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Gewerbegebiete gut gefüllt

Neuansiedlungen sind kurzfristig nur schwer möglich. Und unter anderem abhängig vom Verlauf der künftigen S84.

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Wieder ein Zugang. Im Gewerbegebiet EWS Neusörnewitz entsteht der nächste Neubau direkt an der Försterstraße – für die Handwerksbäckerei Claus, mit Backshop und Café. Bald soll Richtfest sein.
Wieder ein Zugang. Im Gewerbegebiet EWS Neusörnewitz entsteht der nächste Neubau direkt an der Försterstraße – für die Handwerksbäckerei Claus, mit Backshop und Café. Bald soll Richtfest sein. © Arvid Müller

Von Peggy Zill und Ines Scholze-Luft

Coswig. Ich habe eine kleine Metallbaufirma und will mich in Coswig ansiedeln. Um nicht erst selbst lange zu suchen, im Internet rumzusurfen oder Immobilienmakler abzuklappern, wähle ich den Weg zum städtischen Wirtschaftsförderer. Kann Osman Nasr helfen? Der bekennt ohne Umschweife, dass bestimmte Flächengrößen momentan kurzfristig nicht verfügbar sind. Was mich mit meinem Unternehmen – ich brauche um die 2 000 Quadratmeter – betreffen würde. Denn so sieht es in den vier Gewerbegebieten der Stadt aus.

An der Industriestraße hängt viel von der Zukunft der Brachen ab

Das flächenmäßig größte Gewerbegebiet der Stadt verfügt über eine Nettobaufläche von 773 000 Quadratmeter, 50 000 Quadratmeter sind noch frei. Alles in Händen privater Eigentümer, zu denen die Stadt Kontakt hat, sagt Osman Nasr. Schon wegen des Baus der Industriestraße hat sie mit ihnen gesprochen, Lösungen für die Erreichbarkeit während der Bauphase gesucht.

Zwei Betriebe fallen bei der Flächensuche besonders ins Auge: Die ehemalige Tapetenfabrik – die in der Region ansässigen Eigentümer investierten in neue Fenster und Heizung – mit Platz zum Vermieten. Beispielsweise sind im Internet rund 600 renovierungsbedürftige Quadratmeter für drei Euro pro Quadratmeter im Angebot. Von 19 800 Quadratmetern Gewerbe- und Büroeinheiten werden 7 000 Quadratmeter für Produktion und Lager offeriert.

Noch etwas mehr sind es beim früheren Lederwerk: 8 726 Quadratmeter. Das Gebäude vorn an der Industriestraße, im Besitz einer Gesellschaft aus Berlin, wird von ihr angeboten. Bisher ohne Ergebnis.

Ein großes Fragezeichen ergibt sich durch die künftige S84, welche die Industriestraße in Höhe der Straße Am Baggerteich queren soll. Nur wie – das weiß bisher keiner ganz genau. Der Planfeststellungsbeschluss lässt auf sich warten. Ist er da, wolle man mit den Grundstückseigentümern Wege finden, um die Flächen anzubieten, sagt Osman Nasr.

In Kötitz besitzt die Sachsenwelle den Großteil der freien Fläche

74 000 Quadratmeter sind noch verfügbar – etwa ein Fünftel der Nettobaufläche – im Industrie- und Gewerbegebiet Coswig-Kötitz. Der größte Teil davon: das Areal der Sachsenwelle. Zu welchem Preis es angeboten wird, kann Osman Nasr nicht sagen. Aber wenn sich Interessenten bei ihm melden, stellt er den Kontakt zum Eigentümer in Berlin her. Geeignet ist das Gebiet vor allem bei Bedarf an größeren Grundstücken zwischen 4 000 und 50 000 Quadratmetern, so für Produktion und Logistik. Pluspunkte: die nahe S 84, die Zufahrt über die neue Nacke-Straße, das geklärte Planungsrecht. Wegen der Elblage kommen sogar Anfragen fürs Wohnen. Doch vorgesehen ist hier nur Gewerbeansiedlung.

Die Südstraße als kleinstes Gebiet ist ausverkauft

Der Stadtrat billigte kürzlich den Verkauf der letzten 4 000 Quadratmeter von insgesamt rund 70 000 – die Südstraße ist das kleinste der vier Gewerbegebiete. Momentan ist keine Erweiterung vorgesehen, sagt Osman Nasr. Jedoch gäbe es möglicherweise mal Chancen auf dem Gelände des Wasserwerks Brockwitz-Rödern, was sich aber nicht in Stadteigentum befindet.

Im EWS-Gelände ist inzwischen fast alles ausgelastet

Nur im Gewerbegebiet Neusörnewitz – 310 000 Quadratmeter gesamt, 22 000 noch verfügbar – hat die Stadt derzeit direkten Einfluss auf Ansiedlungen. Doch im Fall der 2 000 Quadratmeter für meinen Metallbaubetrieb hilft selbst das nicht. Die Flächenzuschnitte lassen als kleinstes Areal 10 000 Quadratmeter zu. Im Coswiger Teil kostet der Quadratmeter 20 Euro, im Weinböhlaer, inklusive Erschließung, 23 Euro.

Die Stadt bemüht sich um weitere Flächen, sagt der Wirtschaftsförderer. Durch Kontakt zu privaten Eigentümern und Vorschläge zum Ausweisen neuer Flächen wie in Neusörnewitz hinter Alho.

Im Vorentwurf des neuen Flächennutzungsplanes sind neun Hektar als neue Gewerbeflächen ausgewiesen. Derzeit hat die Stadt bereits 180 Hektar. Das ist theoretisch sehr viel. Allerdings sind auf diesen Flächen wenige Arbeitsplätze. Auf einen Hektar kommen nur rund 32 Arbeiter.

„Im Moment haben wir aber kaum größere Flächen für größere Industrieansiedlungen, weil die Brachen nicht saniert sind“, sagt Bauamtschef Wolfgang Weimann. Ziel sollte es ihm zufolge sein, alte Standorte zu nutzen, damit die Brachen verschwinden. Diese blockieren im Moment noch eine Fläche von 18,6 Hektar. Langfristige Vorgabe ist laut Flächennutzungsplan die Ansiedlung emissionsarmer hochwertiger Produktionsstätten an innerstädtischen Standorten. Dafür sind jedoch gewaltige Investitionen nötig. Das kann sich lohnen, wie das Beispiel EWS beweist.

Geprüft wurde, ob die vorhandenen Flächen erweitert werden können. Da die meisten Gebiete aber innerstädtisch liegen, ist das nicht möglich, wegen der angrenzenden Bebauung, weil Elbe oder Wald zu nah sind oder es sich um Überschwemmungsgebiete handelt.

Mehr Flächen sind nach den Worten des Bauamtsleiters jedoch dringend nötig, um kurzfristig Bauflächen für Neuansiedlungen anbieten zu können und somit der Stellung als Mittelzentrum gerecht zu werden.