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Glockenfoto gesucht

Vor 15 Jahren wurde das historische Teil gestohlen. Jetzt will der Sportsstättenbetrieb die Wellenglocke wieder neu gießen lassen. Radebeuler sollen helfen.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Es ist etwas ganz Besonderes im Bilzbad Radebeul – das Ankündigen der bevorstehenden Wellen im oberen Becken. Der Bademeister zieht an einem Glockenschlegel und das Signal ertönt jeweils zur vollen Stunde.

Der absolute Renner im Bilzbad ist das obere Becken mit den Wellen. Stündlich werden sie seit 1912 und auch heute von einer besonderen Maschine erzeugt.
Der absolute Renner im Bilzbad ist das obere Becken mit den Wellen. Stündlich werden sie seit 1912 und auch heute von einer besonderen Maschine erzeugt. © Stadtarchiv Radebeul

Vor 15 Jahren, mitten im Badesommer, haben bislang Unbekannte jedoch die 30 Kilogramm schwere Glocke gestohlen. Metalldiebe wahrscheinlich, vermutete damals Badleiter Rolf Schachtschneider und ärgerte sich sehr über die Unverfrorenheit. Der Bademeister sagte damals: „Eigentlich kann damit keiner außer uns etwas anfangen.“ Die silberfarbene Glocke sei weder außergewöhnlich schön, außerdem fehle nach dem Diebstahl der Klöppel.

Auf das Startbimmeln zum Wellenvergnügen mussten damals wie heute die vielen Badgäste dennoch nicht verzichten. Es gibt noch eine Messingglocke als Ersatz. Die ist aber fast ein Museumsstück und wird natürlich jeden Abend weggeräumt. Außerdem ist sie wesentlich kleiner. Die verschwundene, 20 Zentimeter hohe Glocke war damals etwa 500 Mark wert. „Ich wäre froh, wenn sie wieder vor der Tür stehen würde“, appelliert Rolf Schachtschneider an die Langfinger.

Vergeblich, aufgetaucht ist das gute Stück seit 2001 nicht wieder. Titus Reime, einer der beiden Geschäftsführer des Radebeuler Sportstättenbetriebes Sbf GmbH, will es jedoch nicht auf sich beruhen lassen. Reime: Die Bilzbadglocke ist ein Stück Seele des Bades, die fehlt.“

Unverwechselbarer Klang

Bilzbadfreunde würden noch heute vom besonderen, unverwechselbaren Klang der Glocke schwärmen, wenn sie sich in die Wellen stürzen. Die Undosa Wellenmaschine, die Eduard Bilz 1911 auf der internationalen Hygieneausstellung in Dresden kaufte, wurde im Juni 1912 in Betrieb genommen. Dabei werden zwei Zahnradgetriebe angesteuert, welche mittels Pleul eine geradlinige Bewegung auf zwei Wippen in zwei Wellenkästen übertragen.

Die heute noch immer zur vollen Stunde angebotene Wellen-Attraktion wird eben durch das Glockensignal angekündigt und zeigt seine Beliebtheit im regen Zustrom aller Besucher. Eben diese Glocke soll, so die Hoffnung der Geschäftsführer, wiederhergestellt werden und damit auch ein Stück Badgeschichte zurückkehren.

Titus Reime: „Leider fehlt es an geeignetem Bildmaterial zur originalen Bilzbadglocke. Wir bitten alle Radebeuler in Ihren Fotos, alten Postkarten und Zeitungsausschnitten nach einem Bild der Glocke zu suchen. Die besten Einsendungen erhalten als Dankeschön jeweils Gutscheine zum freien Eintritt in unser Bilzbad.“

Natürlich würden sich die Badbetreiber ebenso über alle Bilddokumentationen zum Bilzbad freuen. Das Ziel sei es, immer mehr vom alten Charme des Bades wieder herzustellen. Reime: „Wenn wir geeignete Bildquellen der Glocke erhalten, wollen wir Geld sammeln und zusätzlich mit den Erlösen der Bilzprodukte eine neue Glocke nach altem Vorbild gießen und wieder zum Klingen bringen.“

Einer, der sich mit der Geschichte des Bilzbades gut auskennt, ist Stadtchronist und Autor vom Stadtlexikon Frank Andert. Auch er kann keine Glockenfotos auftreiben. Er erinnert sich aber noch an Abbildungen mit vielen Turngeräten im Bilzbadgelände. Frank Andert: „Diese Sportgeräte haben das Bild des Bades geprägt.“

Wer helfen kann: Einsendungen bitte an sbf GmbH, Steinbachstraße 13, 01445 Radebeul