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Glashüttes vergessene Geschichte

Vor den Uhren mehrte der Bergbau den Wohlstand in der Stadt. Einer weiß, wie es genau war.

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Zwischen 1490 und 1874 verdiente Glashütte am Bergbau.
Zwischen 1490 und 1874 verdiente Glashütte am Bergbau. © Archiv/Rühtrich

Den Name Glashütte verbinden heute viele ausschließlich mit den Luxusuhren, die dort hergestellt werden. Dass die Kleinstadt an der Müglitz auf eine lange Bergbaugeschichte zurückblicken kann, wissen nur ganz wenige. Die Stadt Glashütte möchte das jetzt ändern. In der Altbergbaulandschaft Hirtenwiesen zwischen Glashütte und Cunnersdorf soll ein Lehrpfad entstehen. Planer Andreas Benthin stellte in der jüngsten Stadtratssitzung einen möglichen Wegeverlauf vor.

Demnach soll der Weg oberhalb der Grundschule am Ende der Schulstraße beginnen und auf einer Länge von 800 Meter durch die Bergbaulandschaft führen. Zu Beginn soll es einen Rastplatz geben, auf der man sich einem Überblick über dieses Gebiet verschaffen kann. Dort werden die Besucher unter anderem erfahren, dass die Glashütter Bergbaulandschaft insgesamt vier Quadratkilometer groß ist und 53 Zeugnisse, wie Stolln, Schächte oder Halden, umfasst. 14 dieser Zeugnisse werden vom künftigen Bergbaulehrpfad tangiert.

Der neue Lehrpfad verläuft ausschließlich auf Flurstücken, die der Stadt Glashütte gehören, so Benthin. Weil viele Besucher mit den zum Teil spärlichen Überresten wenig anfangen können, sollen Hinweisschilder aufgestellt werden, die das Objekt beschreiben. So sollen die Besucher mit einer Bergbaulandschaft vertraut machen, die ihre Blüte im 15. und 16. Jahrhundert hatte, so Benthin. Die Spuren der früheren Bergleute seien zum Glück nicht durch den Bergbau des 17. bis 20. Jahrhunderts beseitigt worden. Das mache es spannend.

Viel auf kurzer Distanz

Für die touristische Erschließung des Gebietes gibt zwei gute Gründe. Im Gegensatz zu den Bergbaulandschaften Treppenhäuser bei Sachsenburg oder Rammelsberg bei Freiberg sind die Hirtenwiesen gut mit Bus und Bahn zu erreichen, so Benthin. In wenigen Gehminuten erreicht man sie vom Marktplatz mit der Sankt-Wolfgang-Kirche und dem Rathaus. Zudem ist das Gebiet der Hirtenwiesen vergleichsweise klein. Hier erreichte man in wenigen hundert Metern alle Objekte, in Freiberg muss man dazu fünf Kilometer laufen, im Halsbrücker Bergbaulandschaft sogar acht Kilometer.

Um die Glashütter Bergbaulandschaft attraktiver zu gestalten, sollen zwei Schutzhütten entstehen, Dämme und Gräben erneuert werden. Zudem sollen interaktive Schauobjekte wie ein Wasserrad, ein Pochrad und eine Handhaspel installiert werden. Auch eine Schauimkerei und eine historisch nachempfundene Glashütte sollen entstehen. Im Stadtrat stießen die Pläne auf eine breite Zustimmung.

Die Abgeordneten folgten auch dem Vorschlag von Bürgermeister Markus Dreßler (CDU), dass der Bergbaulehrpfad nicht von der Stadt allein, sondern in Zusammenarbeit mit dem Glashütter Bergbauverein Hirtenwiesen geschaffen und unterhalten werden soll. Dazu hatte auch Benthin geraten. Denn der Verein habe anderes als viele andere Bergbauvereine sehr viele junge Menschen in seinen Reihen.

© SZ-Grafik Romy Thiel

In Benthins Konzeption wurde ein Flurstück, das dem Bergbauverein wichtig ist, nicht berücksichtigt. Dieses gehört zwar auch zur Bergbaulandschaft Hirtenwiesen, ist aber Teil einer Gartensparte. Einige Pächter sind auch Mitglied im Bergbauverein. In den vergangenen Jahren waren sie aber weniger als Gärtner hier aktiv, sondern als Bergleute. Es fanden Untertagearbeiten statt und es wurden Bergbauanlagen errichten. Da es in der Nachbarschaft zu Tagesbrüchen kam, führte das zu Spannungen zwischen dem Kleingartenvorstand und eben jenen Mitgliedern, die zugleich Mitglied im Bergbauverein sind. Weil der Streit nicht zu lösen war, musste sich die Stadt einschalten. Nach Rücksprache mit dem Oberbergamt in Freiberg untersagt das Rathaus dem Verein alle Untertage-Arbeiten. Zunächst sollte eine Konzeption zur weiteren Nutzung der Hirtenwiesen auf den Tisch. Dieses Papier liegt nun vor. Damit wolle man den Neuanfang starten, so Dreßler. Berücksichtigt werden auch Benthins Tipps, wie die Bergbaugeschichte Glashüttes auch Schülern vermittelt werden könnte. Hier könnten Kurse wie Steine erkunden, Imkerei für Jedermann oder Schauschmieden angeboten werden.

Hilfe von der Stadt Glashütte

Dreßler stellte dem Verein in Aussicht, dass sich die Stadt bemühen werde, das betreffende Flurstück beziehungsweise Teilstücke aus der Sparte herauszulösen. Dabei strebt die Stadt aber eine einvernehmliche Lösung an, versicherte Dreßler.

Zustimmung zu den Plänen gab es nicht nur von den Stadträten und aus der Bürgerschaft, sondern auch von einem der wichtigsten Anlieger, der Familie Gröger. Jens Gröger begrüßte die Konzeption, verlangte aber auch, dass die Anlieger an der Planung und Umsetzung beteiligt werden, um möglichst schnell auf sich anbahnende Konflikte hinweisen zu können.

Nach dem positiven Votum stellt der Stadtrat 35 000 Euro zur Verfügung, um die Vorschläge Benthins zu realisieren. Gemeinsam mit dem Verein werde prüfen, ob das Geld mit Fördermitteln veredelt werden kann, so Dreßler.

Nur noch Fragmente

Der Bergbau in Glashütte begann 1490. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde intensiv nach Erz gegraben. Als die Bergleute nichts mehr fanden, sind die meisten weitergezogen. 1874 wurde der Grubenbetrieb eingestellt.

Auf dem Gebiet der Hirtenwiesen gab es bereits einen Bergbaulehrpfad. Dieser wurde nach der Wende angelegt, besteht nur noch in Fragmenten. Hinweisschilder fehlen.

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