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Görlitz führt jetzt Siemens-Sparte weltweit

Bei Industriedampfturbinen kommt im Konzern niemand am Turbinenbau in Görlitz vorbei.

Von Sebastian Beutler
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Das Siemens-Logo an einer Montagehalle in Görlitz
Das Siemens-Logo an einer Montagehalle in Görlitz © SZ-Archiv / Nikolai Schmidt

Das Görlitzer Siemens-Werk hat seine Arbeit als weltweite Zentrale des Konzerns für Industriedampfturbinen aufgenommen. Zwar ist das Werk bereits seit 1. Oktober in dieser Verantwortung, doch ehe die Strukturen stehen, dauert es eine Weile. Von Görlitz aus wird nun die Entwicklung und Produktion dieser Anlagen bei Siemens gesteuert. Das betrifft auch die Standorte in Indien, Brasilien und Tschechien, die zu dem Werkverbund gehören.

Im Zuge der Umstrukturierungen beim Münchner Konzern war der Görlitzer Turbinenbau zunächst zur Schließung vorgesehen gewesen. Unter dem Druck der Öffentlichkeit und der Belegschaft sieht das Siemens-Konzept nun vor, dass Görlitz sich zum einen um die Industriedampfturbinen kümmern soll. Dafür mussten auch Umstrukturierungen und Prozessverbesserungen im Görlitzer Werk vorgenommen werden, um die Produktion effizienter zu gestalten. Grundsätzlich wächst der weltweite Markt für diese Anlagen – anders als der für große Gas- und Dampfturbinen.

Zudem aber war mit der Fokussierung auf das Industriedampfturbinengeschäft der Abbau von 170 der rund 950 Arbeitsplätze in Görlitz vorgesehen. Nach Auskunft einer Siemens-Sprecherin würden alle Instrumente angewandt, die ein solch großer Konzern wie Siemens bietet. Dazu zählt die Altersteilzeit, das Angebot von Stellen an anderen Standorten oder auch der Ringtausch innerhalb verschiedener Abteilungen in Görlitz. Ohne ins Detail zu gehen, zeigte sich Siemens optimistisch, die selbst gesteckten Ziele für das Görlitzer Werk zu erreichen. Vager sind hingegen alle Pläne, die mit der Ansiedlung weiterer Unternehmen im Görlitzer Siemens-Gelände verbunden sind. Hier sind letztlich die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen, ob Siemens weitere eigene Fertigungen in Görlitz ansiedelt, ist genauso offen.

Über die Entwicklung im Görlitzer Turbinenwerk erkundigte sich jetzt auch Jürgen Kerner. Er ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Hauptkassierer der Region Ostsachsen sowie darüber hinaus auch Aufsichtsrat der Siemens AG. Kerner besuchte zudem das Bombardier-Werk Bautzen. Wie die Gewerkschaft anschließend informierte, sei bei den Gesprächen deutlich geworden, wie wichtig die Standorte von Bombardier und Siemens und damit gut bezahlte Industriearbeitsplätze für die Oberlausitz seien. Die Arbeitskämpfe und die Bemühungen der IG Metall um mehr Betriebsräte in den Unternehmen zeigen auch ihre Wirkung bei der Mitgliederzahl und damit der Schlagkraft der Gewerkschaft. 2018 traten 1 000 Beschäftigte in Ostsachsen der IG Metall bei, nach Abzug der Austritte bleibt es bei über 600 zusätzlichen Mitgliedern.

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