Von Carina Brestrich
Königstein. Lange Zeit kamen im Königsteiner Stadtrat immer dieselben Fragen: Was wird aus der Ruine in der Goethestraße Nummer 1? Wie steht es um die Schandflecke in der Pirnaer Straße? Und was wird aus dem Deutschen Haus? Der Eindruck, an den maroden Häusern in der Innenstadt tut sich nichts, hält sich. Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) will das ändern. Etwas mehr als ein Jahr im Amt, hat er schon zu etlichen Eigentümern von Königsteins Bröckelimmobilien Kontakt aufgenommen.
Diese Gebäude fallen auf
Wie überall ist es auch in Königstein: Weil viele Gebäude in Privatbesitz sind, kann die Stadt nur in begrenztem Maße etwas gegen die grauen Fassaden tun. Tobias Kummer setzt deshalb vor allem auf das Gespräch. „Die meisten wohnen nicht in der Region, haben keinen Bezug zur Stadt“, sagt Tobias Kummer. Dass sie an ihren Gebäuden nichts machen, habe viele Gründe: Manche haben sich verspekuliert. Anderen fehle das Interesse, die Ideen oder gar das Wissen, wo es Hilfe in Sachen Fördermitteln gebe. „Die Umstände, über die manche zu den Gebäuden gekommen sind, sind mitunter sehr verworren.“
Kummer selbst ist ein Verfechter des Denkmalschutzes. Zu viele historische Gemäuer seien im Stadtgebiet in den vergangenen Jahren abgerissen worden. So stellt er sich auch gegen einen Abriss der viel diskutierten Ruine in der Goethestraße 1. Diese wollte der Eigentümer ursprünglich dem Erdboden gleich machen, nachdem viele Jahre nichts an dem Gebäude passiert war. Der Denkmalschutz stellte sich quer, genehmigte nur einen Teilabriss. Kummer begrüßt die Entscheidung. Gebäude wie dieses seien für die Profilierung einer Stadt wichtig. „Das, was wir hier haben, gibt es nirgendwo anders in der Sächsischen Schweiz“, sagt Kummer. Das bescheinigt auch der Denkmalschutz. Während Pirna die Stadt der Renaissance ist, ist Königstein die des frühen und mittleren 19. Jahrhunderts. Alle wichtigen Häuser in der Stadt stammen aus dieser Zeit: die Kirche, das Rathaus, die Schulen und viele andere. Diese historische Bausubstanz gilt es, nicht nur zu schützen, sondern auch, sich zunutze machen, sagt Kummer.
Doch dafür braucht es auch eine Richtung. Die sieht Bürgermeister Kummer bislang nicht. „Es fehlt an einer Linie. Die Frage ist, in welche Richtung sich Königstein entwickeln soll“, sagt Kummer. Zusammen mit den Einwohnern, dem Stadtrat und Fachleuten will er dies herausfinden. Eine Arbeitsgemeinschaft gibt es bereits.
So auch erste Hoffnungsschimmer. Die Goethestraße Nummer 4 ist seit Kurzem eingerüstet. Der Wirt vom Amtshof will in dem Gebäude Unterkünfte für seine Gäste schaffen. Und auch für die Baulücke einige Häuser weiter gab es bereits einen Plan: „Der ist allerdings an den Vorgaben gescheitert“, sagt er. Gefordert ist eine Lückenbebauung, die an die benachbarten Häuser angrenzt und nicht für sich steht.
Dass Investoren kein Interesse an den grauen Fassaden hätten, kann das Stadtoberhaupt jedenfalls bestätigen. Anfragen gebe es durchaus: „Wichtig für Interessenten ist, dass die Häuser gesichert und trocken sind. Dann lässt sich mit der Substanz auch etwas anfangen.“ Bei vielen Häusern gebe es da noch Handlungsbedarf. Überhaupt ist die Zukunft vieler leerstehender Gebäude noch ungewiss: „Aber ein Kontakt, ein Aufeinanderzugehen, das ist ja schon mal ein Anfang.“