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Getränke-Revolution im Kreistag

Seit Jahren stehen auf den Tischen der Bautzener Kreisräte Getränke aus Oppach. Jetzt stört sich ein CDU-Abgeordneter plötzlich an einem Etikett.

Von Tilo Berger
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Umstritten: die Cariba Cola aus dem Hause Oppacher.
Umstritten: die Cariba Cola aus dem Hause Oppacher. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Die letzte Sitzung des Bautzener Kreistages im Jahr 2018 war fast vorbei, die Uhren zeigten mittlerweile die 21. Stunde des Tages. Da meldete sich kurz vor Schluss noch der CDU-Abgeordnete Maik Förster zu Wort. Und warf einen Satz in den Raum, der die hier und da langsam greifbare Müdigkeit mit einem Mal verscheuchte. „Wie lange“, fragte Förster, „müssen wir uns in diesem Saal noch das Bild eines Massenmörders anschauen?“ Alle horchten auf und schauten sich um. Wo hing hier das Bild eines Massenmörders?

Es hing nicht, es klebte. Und zwar auf jeder Flasche Cola von den Oppacher Mineralquellen. Das koffeinhaltige Erfrischungsgetränk aus Oppach heißt „Cariba Cola“ und zeigt das Konterfei von Ernesto Rafael Guevara de la Serna. Als Che Guevara ging er in die lateinamerikanische Geschichte ein. Guevara, geboren 1928 in Argentinien, gehörte neben Fidel Castro zu den bekanntesten Anführern der kubanischen Revolution. Er war aber auch Arzt und Verfasser von mehrfach verfilmten Reisetagebüchern. Später versuchte er sich als Revolutionär im Kongo und in Bolivien, wo er 1967 hingerichtet wurde. Die einen verehren ihn als romantischen Volkshelden, die anderen machen ihn für politische Unterdrückung und die Exekution politischer Gegner verantwortlich.

Wie auch immer: Bis zur letzten Kreistagssitzung hat sich daran niemand gestört. Landrat Michael Harig wusste nach dem Einwurf seines Parteifreundes gleich gar nicht, was er sagen sollte. Er verwies auf die langjährige Partnerschaft mit Oppacher. Der SZ sagte er später: „Wir haben die Meinungsäußerung zur Kenntnis genommen. Änderungen sind nicht geplant.“

Maik Förster, der in Oberlichtenau bei Kamenz ein Bibelland und ein evangelisches Reisebüro betreibt, muss also weiter mit dem Bild von Che Guevara leben. Denn er bleibt auf dem Etikett, und die Cola wird auch nicht aus dem Sitzungssaal verbannt. Oppacher-Sprecher Norbert Rogge antwortete mit einer Gegenfrage: „Ist dem Bautzener CDU-Abgeordneten denn bekannt, dass selbst die Junge Union Che Guevara in Berlin schon zu Werbezwecken eingesetzt hat?“ In der Tat verschickte 2003 die CDU-Nachwuchsorganisation in Berlin-Reinickendorf 2 500 Postkarten mit dem Bild des linken Revolutionärs. Auf seinem Barett prangte die Abkürzung „JU“ und auf dem T-Shirt die Aufforderung „Engagiert euch!“