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Gezielte Hilfe für Demenzkranke

Die Fachklinik Hochweitzschen plant eine separate Station für schwer Erkrankte. Sie braucht Geld vom Bund.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Hochweitzschen. Das Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen möchte eine gesonderte Station für schwer Demenzkranke einrichten. Ohne Fördergeld lässt sich solch ein Vorhaben jedoch nicht in die Tat umsetzen. „Wir haben am Montag einen Antrag beim Bund für Geld aus dem Innovationsfonds eingereicht“, erzählte der Betriebsdirektor Sebastian Lange am Mittwoch in Hochweitzschen. Ziel dieses Innovationsfonds ist, per Definition des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), „eine qualitative Weiterentwicklung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland“.

Mit der geschlossenen Demenzstation würde in Hochweitzschen ein Pilotprojekt starten. Das Anliegen ist die bessere Betreuung der Betroffenen. „Wir planen mit zehn Plätzen. Auf zwei Patienten käme eine Pflegefachkraft. Ein Arzt wäre für diese zehn Betroffenen zuständig“, erklärte Lange. Ergänzt werden solle das Angebot durch Ergo- und Physiotherapien. „Geschlossene Station heißt, dass sie so abgesichert ist, dass die Personen nicht weglaufen können. Aber es ist zum Beispiel auch ein Garten vorgesehen, in dem sie sich innerhalb des geschützten Bereiches frei bewegen können“, sagte er.

Geht es nach der Klinikleitung, sollen am 1. Juli 2017 die ersten Patienten auf dieser neuen Station aufgenommen und von speziellen Therapieformen profitieren werden können. „Wir würden uns freuen, wenn wir bis zum dritten Quartal einen positiven Bescheid vom GBA bekommen würden“, sagte der Betriebsdirektor. Denn ohne das Geld vom Bund wäre das Projekt, dessen Laufzeit für zunächst drei Jahre vorgesehen sei, nicht machbar. Die Summe der Mehrkosten, die aufgrund des erhöhten Betreuungsbedarfs der schwer Demenzkranken entstehen würden, kann und möchte Sebastian Lange nicht verraten. Nur soviel: Es geht um Millionen.

Am Mittwoch war unter anderem die mittelsächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann bei Gesprächen in Hochweitzschen zu Gast. Sie signalisierte, sich für das Vorhaben im Rahmen ihrer Möglichkeiten einzusetzen.

Der theologische Direktor Michael Veihelmann machte auf den zunehmenden Ärztemangel aufmerksam: „Es ist fast unmöglich, deutschsprachige, geeignete Fachärzte in den ländlichen Raum zu locken. Junge Ärzte wollen an die Unikliniken nach Dresden oder Leipzig.“

Veronika Bellmann erzählte ihm von einem speziellen Stipendium, für das sich Veihelmann sofort begeisterte: „Nach dem Physikum bekommen die Studenten ein Darlehen. Sie verpflichten sich damit, mindestens für drei Jahre an einem Standort zu bleiben.“ Die Göltzschtalklinik in Rodewisch habe mit diesem Konzept gute Erfahrungen gemacht. „Von Zehn sind Acht geblieben. Die anderen mussten das Geld zurückzahlen“, sagte Veronika Bellmann. Die Finanzierung erfolge allerdings über den Klinikträger. „Die Kosten sind mit etwa 10 000 pro Jahr und Person aber überschaubar“, meint sie. Das sieht auch der ärztliche Direktor der Klinik, Dr. Rudolf Lehle, so. „Wir zahlen die Facharztausbildung ja jetzt schon komplett selber“, sagte er.

Der Nervenarzt erzählte, was er sich für die Zukunft – außer dem positiven Fördermittelbescheid für die Demenzstation – noch wünscht: „Wir haben noch verschiedene Gebäude ohne Nutzung auf dem Gelände. Unser Ziel ist, chronisch mehrfach Drogenkranke bei uns unterzubringen.“ Zudem solle das Angebot der Traumatherapie weiterentwickelt werden. „Eine Traumatherapeutin gibt es schon, eine weitere soll angestellt werden“, sagte Lehle.

Als Erfolg bewertet er das Projekt „Zwischenstopp“ in Bockelwitz. „Es ist im Juni erfolgreich angelaufen. Neun Patienten können dort die Zeit zwischen Klinikaufenthalt und Reha überbrücken“, sagte er. Jeweils sechs Monate werde das Projekt vom sächsischen Sozialministerium und vom Landkreis Mittelsachsen finanziert.