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Gestört und gar nicht geil

Die laute Musik aus dem Welwel hat Anwohner um den Schlaf gebracht. Der Veranstalter wirbt um Verständnis.

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Von Jens Hoyer

Döbeln. In der Nacht zum Sonntag hat Thomas Röber in Sörmitz zum Telefon gegriffen und bei der Polizei angerufen. „Wir waren nicht die ersten, das hat man gemerkt“, erzählt er. Der Grund dröhnte von draußen durch die geschlossenen Fenster. Im WelWel, 200 Meter Luftlinie entfernt auf der anderen Seite der Mulde, spielten „Gestört aber Geil“ und andere DJs. „Wir haben im Bett gesessen“, sagte Röber. Eigentlich sei er nicht so empfindlich, auch moderne Musik mag er. „Wir hören immer den Sender Sunshine live. Aber wenn man Sonntagmorgen bis um 4 Uhr nicht zur Ruhe kommt... Die Polizei sagte, sie kann nichts machen, es ist eine Veranstaltung.“ Sieben Minuten vor 4 Uhr sei es still geworden. „Meine Frau hat mich gefragt, ob wir gleich frühstücken“, sagte Röber. Mit dem WelWel habe er eigentlich keine Probleme, betonte er. „Wir beschweren uns sonst nicht. Meistens ist um 1 Uhr Schluss. Dagegen gibt es keine Einwände.“

Am Montagmorgen war Röber gleich ins Rathaus gegangen. Mit Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer habe er sprechen können. „Er hat gesagt, er will sich darum kümmern“, sagte Röber. Gegenüber dem Döbelner Anzeiger gab die Stadtverwaltung auf Anfrage keine Antwort. „Wir äußern uns vorläufig nicht dazu“, sagte Stadtsprecher Thomas Mettcher. Warum nicht, ließ er offen.

Thorsten Hartwig, Geschäftsführer des WelWel, ist sich des Spagats bewusst, der bei solchen Veranstaltungen vollführt wird. „Ich kann die Beschwerden der Leute in Sörmitz und an der Roßweiner Straße nachvollziehen. Wenn wir aber nicht wollen, dass in Döbeln die Lichter ausgehen, müssen wir der Jugend auch mal so etwas anbieten. Alle wollen, dass es vorwärts geht. Und dann kommt ein Aber. Das ärgert mich“, sagte er.

Mehr als 1500 junge Leute waren zum Konzert der angesagten Band gekommen. Das WelWel ist die einzige Halle weit und breit, die so ein großes Publikum aufnehmen kann. „Wir können sagen, wir lassen es ganz bleiben, oder aber, wir können das zweimal im Jahr aushalten“, sagte Hartwig. Die Gewohnheiten der Jugend sei eine andere, da sei nicht schon um 24 Uhr Schluss. „Gestört aber Geil hat kurz vor Mitternacht erst angefangen. Die wollte eigentlich noch später, hatte aber noch einen anderen Auftritt in Chemnitz“, sagte Hartwig. Ein anderer Fall, wo es ähnlich lange ging, sei der Abi-Ball des Lessing-Gymnasiums im Sommer gewesen.

Eric Deutsch war der Veranstalter des Konzerts: „Ich war schon im September auf dem Ordnungsamt und habe gefragt, ob wir eine Genehmigung brauchen“, sagte er. Brauchte er nicht, das WelWel darf bis zu acht größere Events im Jahr ausrichten. Dass die leichte Mehrzweckhalle in Bezug auf die Schalldichtheit ein Kompromiss darstellt, ist dem Döbelner bewusst. „Wir mussten auch die Eingangstüre offen lassen, damit die Leute raus und rein können“, so Deutsch. Auch er hofft auf das Verständnis der Anwohner, denn das Konzert am Wochenende ist eigentlich als Auftakt für weitere Veranstaltungen in den nächsten Jahren gedacht. „Wir haben einen guten Grundstein gelegt und es ist ja nicht so, dass es alle vier Wochen im WelWel so etwas gibt“, sagte Deutsch. „Uns ging es darum, dass kontinuierlich etwas für die Jugend gemacht wird. Wir wollen, dass die jungen Leute auch mal in Döbeln ausgehen können. Wir können nur hoffen, dass die Anwohner es akzeptieren, dass es ein Mal im Jahr ein bisschen lauter wird.“

Es war lange ruhig um Veranstaltungen im WelWel. Vor mehr als zehn Jahren hatten sich Bewohner von Sörmitz beschwert. Damals sei für viel Geld ein Lärmschutzgutachten erstellt worden, sagte Geschäftsführer Hartwig. Die Grenzwerte seien eingehalten worden. Das subjektive Empfinden, was Lärm ist, könne allerdings ein anderes sein, gab er zu.