegen. „In der Geschichte ‚Das Insektenhotel‘ geht es um eine Hummel, die zu dick ist, um ihre Wohnung im neuen Insektenhotel, das der Bauer extra aufgestellt hat, zu beziehen. Nach einigem Hin und Her und mehreren erfolglosen Versuchen hilft der Specht nach und pocht mit seinem Schnabel ein neues großes Loch in das Holz, in das sogar die Hummel passt. Am Ende feiern alle bis tief in die Nacht“, erzählt Pahl und muss lachen. Seiner Meinung nach würden die Geschichten so gut funktionieren, weil sie nicht nur Kinder ansprechen, sondern auch die Erwachsenen in der Rolle des Vorlesers zum Schmunzeln bringen.

Geschichten unter dem Apfelbaum; 16,20 Euro; Persimplex Verlag; ISBN: 978-3-86440-182-4