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Unsere netten Kollegen: Das sind die Macher der Abizeitung am Curie-Gymi

Trotz Prüfungsstresses tüfteln Zwölftklässler am Joliot-Curie-Gymnasium in Görlitz derzeit an der Abizeitung und stehen vor allem vor der Frage: Was darf rein und was lieber nicht?

Von Anton Schneider
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Sie sind die Redaktion der Abizeitung am Görlitzer Joliot-Curie-Gymnasium (v. li.): Noreen Hohlstein, Christoph Schwarzer, Benjamin Beutler und Leonie Biese in der Schulbibliothek.
Sie sind die Redaktion der Abizeitung am Görlitzer Joliot-Curie-Gymnasium (v. li.): Noreen Hohlstein, Christoph Schwarzer, Benjamin Beutler und Leonie Biese in der Schulbibliothek. © Martin Schneider

Noch ist die Abizeitung ein 120-Seiten-Dummy ohne Inhalt. Auf dem Einband steht schon das Motto des Jahrgangs: "Abi Real". Aber der Redaktionsschluss naht, schon am 8. Juni steigt der Abiball des Görlitzer Joliot-Curie-Gymnasiums im L2-Club, und dann muss die Zeitung spätestens fertig sein.

Abschlusszeitungen bilden neben Zeugnisausgabe und feierlichen Abschlussball den feierlichen Dreiklang zum Abschied vom Schülerdasein. Generationen von jungen Leuten haben das schon so erlebt. Und auch am Joliot-Curie-Gymnasium in Görlitz ist es eine lange Tradition, die in diesem Jahr nicht abreißen sollte. Irgendwann stand dann die Frage im Raum, wer die Aufgabe angehen wolle, erzählt Christoph Schwarzer, der gerade mitten im mündlichen Prüfungsstress steckt. Er und drei Mitstreiter erklärten sich schließlich bereit, auf Zeit Journalisten zu werden und sich um die Abizeitung zu kümmern. Die ersten Ideen entstanden bereits Anfang der 11. Klasse. Im zweiten Halbjahr dieses Schuljahres fing das Team an, intensiv zu planen und ihre Ideen in die Tat umzusetzen.

In der Abizeitung gibt es auch einen Spotify-Code

Als Erstes machten sie sich daran, eine Druckfirma zu finden, die die Abizeitung letztlich auch in ihrem Sinne produzieren konnte. Anschließend ging es damit weiter, die einzelnen Aufgaben auf die Mitglieder der Gruppe zu verteilen. Jeder kann etwas anderes besonders gut, von daher sei die Arbeit auch nach den unterschiedlichen Talenten der Zwölftklässler aufgeteilt worden, erzählt Noreen Hohlstein.

Sie selbst schrieb beispielsweise über die Erlebnisse aus dem Skilager, Benjamin Beutler über die spannende Kursfahrt nach Wien. Leonie Biese war für die Rankings, also die Bewertungen von Mitschülern und Lehrkräften verantwortlich. Christoph Schwarzer koordinierte alles und entwickelte obendrein das Inhaltsverzeichnis. Die vier bekamen noch zusätzliche Hilfe. Insgesamt neun Schüler waren so an der Zeitungsproduktion beteiligt. Einige gestalteten das Cover, andere schrieben witzige Berichte und Anekdoten auf, und wieder andere formulierten das ebenso unterhaltsame Nachwort.

Ein besonderes Highlight: die Schüler-Steckbriefe. Auf diesen Seiten wird jeder der Mitschüler unter witzigen Aspekten vorgestellt. Es gibt eine Seite mit den besten und skurrilsten Lehrerzitaten, die Fotos vom Paddellager oder der Abschlussfahrt in der 10. Klasse. Natürlich darf auch das Abschlussfoto auf der ersten Seite nicht fehlen und es findet sich ein Quiz: "Kindheitsfotos erraten". Abgerundet wird alles mit einem abgedruckten Code zu einem individuell gewählten Lied auf Spotify: ihr "Soundtrack des Lebens", wie die Joliot-Curie-Abiturienten es nennen. So können alle dann auf die Lieder der anderen zugreifen.

Auch für die Abizeitung gilt das Presserecht

So eine Abizeitung ist lustig, und mitunter wird auch etwas über die Stränge geschlagen, Mitschüler und Lehrer werden zum Ende hin etwas auf die Schippe genommen. Dennoch gibt es einige rechtliche Dinge, bei der Erstellung der Abizeitung zu beachten. Nun sitzt nicht gleich ein Anwalt bei den Redaktionssitzungen dabei. Es gibt im Internet einige hilfreiche Seiten zur groben Orientierung. Eine davon ist die Seite "abigrafen.de" von einer Dortmunder Druckerei, die sich für das Thema rund ums Abi spezialisiert hat.

Auch für Abizeitungen gilt das Presserecht. Die Gymnasiasten unterliegen beispielsweise keiner Zensur. Doch sie haben auch Pflichten einzuhalten. Die Wichtigste ist darunter, das Persönlichkeitsrecht Dritter zu respektieren. Beschimpfungen von Lehrern oder der Schule im Allgemeinen sind tabu. Der Grat zwischen Kritik, Beleidigung oder gar Bloßstellung sei da häufig schmal.

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Das sehen auch die Macher der Joliot-Curie-Abizeitung so. Sie hätten stets genau abgewogen, dass der Inhalt angemessen ist und nicht unter die Gürtellinie zielt. So verwarfen sie zum Beispiel eine Kategorie bei der Einschätzung der Lehrer. Sie hieß: „Diese Lehrkraft soll mein Kind später auf keinen Fall unterrichten“. Schließlich soll die Abizeitung ja ein Spaß für alle Beteiligten sein.

Journalist will keiner aus der Redaktion werden

Die Schüler müssen für das diesjährige Abibuch nichts bezahlen. Der Druck finanziert sich komplett aus den Mitteln von Sponsoren, die das Projekt unterstützen und als Gegenleistung im Jahrbuch erwähnt werden. Noreen Hohlstein erzählt, viele Sponsoren seien auch durch persönliche Kontakte der Schüler gewonnen worden.

Nun ist das Projekt fast abgeschlossen. Die vier Abiturienten haben gemerkt, wie viel Zeit es kostet und was sie sich da zugetraut haben. Ihr Rat an zukünftige Jahrgänge, die vor der Herausforderung Abizeitung stehen: „Fangt früher an!“. Die Zeit sei, vor allem während der Prüfungszeit, häufig sehr knapp bemessen. Und bei aller Begeisterung für ihre Abizeitung. Journalist werden will niemand von der vierköpfigen Redaktion.