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Görlitz wird zur Buckelpiste

Der Frost hat überall in der Stadt tiefe Schlaglöcher verursacht. Das kostet die Stadt viermal so viel wie im Vorjahr.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Daniela Pfeiffer

Wer dieser Tag über die Kastanienallee muss, sollte wohl einen Gang runterschalten, wenn das Auto keinen Schaden nehmen soll. Ganz zu schweigen von Fahrradfahrern, für die die Strecke kein Vergnügen sein wird. Die Kastanienallee zählt im Moment zu den schlechtesten Straßen der Stadt. Nach diesem Winter erst recht, denn neue Schlaglöcher machen sie regelrecht zur Buckelpiste.

Ein Bild, das sich ähnlich überall in der Stadt bietet. Jetzt, wo Frost und Schnee vorbei sind, wird das ganze Ausmaß sichtbar. Der Winter hat im schlechtesten Sinne ganze Arbeit geleistet. Das sieht auch Bauamtsleiter Torsten Tschage so. „Im Vergleich zum vorigen Winter haben sich die Schäden vervierfacht“, sagt er. Erst nachdem die Stadt zwei Wochen frostfrei war, konnten die Straßen nun inspiziert werden. „Schuld an diesem Ausmaß hat die durchgängige Frostperiode“, sagt Tschage. In der Tat war fast der komplette Januar ein Winter wie aus dem Bilderbuch – mit Schnee und Kälte. Doch was etwa die Kinder freute, die Rodeln gehen oder Schlittschuhe fahren konnten, hat der Frost die Straßen ordentlich angenagt. „Dabei hatten wir noch Glück im Unglück, dass es nicht so viele Wechsel von Tau- und Frostperioden gab, dann wäre es noch dramatischer ausgegangen“, so Tschage. Dramatisch ist es trotzdem – vor allem für den städtischen Haushalt. In Zahlen ausgedrückt: Im Vorjahr musste die Stadt etwa 132 000 Euro in die Straßen stecken, um sie nach dem Winter wieder fit zu machen. Diesmal werden es um die 510 000 Euro sein, sagt Torsten Tschage. Würde die Stadt das Geld komplett allein aufbringen müssen, wäre die Summe, die für den Straßenunterhalt 2017 eingeplant ist, schon fürs Flicken der Winterschäden aufgebraucht.

Tschage hofft deshalb für Görlitz, dass der Freistaat einspringt. Denn das Problem ist kein reines Görlitzer. Überall beklagen die Kommunen deutlich höhere Schäden nach dem Winter. Und alle hoffen, dass der Freistaat wieder ein Sonderprogramm dafür auflegt.

Bis dahin aber heißt es, zu handeln. Im Moment sind die Stadt und von ihr beauftragte Unternehmen damit beschäftigt, die schlimmsten Stellen auszuschildern. „Achtung Straßenschäden“ – diesem Hinweis werden die Görlitzer in diesen Tagen immer öfter begegnen. Und Torsten Tschage hofft, dass sie sich das auch zu Herzen nehmen. Wer in ein Schlagloch fährt und sich am Auto Schaden macht oder gar Radler, die stürzen und sich verletzen – die Chancen, von der Versicherung dafür entschädigt zu werden, stehen eher schlecht. Der kommunale Schadensausgleich, praktisch die Versicherung für Kommunen, drängt hier auf die Sorgfaltspflicht der Fußgänger, Radler oder Autofahrer. Solange die Stadt ihren Pflichten nachkommt, Schäden feststellt, dokumentiert und ausschildert, ist sie auf der sicheren Seite.

Schritt zwei nach der Ausschilderung ist das provisorische Flicken, das in Görlitz schon in vollem Gange ist. Mit einem Kalkgemisch sind Männer der Straßendienst und Kommunalservice Görlitz Gesellschaft (SKS) zurzeit unterwegs und stopfen die Löcher. Allein eine Tonne davon kostet 850 Euro, etwa 3,5 Tonnen werden auf Görlitzer Straßen verbraucht werden, schätzt Torsten Tschage. Robby Schönfelder von SKS erklärt, warum jetzt nur provisorische Reparaturen möglich sind: „Momentan gibt es noch kein Heißmischgut aus den Asphaltmischwerken, die nehmen ihre Arbeit erst Anfang April wieder auf.“ Deshalb schickt er mehrmals die Woche zwei bis drei seiner Leute hinaus zum Ausbessern. Allerdings hält das aufgrund des Materials oft nur wenige Monate, spätestens nach dem nächsten Winter muss dieselbe Stelle neu gestopft werden.

Betroffen sind vor allem nicht asphaltierte Straßen in den Siedlungen, aber auch ausgebaute, inzwischen schon wieder in die Jahre gekommene Straßen. Etwa die Reichertstraße. Straßen wie sie, die nach der Wende neu waren, aber nun nach 15 bis 20 Jahren ihre Lebenszeit hinter sich haben, gibt es einige. „Insofern können wir gar nicht mal von einigen besonders schlimmen Stellen sprechen, sondern die Schäden sind überall“, sagt Torsten Tschage. Zumindest für die Kastanienallee ist Besserung in Sicht. Denn hier rückt nächste Woche das Team von SKS an. Auf ein Wort